35 - Besuch der roten Tante

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Es gibt wahrscheinlich keine Frau auf dieser Welt, die mir widersprechen wird, wenn ich sage, dass die weibliche Menstruation die dümmste Erfindung der Natur ist.

Keine Ahnung, wer dachte, dass es eine kluge Idee sei, dem stärkeren Geschlecht sowas antun zu wollen. Wer blutet schon gerne aus seiner eigenen Körpermitte? Genau. Niemand!

Jeder weibliche Körper reagiert in dieser sehr sensiblen Zeit unterschiedlich. Mein Prachtexemplar von einem Leib verwandelt sich in eine mit Blut- und Gebärmutterschleimhaut um sich werfende Furie. Tina und Nina wachsen um eine halbe Cup-Grösse an und sind plötzlich so berührungsempfindlich wie ein Kind mit Schmetterlingshaut, während mein Unterleib entscheidet, den blutigsten Weltkrieg der Menschheitsgeschichte in meiner Gebärmutter auszutragen. Die Krämpfe sind des Todes und manchmal so schlimm, dass sie mich wortwörtlich in die Knie zwingen.

Genau so ein Krampf überkommt mich in dem Moment, als ich den Knopf drücke, um Chris die Haustüre im Treppenhaus zu meiner Wohnung zu öffnen. Das Timing könnte nicht schlechter sein!

Ich höre, wie er die Treppen hochkommt und versuche, möglichst aufrecht an der Tür zu stehen, während ich innerlich zerfetzt werde. Meine Finger krallen sich ins Holz der Eingangstür, trotz explodierender Atombombe in meinem Unterleib.

Auf die Zähne beissen!

Er springt die letzten Treppenstufen hoch und für eine Millisekunde vergesse ich, dass ich aufgrund meiner Menstruationsschmerzen im Sterben stehe, denn Chris trägt dieses herrliche Lächeln auf den Lippen. Da hören sogar die Fronten in meinem Unterleib auf sich zu bekriegen.

Ich habe ihn zu mir nach Hause eingeladen, da wir es nicht riskieren wollten, nochmal von seiner Exfrau und Kind überrascht zu werden.

Seit unserem Gespräch unter Erwachsenen vor einer Woche haben wir das Thema "Julia" nicht mehr angesprochen und ich denke, es ist zum Wohle unserer Beziehung auch besser so. Auf der Arbeit konnte ich dieser Tyrannin dank meinem Einsatz im Vertrieb ganz gut aus dem Weg gehen. Das Problem scheint für den Moment gelöst zu sein.

Mein Gedanke für heute war natürlich, dass ich die sturmfreie Bude bei mir zuhause für gewisse Dinge mit Chris ausnützen könnte. Ich will mit dem Kerl auf Tuchfühlung gehen, allerdings kündigt genau jetzt die rote Tante ihren Besuch an.

Seit ich die Pille vor einem Jahr abgesetzt habe, werde ich regelmässig von der Lady in Red überrascht. Nicht gerade praktisch.

„Hallo", begrüsst mich Chris, als er mich an der Türschwelle sieht.

„Hi", stosse ich zwischen zusammengepressten Zähnen hervor. Der Krampf dauert noch an, aber ich hoffe, er merkt nichts davon.

Er kommt geradewegs auf mich zu, legt seine Hände auf meiner Hüfte ab und küsst mich innig. Ein Blitz geht durch mich durch, wie jedes Mal, wenn sein Mund meinen findet. Seine Lippen sind stürmisch, als wäre er ein verhungertes Tier, das endlich seine Beute gefangen hat. Meine Finger krallen sich in seinen Nacken und ich ziehe ihn zu mir runter.

„Ich habe dich vermisst", flüstert er und schiebt mich rückwärts in meine Wohnung, ohne aber von mir abzulassen.

Ehe ich antworten kann, dass es mir genauso ging, kosten seine Lippen die meinen wieder und ich verstumme. Mir wird heiss, als seine Hände sich an meiner Taille hocharbeiten. Mühsam ziehe ich ihm die Jacke ab, während wir unsere Münder nicht voneinander lösen können. Die schwarze Lederjacke landet auf dem Boden.

Er löst sich von mir, nur um mir für wenige Sekunden ins Gesicht zu blicken, meine Augen zu finden und mir zu sagen, wie sehr er mich begehrt. Dann senkt er seinen Kopf wieder zu mir herab und küsst mich. Diesmal sanfter und zärtlicher, aber dennoch gierig.

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