Kapitel 18

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~06. Dezember~
M A D E L I N E

Noah hat mich geküsst. Zwar nur kurz, aber er hat mich geküsst. Und es war komisch. Wirklich komisch. Außerdem war es ja nur wegen seiner Mutter. Das war eine mega komische Situation. Heute Morgen hätte ich ihn zwar fast geküsst, aber da habe ich vollkommen vergessen, dass das nicht "echt" ist. Und das gerade war irgendwie so gezwungen und komisch.

Ich schließe die Wohnungstür auf und ziehe meine Jacke und Schuhe aus. Dann gehe ich in den Wohnbereich und sehe Liam alleine dort sitzen. "Hey.", sage ich vorsichtig. Er schaut mich an, aber dreht sich direkt wieder weg.
"Wo sind die anderen?", frage ich nach. Vielleicht redet er jetzt ja mal mit mir.
"Einkaufen.", murmelt er.
"Darf ich mich zu dir setzten?", ich setze mich sowieso zu ihm. "Liam, ich weiß, dass du mich nicht magst. Das ist auch okay, ich kann dich ja nicht zwingen, mich zu mögen. Aber könntest du mir vielleicht sagen, warum du mich nicht magst? Das beschäftigt mich nämlich schon etwas."

Er schaut mich genervt an. "Du nimmst mir meinen Bruder weg. Genau deswegen mag ich dich nicht. Er redet nurnoch von dir und merkt es nichtmal. Er fragt nichtmal mehr, wie es mir geht oder was bei mir so abgeht. Er verbringt nurnoch Zeit mit dir. Du bist der Mittelpunkt in seinem scheiß Leben!", sagt er wütend.

"Hey, das stimmt nicht. Er liebt dich über alles, das weißt du. Liam glaub mir, er hat sich so sehr auf dich gefreut.", das stimmt wirklich. Er hat Liam so oft erwähnt. Sowohl bei Jace und den anderen, als auch bei mir, obwohl wir nicht viel geredet haben.
"Wirklich?", fragt er.
"Natürlich. Und das letzte was ich will, ist, dass du das Gefühl hast, dass ich dir deinen Bruder wegnehme. Denn das tue ich wirklich nicht."
"Tut mir leid.", murmelt er leise.
"Du brauchst dich nicht entschuldigen."

Ich mache den Fernseher an und wir schauen zusammen einen Film. Nach einigen Minuten öffnet sich die Wohnungstür und Noah kommt mit zwei Tüten und seinen Eltern in die Wohnung. "Na ihr.", sagt er, als er uns sieht.
Ich drehe mich zu ihm um. "Hey, soll ich beim auspacken helfen?"
Seine Mutter schüttelt den Kopf. "Nein, das kann Noah schon selber. Entspann du dich mal lieber."

Ich nicke und sehe, wie Noah seine Augen genervt verdreht. Lächelnd drehe ich mich wieder zum Fernseher und sehe im Augenwinkel, wie Liam mich ansieht. "Was ist?", frage ich lächelnd.
"Ihr seid ja voll verknallt. Ist ja ekelhaft man."
"W-Was?", frage ich verwirrt.
"Na wie ihr euch anseht und sofort lächeln müsst. das ist mehr als offensichtlich. Außerdem müsst ihr euch nicht zurückhalten. Man, jeder sieht, dass ihr euch am liebsten immer und überall ablecken wollt."

"Achja?", fragt Noah, welcher sich plötzlich über die Sofalehne schwingt und direkt neben mir landet.
"Jep.", sagt Liam entschlossen. Ich muss schlucken. Also klar, Noah ist attraktiv und ich hatte schon öfter darüber nachgedacht, ob wir uns irgenwann tatsächlich mal küssen. Ich weiß, das ist weird, aber denkt nicht jedes Mädchen so?

"Gut. Also brauchen wir uns garnicht mehr zurückhalten?", hakt Noah nach.
"Naja, also ihr sollt jetzt nicht unbedingt vor meinen Augen miteinander schlafen.", erläutert Liam. Wow, vor einer Stunde hat er mich noch gehasst, nur weil ich mit seinem Bruder "zusammen" bin. Und jetzt?

"Na wenn das so ist...", sagt Noah, und im selben Moment spüre ich zwei starke Hände an meiner Taille, welche mich auf seinen Schoß ziehen. Bitte was?
Ich sehe ihm erschrocken in die Augen. Damit habe ich wirklich nicht gerechnet. Er streicht eine Haarsträhne aus meinem Gesicht und legt seine Hand dann an meine Wange, um meinem Kopf zu steuern. Aus irgendeinem Grund bekomme ich Schmetterlinge in meinen Bauch, welche sich auf den Weg nach weiter unten machen, wenn ihr wisst was ich meine. Ich weiß nicht, wie er das nur mit einem Griff schafft, und Dean es nichtmal ansatzweise in mir auslösen konnte.

Er schaut mir erst in die Augen und dann auf meine Lippen. Und dieser Blick ist intensiv. Sehr intensiv. Dann zieht er meinen Kopf näher zu sich und schließt die letzte Lücke zwischen unseren Lippen. Dieses mal fühlt es sich anders an als vorhin. Es fühlt sich gut an. Vorsichtig erwiedere ich den Kuss und ich merke, wie sein Griff fester wird. Meine Hände wandern fast automatisch zu seinen Haaren und suchen sich ihren Weg dadurch.

Nach kurzer Zeit löse ich mich wieder von ihm, da mir einfällt, dass das alles nur gespielt ist und seine Familie hier direkt neben uns ist. Er schaut mich kurz verwundert an und legt seine beiden Hände dann auf meine Hüfte.
"Wollen wir jetzt den Film weiter gucken?", fragt Liam mich. Ich nicke und möchte von Noah runter. Er hält mich jedoch weiterhin fest. "Ich gucke mit.", sagt er bestimmt.

"So kann ich aber nichts sehen.", protestiere ich. Denn so wie ich gerade sitze, kann ich nur ihn sehen. Also legt er sich hin und zieht mich schräg auf sich, sodass wir kuscheln können, und trotzdem den Film schauen können.
"Boah ihr seid jetzt schon anstrengend.", murmelt Liam genervt.

Nach dem Film gehen Noah und ich ins Bad, um Zähne zu putzen. Als "Paar" macht man das wohl zusammen.  Danach gehe ich noch zu Noahs Familie und wünsche ihnen eine Gute Nacht und dann mache ich mich auf den Weg in Noahs Zimmer. Dort ziehe ich mich schnell um und lege mich dann ins Bett, um mit Tami zu schreiben. Ich vermisse sie wirklich sehr. Und langsam bringt das Telefonieren auch nicht mehr viel, dann ich vermisse sie immer nur umso mehr.

Nach 5 Minuten kommt auch Noah ins Zimmer und zieht sich direkt aus.
"Hey! Hättest du mich nicht vorher warnen können?", frage ich gereizt.
"Wovor? Vor meinem absolut heißen Körper? Davor brauche ich dich nicht warnen, ich weiß, dass du das sexy findest.", meint er absolut eingebildet.
"Naja, Einbildung ist auch eine Bildung. Wenigstens eine, die du vorweisen kannst."

Er schaut mich überrascht an. "Kontern kannst du. Gefällt mir."
Ich muss mir ein lächeln verkneifen. Dann legt er sich neben mich und macht das Licht aus. Einige Zeit ist es still.

"Was hast du eigentlich mit Liam gemacht?", fragt er und bricht damit die Stille.
"Ich habe mit ihm gesprochen."
Er seufzt. "Das war mir schon klar. Ich wollte wissen was du gesagt hast, damit er so ist."
"Ich habe ihm gesagt, dass er bei dir immer an erster Stelle stehen wird und ich mich nicht zwischen euch stellen will."
"Und das wars?", fragt er ungläubig.
"Zusammengefasst ja. Aber du musst ja nicht jede Kleinigkeit wissen."

"Danke.", sagt er plötzlich.
"Wofür?", frage ich verwirrt. Was habe ich denn jetzt gemacht? Hä?

"Naja eigentlich für alles. Pass auf, ich hasse es, mich zu bedanken, also hör zu. Ich bin dir dankbar dafür, dass du mich trotz der ganzen kriminellen Scheiße nicht verurteilst und verpetzt. Du hättest mich schon lange hinter Gitter bringen können, denn dafür würde ich definitiv in den Knast wandern, aber du verhälst dich trotz der ganzen Sache noch genauso wie sonst auch. Außerdem bin ich dir dankbar dafür, dass du meine Freundin spielst, auch wenn du mir das ja eigentlich auch schuldig bist. Aber trotzdem. Und ich bin dir dankbar, dass du mit Liam geredet hast. Das ist irgendwie nicht selbstverständlich."

Sofort muss ich lächeln. "Gerne. Aber das mit Liam habe ich eigentlich nur wegen mir selbst gemacht, weil es mich stresst, wenn ich weiß, dass ich nicht gemocht werde und nicht weiß warum. Aber bitte tu mir einen Gefallen und reite dich nicht noch mehr in diese ganze Drogen Geschichte rein, okay?"

Er nickt und wünscht mir dann eine gute Nacht. Keine zehn Minuten später bin ich schon eingeschlafen.

*****

Roommate | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt