Kapitel 11

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~20. September~
N O A H

Jetzt ist es schon eine Woche her, dass ich Maddy von allem erzählt habe. Und auch wenn ich es nicht gerne zugebe, bin ich froh, dass sie das nun weiß und ich es ihr nicht mehr verheimlichen muss. Ich weiß auch nicht warum, aber ich vertraue ihr. Wenn man sowas erzählt, kann es immer sein, dass diese Person zur Polizei rennt und mich verpfeift, vorallem wenn man dabei selber in Gefahr ist, was bei Maddy ja definitiv der Fall ist. Aber irgendwie habe ich das Gefühl, dass sie nicht so ist und ich ihr wirklich vertrauen kann. Aber ich will mich auch nicht zu weit aus dem Fenster lehnen.

Maddy durfte diese Woche nur zur Uni - natürlich nur in Begleitung von mir - und Samira durfte herkommen. Naja und arbeiten durfte sie auch, aber da war ich vorsichtshalber auch immer dabei. Ich habe Maddy jedoch auch leider versprochen, dass sie diese Woche zum Stall zu ihrem Vieh darf. Bedeutet, ich muss mit.

Also warte ich nun bereits seit 10 Minuten auf die werte Dame, die vor 10 Minuten meinte, sie ist in einer Minute fertig.

Nach weiteren 5 Minuten kommt sie dann auch mal aus dem Bad gekrochen, nimmt sich noch einen Apfel und eine Karotte und schaut mich abwartend an. "Können wir dann mal los?", fragt sie.
Ich ziehe meine Augenbrauen hoch und muss mir ein Lachen verkneifen. "Ich war schon vor 15 Minuten fertig.", verteidige ich mich.
"Gut, dann können wir ja los.", sagt sie, macht die Tür auf und stolziert schnurstracks aus der Wohnung hinaus.

Sie läuft auf mein Auto zu und wartet, bis ich es aufschließe. Falsch gedacht, Maddy.
"Wir fahren mit meinem Baby, nicht mit dem Auto.", sage ich und laufe auf mein Motorrad zu.

"Nein, nein damit fahren wir nicht.", sagt sie und verschränkt ihre Arme vor ihrer Brust, was ihre Brüste ziemlich stark hochpusht. Wie automatisch wandern meine Augen dorthin. Ich räusper mich einmal, um wieder zurück in die Normalität zu gelangen. "Oh doch, wir fahren damit. Das macht spaß, glaub mir."

"Ich setze mich nicht auf dieses Monster. Da laufe ich lieber.", weigert sie sich.
"Maddy, komm schon. Du setzt dich doch auch ohne Helm auf dein Vieh. Und hier bekommst du sogar einen Helm und du kannst dich natürlich auch an mir festhalten.", erkläre ich und hoffe, dass sie sich nun traut.

Sie schüttelt jedoch nur ihren Kopf. "Okey gut, dann bleiben wir halt hier. Dann gehst du nicht zu deinem Pferd.", sage ich und drehe mich um, um zurück in die Wohnung zu gehen.
Sie flüstert ein "ich hasse dich", und ruft mich dann zurück. Ich muss automatisch grinsen, da mein Plan aufgegangen ist und drehe mich zu ihr um.
"Hör auf so scheiße zu grinsen du Arschloch.", meckert sie und verdreht die Augen.

Ich gebe ihr einem Helm und warte, bis sie ihn aufsetzt, jedoch hat sie Probleme beim zumachen.
"Maan, dieser Dreckshelm geht nicht zu!", motzt sie und versucht aggressiv den Helm zu schließen.
"Hey, beruhig dich, ich mach das.", sage ich und nehme ihre Hände runter, schließe vorsichtig den Helm und berühre dabei versehentlich ihre Haut. Ich merke, wie sie sofort die Luft anhält und erst wieder weiter atmet, als ich mich von ihr entferne.

War das ihr zu nah? Hat sie Angst vor mir? Ich weiß es nicht. Sie räuspert sich und schaut auf den Boden. "Danke.", sagt sie leise.

Ich setze mich auf meine Maschine und warte, bis sie sich dazu setzt. "Na los, setz dich hinter mich.", fordere ich sie auf. Sie schwingt sich also vorsichtig hinter mich, hält jedoch ziemlich viel Abstand von mir.
"Maddy, halt dich an mir fest.", befehle ich ihr. "Nein, brauch ich nicht.", sagt sie zickig und bleibt auf Abstand.

Nagut, dann muss sie es halt anders lernen. Ich lasse das Motorrad einmal einen Satz nach vorne machen, sodass Maddy hautnah an mich heran gepresst wird und sich an mir festhalten muss.
"Halte dich ordentlich fest, sonst fällst du runter."
Sie presst sich an mich und umschlingt meinen Oberkörper mit ihren Armen.
"Ich hasse dich wirklich.", flüstert sie.
"Jaja, hast du schonmal erwähnt.", sage ich lachend und fahre los.

Ein paar Minuten später kommen wir am Stall an und ich stelle mein Motorrad ab. Dann steige ich ab und nehme meinen Helm ab. Maddy tut es mir nach und drückt mir ihren Helm in die Hand. Dann stapft sie in den Stall, holt irgendwelche Sachen für ihr Vieh und kommt wieder zu mir.
"Willst du hier weiterhin rumstehen oder willst du vielleicht mitkommen?", fragt sie und ich höre einen Hauch von genervtheit aus ihrer Stimme heraus.

Ich erwiedere nichts und laufe einfach nur mit ihr auf die Koppel zu ihrem Pferd. Sie macht ihrem Pferd irgendein Seil um den Kopf und führt es dann von der Koppel zu einem Pfosten, andem sie es anbindet.
"Du kannst dir die Bürste da aus dem Putzkasten nehmen und mithelfen.", fordert sie mich auf.
"Ähm nein, ich glaub nicht. Ich putze jetzt bestimmt nicht dein Pferd mit dir."
Sie fängt an zu lächeln. "Du hast Angst.", stellt sie fest. Ich lache einmal gezwungen auf. "Wahrscheinlich habe ich Angst vor so einem Tier, oder? Träum weiter."

"Achja? Dann hilf mir beim putzen.", sie verschränkt erneut ihre Arme vor ihrer Brust und ich kann nicht anders als hinzuschauen. Fuck man, warum kann ich da nicht wiederstehen?
Mein abschweifen wird von einem Rufen unterbrochen. Ich drehe mich zu der Person, welche mich zum Glück aus meiner Starre gerissen hat und sehe Samira auf uns zulaufen.

"Heeyyy!", ruft sie und läuft auf Maddy zu, welche sie direkt umarmt. Nachdem sie sich begrüßt haben und Samira auch noch das Pferd gestreichelt hat, wendet sie sich an mich. "Na, ist der Bodyguard auch wieder dabei?", fragt sie lächelnd. Wir haben Sammy natürlich nicht ganz die komplette Wahrheit erzählt, das wäre viel zu riskant. "Natürlich, ohne den geht garnichts mehr.", antwortet Maddy sarkastisch auf die eben gestellte Frage.

Die zwei unterhalten sich noch ein wenig, bis Sammy sich verabschiedet und geht. Maddy geht mit ihrem Pferd, was anscheinend Lou heißt, auf den Reitplatz. Ich stelle mich an den Zaun und schaue von außen zu, wie Maddy aufsteigt und elegant in den Sattel gleitet. Auch beim reiten schaue ich ihr weiterhin aufmerksam zu. Irgendwie ist es interessant, ihr zuzuschauen. Außerdem sieht sie, auch wenn ich es ungern zugebe, absolut heiß aus, wie sie da in ihrer Reithose und dem engen T-Shirt auf dem Pferd reitet. Es sieht einfach wunderschön aus. Man merkt sofort, dass die beiden sich lieben.

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Roommate | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt