Kapitel 50

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~14. April~
M A D E L I N E

Ich bin nun 8 Tage bei Samira. Und ich vermisse Noah wirklich. Ich habe Liebeskummer, obwohl ich selbst dafür verantwortlich bin. Aber ich komme nicht wieder bei ihm angekrochen. Ich muss zwar zugeben, dass ich übertrieben habe, aber er kann mir nicht immer alles verschweigen. Und dass er mich immer wieder anlügt, verletzt mich wirklich unfassbar doll und ich kann einfach nicht aufhören, zu weinen.

Er hat mich bisher jeden Tag mehrmals versucht anzurufen, jedoch habe ich ihm vorhin nur geschrieben, dass er mich inruhe lassen soll und bloß nicht auf die Idee kommen soll, herzufahren. Auch mit meinem Dad wollte ich noch sprechen, denn er hat mir ja genauso wie Noah etwas verschwiegen. Jedoch hat er es, im Gegensatz zu Noah, nur verschwiegen und mich nicht noch dazu angelogen.

Ich muss heute leider arbeiten, was bedeutet, dass ich ihn sehen muss. Er macht nach wie vor seine Sozialstunden bei Miranda. Ich betrete gerade das Café, als Miranda mich schon begrüßt und hinter den Tresen zieht.
"Was hast du denn mit Noah angestellt, hm?", fragt sie amüsiert und verkneift sich offensichtlich ein lachen.
"Warum? Was meinst du?", frage ich und komme mir sofort dumm vor.
"Süße, du weißt wovon ich spreche. Ich weiß nicht, was zwischen euch passiert ist und wie es dir geht, aber ich sehe zum ersten Mal in meinem Leben, dass mein Enkel heftigen Liebeskummer hat.", erklärt sie.

"Noah hat Liebeskummer?", frage ich, bin mir aber unsicher, ob mich das wirklich überrascht.
"Natürlich hat er Liebeskummer, bist du blind auf beiden Augen? Er liebt dich, als wärst du der wertvollste Diamant im Universum. Madeline, er ist total fertig."
"Wo ist er?", frage ich und schaue mich kurz um.
"Ich habe ihn weggeschickt. Er sieht so krank aus, dass er die Gäste alle sofort verschrecken würde, obwohl du auch nicht gerade glücklich und gesund aussiehst. Außerdem würde er sich sofort an dem Alkohol bedienen, wenn keiner hinschaut.

"Geht es ihm wirklich so schlecht?", frage ich und fühle mich schuldig.
"Er hat nicht wirklich mit mir geredet, er meinte nur, dass er scheiße ist und hat sich eine Flasche Wodka gegriffen. Er hatte Augenringe bis zum Boden, verwuschelte Haare, eine Jogginghose und einen gammel Pullover an. Zum arbeiten. Die Kaputze war auch über den Kopf gezogen. Und ich bin der Meinung, Tränen in seinen Augen gesehen zu haben."
Ich hätte mit ihm reden sollen.

"Am besten gehst du auch Nachhause, ich schaffe das schon alleine. Und gehe wirklich nach Hause. Dein Zuhause ist Noah, Maddy, das wissen wir beide. Und du bist auch seins. Redet miteinander, ihr leidet schließlich beide.", sagt Miranda, umarmt mich und schiebt mich wieder aus der Tür raus.

Ich bin mir nicht sicher, ob ich wirklich zu ihm will. Er soll lernen, dass er mich nicht anlügen soll. Und außerdem bin ich noch zu verletzt, um ihm jetzt schon zu verfallen. Aber ich vermisse ihn. Unglaublich.

Ich beschließe also, doch zu ihm zu gehen, ihm jedoch nicht zu verzeihen, sondern einfach nur mit ihm zu reden.
Ich klingel an der Tür, obwohl ich selbst einen Schlüssel habe. Aber ich will auch nicht einfach so reinplatzen. Er öffnet die Tür nach einiger Zeit. Als ich meine Augen auf ihn richte, bleibt mein Herz fast stehen. Er sieht schrecklich aus. So wie Miranda beschrieben hatte.
Dunkle, tiefe Augenringe, leichter drei-Tage Bart -obwohl das eigentlich ziemlich gut aussieht-, blasse Haut, verwuschelte Haare und gammel Outfit.

"Hey.", sagt er ruhig und geht ein Stück zur Seite, damit ich reinkommen kann.
Ich betrete die Wohnung, in der wir vor wenigen Tagen noch gemeinsam gewohnt haben.

"Ich bin nur hier, um dich nochmal erklären zu lassen, nicht um dir zu vergeben.", sage ich stur. Was meine Gefühle zeigen angeht, bin ich mittlerweile ein kleiner Stein geworden. Obwohl ich genau weiß, dass er mich nur einmal kurz berühren müsste, damit ich ihm wieder verfalle und mit ihm ins Bett hüpfe. Und das weiß er glaub ich auch, jedoch hoffe ich, dass er dies nicht ausnutzen wird.

Er nickt. "Ich habe dir eigentlich alles erklärt, aber ich kanns auch nochmal machen."
"Du hast das Geld von meinem Vater genommen, obwohl ich das nicht wollte.", sage ich, jedoch ist das ziemlich unfair von mir, weil er eigentlich nur aus dem Knast raus wollte, und das wollte ich ja eigentlich auch. Aber das waren eben nicht nur ein paar Euro, sondern mehrere Tausend.

"Nicht direkt.", sagt er und setzt sich auf die Couch.
"Sondern...?"
"Ich wusste wirklich nicht von wem das Geld kommt, bis ich meine Sachen wiederbekommen habe. Erst als ich schon draußen war, wurde mir mitgeteilt, wer das Geld gebracht hat. Dein Dad hat draußen auf mich gewartet und meinte sofort, dass ich dir ja nichts erzählen soll.", erklärt er und schaut mir dabei tief in die Augen.

"Und du hast auf ihn gehört. Aber nach wie vor bin ich deine Freundin. Ich bin die, die sowas wissen sollte, vorallem weil es mein Dad war, Noah. Du weißt, wie sehr ich es hasse, angelogen zu werden. Und vorallem hasse ich es, von dir angelogen zu werden.", gebe ich zu.

Er schaut mich einfach nur an. "Es tut mir wirklich leid Madeline. Ich weiß, dass es falsch war, dich anzulügen.  Aber dein Vater hat mich darum gebeten und nachdem er mir so geholfen hat, kann ich ihm nicht einfach in den Rücken fallen. Wenn ich dir alles erzählt hätte, dann hätte ich das bei ihm auch vekackt und deine Eltern würden mich beide hassen. Ich bin ihm einfach extrem dankbar und aus Dankbarkeit habe ich das getan was er wollte."

"Warum ist es dir wichtiger, bei meinem Vater so gut dazustehen, als mir, deiner Freundin, die Wahrheit zu erzählen?", frage ich und ich weiß, dass ich ihn sowieso schon verziehen habe, ihn aber noch zittern lassen will.

Er fängt an zu grinsen. Wie ich dieses grinsen liebe.

"Weil ich mit dir schlafen kann und du mir das spätestens dann irgendwann verzeihen würdest und mit deinem Vater kann ich das nicht. Außerdem kann ich dich nicht heiraten, wenn dein Vater mich hasst. Und daher, dass ich weiß, dass du mich liebst und nur dein Spiel spielen willst, habe ich mich lieber auf die Beziehung zu deinem Vater konzentriert."

Das hat er nicht gesagt...

"Du bist ein Arsch.", sage ich, muss mir aber wirklich das grinsen verkneifen. Er ist so unfassbar heiß, auch wenn er so asozial ist. Ich liebe ihn und das weiß er. Und ich weiß, dass der erste Satz von ihm nur ein Spaß war, denn sonst wären wir schon lange im Bett. Er hat einfach Recht mit allem was er sagt, aber das soll er nicht wissen.

"Ich liebe dich.", flüstert er und schaut mir in die Augen.
Fast automatisch komme ich ihm näher und lege meine Lippen auf seine. Wie ich das vermisst habe.

Nach ein paar Sekunden fällt mir jedoch auf, dass ich ihm nicht so leicht verfallen wollte und löse mich von ihm. Ich habe kaum gemerkt, dass ich bereits auf seinem Schoß saß. Ich steige von ihm runter und verlasse die Wohnung. Soll er ruhig noch ein bisschen zappeln. Spätestens an der Verlobungsfeier von Sara und Angelo in fünf Tagen kann ich mich auch nicht mehr halten, da bin ich mir sicher.

*****

Roommate | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt