Kapitel 43

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~01. März~
M A D E L I N E

Meine Eltern kommen heute zu Besuch. Ob das ein angenehmer Besuch wird, weiß ich nicht. Wenn Mum dabei ist, dann kann man ja nicht immer unbedingt von einer schönen Atmosphäre sprechen. Noah hat mir auch schon deutlich gezeigt, dass er keinen Bock auf sie hat. Aber sie ist nunmal meine Mum, daran kann und will ich auch nichts ändern. Ich habe trotzdem immernoch die Hoffnung, dass die beiden sich irgendwann mal verstehen.

Gerade klingelt es und ich werfe Noah noch einen letzten mahnenden Blick zu, ehe ich die Tür öffne.
"Hey, kommt rein!", begrüße ich meine Familie und trete zur Seite, damit sie reinkommen können. Mein Dad geht direkt zu Noah, um ihn in die Arme zu nehmen, während Mum einfach an ihm vorbeigeht. Ally hingegen bleibt bei mir und umarmt mich.

Dad scheint ziemlich glücklich darüber, dass ich einen Freund habe. Er hat sich immer einen Sohn gewünscht, und mit Noah hat er immerhin sowas wie einen Schwiegersohn.

Die drei setzen sich auf die Coch, während Noah und ich in der Küche bleiben, um ein paar Snacks vorzubereiten.
"Du hast Mum garnicht begrüßt.", stelle ich leicht enttäuscht fest. Auch wenn ich verstehe, dass er sie nicht leiden kann, erwarte ich trotzdem, dass er sich ein bisschen Mühe gibt. Gerade weil sie meine Mum ist.

"Sie ist einfach an mir vorbei gegangen.", rechtfertigt er sich, obwohl wir beide wissen, dass das nur eine dumme Ausrede ist.
Ich schaue ihn schief an, woraufhin er nur die Augen verdreht.
"Okay, ich habe sie mit Absicht nicht begrüßt. Sie hasst mich und ich kann sie auch nicht wirklich ausstehen. Ich will mir wirklich Mühe geben, glaub mir, aber wenn sie mich nur anschaut, weiß ich, dass das Hoffnungslos ist und sowieso nur ein dummer Spruch kommt.", meint er und schaut mich entschuldigend an.

Ich gehe näher zu ihm und lege meine Arme um seinen Nacken. Er legt seine Hände auf meine Hüfte und schaut mir in die Augen.
"Ist schon okay. Ich weiß schließlich nicht, wie scheiße das für dich ist. Aber ich weiß, dass du dir Mühe gibst und dafür bin ich dir dankbar.", sage ich leise und gebe ihm einen Kuss auf den Mund.

Ich weiß nicht, ob es normal ist, dass die Männer ihre "Schwiegermutter" hassen, aber das macht es für mich echt nicht leicht. Und für Noah wahrscheinlich noch weniger. Aber ich habe immernoch Hoffnung, dass die beiden sich irgendwann verstehen. Die Wahrscheinlichkeit ist zwar sehr klein, aber hoffen kann man ja trotzdem.

Wir gehen mit den vorbereiteten Snacks in den Wohnbereich und stellen diese dann auf den Tisch.
"Wie geht es euch?", fragt Dad, als Noah und ich uns mit auf die Couch gesetzt haben.
"Sehr gut, danke. Und euch?", antworten wir wie aus einem Mund.
Mum schaut Noah nur abwertend an, wäre sie zum sprechen ansetzt.
"Dass es dir gut geht, wundert mich nicht, Noah. Wenn man sich jeden Tag bei einer anderen seinen Spaß abholt, kann man ja nur gut drauf sein. Madeline, hat er sich schonmal auf Geschlechtskrankheiten getestet?"

"Mum! Jetzt hör doch mal auf damit! Was hat er dir getan, dass du so über ihn sprichst?", sage ich wütend. Irgendwann reicht es doch mal.
"Schau ihn dir an, mein Schatz. Er ist der typische Drogenabhängige Schläger Typ, der jeden Tag eine neue im Bett hat. Glaubst du wirklich, dass er dir treu ist? Mich wundert es auch, dass der noch nicht im Knast war.", haut sie noch oben drauf. Damit hat sie bei Noah definitiv einen Wunden Punkt getroffen.

"Es reicht. Ich will, dass du sofort meine Wohnung verlässt.", sagt Noah kalt und zieht sie von der Couch.
"Fass mich bloß nicht an!", schreit sie.
"Dann geh alleine.", meint Noah und macht ihr Platz zum Gehen.
"Madeline, das kannst du doch nicht einfach so zulassen.", sagt sie enttäuscht.
"Ich kann nicht zulassen, dass du so über meinen Freund redest. Denk mal darüber nach, wie man sich normalerweise verhält. Wenn du deine Fehler einsiehst, dann darfst du wiederkommen. Vorher kannst du zuhause bleiben. Tschüß.", sage ich und begleite sie zur Tür.

"Madeline, ich bin deine Mutter!", sagt sie erschrocken.
"Richtig, und genau deswegen solltest du mich in meinem Leben unterstützen und Noah gehört nunmal zu meinem Leben. Solange du das nicht akzeptieren kannst, möchte ich dich nicht sehen. Bitte geh jetzt."

Eine Stunde später sitze ich mit Noah auf der Couch.  Dad und Ally sind auch gerade gegangen, weil sie ja auch einen weiteren Weg hatten. Sie sind nur für 2 Tage hier gewesen und fliegen gleich wieder zurück nach Hause.

"Es tut mir wirklich leid.", sage ich leise, während ich meinen Kopf an seine Schulter lege.
"Es ist schon okay. Alles gut.", meint er und gibt mir einen Kuss auf die Schläfe.
"Noah, ich muss mich wirklich entschuldigen. Ich hätte schon viel früher reagieren müssen.", gestehe ich mir selbst ein.
"Maddy, es ist wirklich alles gut. Du hast nichts falsch gemacht."
"Es ist nicht alles gut. Das verletzt dich, was meine Mum sagt."
"Quatsch, das verletzt mich nicht. Die kann sagen was sie will. Nur nicht in meiner Wohnung.", meint er.
"Hör auf, den Macker zu spielen. Gib zu, dass es dich verletzt. Das ist normal, und du musst dazu stehen. Hätte deine Mum sowas zu mir gesagt, hätte ich sofort angefangen zu weinen, das ist komplett normal. Und nur weil du ein Mann bist, kannst du doch trotzdem verletzt sein.", sage ich ruhig.

Er nimmt meine Hand und legt sie mit seiner auf seinen Schoß.
"Du bist zu süß für die Welt.", murmelt er leise.
"Was?"
"Hast du schon richtig gehört. Du bist nichtmal sauer, dass ich sie rausgeworfen habe. Und du bist zufrieden, weil ich zugeben muss, dass es mich verletzt. Du bist wirklich anders, und das liebe ich."

"Dass du sie rausgeworfen hast, war absolut richtig so. Hättest du es nicht gemacht, hätte ich das gemacht. Und ich liebe es, dass du dir eingestehen kannst, dass du verletzt bist, auch wenn das mal wieder an deinem Ego kratzt.", sage ich ehrlich.

Wir schauen noch einen Film, kochen zusammen und gehen dann gemeinsam duschen. Gegen 23Uhr gehen wir dann auch schlafen, da wir beide morgen arbeiten müssen.

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Roommate | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt