„Chris?", flüstere ich.
Ich liege neben ihm in seinem Bett. Nach dem Versöhnungssex in der Dusche hatten wir alles auch noch ins Schlafzimmer verlegt und unsere Wut, Frust und den Schmerz, den wir uns gegenseitig angefügt hatten, an unseren Körpern ausgelassen.
Noch nie war ich gleichzeitig so wütend und so erregt gewesen, wie letzte Nacht. Aber jetzt schmerzt mein ganzer Körper. Und meine Seele, denn ich habe ein schrecklich schlechtes Gewissen. Es war nicht meine Absicht gewesen, Chris zu verletzen und ich bin mir schmerzlich bewusst, dass ich ebendies getan habe. Indem ich ihm nicht vertraut habe, seiner Ex eher geglaubt habe als ihm und indem ich mich einfach – um Chris' Worte in den Mund zu nehmen – auf den Nächstbesten gestürzt habe.
Das war so dumm von mir!
Chris' Körper liegt neben mir. Sein starker Rücken ist mir zugewandt. Ich fahre mit meinen Fingerspitzen über seine Haut und sehe, wie es ihm die Härchen aufstellt. Er dreht sich zu mir um und öffnet die Augen, die von dunklen Ringen umrandet sind. Er sieht mitgenommen aus. Alles nur meinetwegen.
„Hm?", murmelt er schlaftrunken.
Ich rolle mich zusammen und krieche näher zu ihm heran. Mein Gesicht drücke ich an seine Brust. Der Geruch seiner Haut schleicht sich in meine Nase. Ab seiner Bewegung merke ich, wie er verwundert zu mir runterblicken muss.
„Was ist denn?", fragt er weiter. Er räuspert sich, denn seine Stimme ist vom Schlaf belegt.
Aber da kommt der Schluchzer schon aus meiner Kehle und ich heule ihm seine nackte Brust voll. Er will sich von mir lösen, um mir in die Augen zu blicken, aber ich kann es nicht zulassen. Ich will mich einfach nur an ihn krallen und ihn nie wieder loslassen.
„Hey", sagt er sanfter und schlingt die Arme um mich. „Was ist denn los?"
Erst schaffe ich es nicht, etwas zu sagen, aber dann löst sich der Druck in meinem Hals und die Worte formen sich wie von selbst.
„Es tut mir so leid", wimmere ich.
Mein Körper wird durchgeschüttelt, aber Chris fängt es mit seinen starken Armen ab. Der ganze Druck und Schmerz der letzten Tage löst sich genau in diesem Moment, wie eine riesige Kaskade an Gefühlen, die allesamt gleichzeitig aus meinem Herzen strömen wollen.
„Was tut dir leid?", fragt er leise, nachdem mich nur noch wenige Schluchzer packen und ich meine Stimme wieder finde.
Ich drücke mein Gesicht fester in seine Brust.
„Was ich getan habe. Was ich gesagt habe. Das mit Patrick. Dass ich dir nicht geglaubt habe ... einfach alles!"
Ein lautes, frustriertes Stöhnen entkommt mir, denn es ist mir so unendlich peinlich, wie naiv und einfältig ich mich verhalten habe. Jede erwachsene Frau wäre unter diesen Umständen wahrscheinlich vernünftig geblieben. Nur ich liess es zu, dass Julia mir den Verstand vergiftete, sodass ich die Wahrheit nicht mehr sah.
„Hey", flüstert er und küsst mich auf den Hinterkopf. „Es war ein Missverständnis. Das ist doch in Ordnung."
„Nein, ist es nicht. Wenn ich gewusst hätte, dass das alles falsch ist. Ich hätte nie ..."
Chris drückt mich fester an sich. Es fühlt sich so gut an, von ihm gehalten zu werden. Zu wissen, dass er da ist.
„Das weiss ich doch, Emma."
Ich löse mich von seiner Umarmung und blicke ihm in die Augen.
„Es war dumm von mir! Ich hätte Julia nicht so an mich ranlassen dürfen. Eigentlich wusste ich's doch, dass es nicht stimmen kann. Aber sie ... sie ..."
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Herzbruchversicherung
ChickLitAls Emma eines Tages in der Schleuse ihres Arbeitgebers stecken bleibt und beinahe schon ein Testament ihrer Freundin per WhatsApp schreibt, lernt sie den reifen Feuerwehrmann Chris kennen, der sie aus der Situation rettet. Tage später, nachdem Emma...