Kapitel 36

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~23. Januar~

N O A H

Gestern wurde ich aus dem Krankenhaus entlassen und heute werde ich mich wohl oder übel zur Polizei begeben müssen. Maddy hat mir angeboten, ihren Vater anzurufen, da er Anwalt ist und er mich da unterstützen würde, jedoch habe ich das Angebot erstmal abgelehnt. Ich meine, das ist der Vater meiner Freundin und ich will eigentlich nicht, dass er mich jetzt anfängt zu hassen, denn wenn er das alles erfährt, dann ist er bestimmt nichtmehr begeistert von meiner Beziehung zu seiner Tochter.

Maddy hat jedoch darauf bestanden, jetzt mitzukommen, da sie mich, nach wie vor, nicht alleine lassen will. Und ehrlich gesagt bin ich auch froh, dass sie so hinter mir steht. Ich liebe sie wirklich. Und ich hätte niemals gedacht, dass ich das jemals erst meinen würde, aber ich tu es wirklich.

Als wir vor dem Polizeirevier ankommen, steht da niemand geringeres als Maddys Vater. Ich schaue sie genervt an. "Nicht dein Ernst."
"Tut mir leid, aber ich konnte nicht anders.", entschuldigt sie sich und greift nach meiner Hand.
"Schatz, ich hab gesagt ich will das nicht."
"Ich weiß. Aber das ist definitiv besser, als da alleine reinzugehen. Er weiß auch schon alles und keine Sorge, er hasst dich nicht."
"Ich hasse dich manchmal, weißt du das? Warum kannst du nicht einmal das machen, was ich dir sage?", frage ich sie und ziehe sie an ihrer Hüfte zu mir. Sie legt direkt ihre Hände in meinen Nacken.
"Du hasst mich nicht. Und wenn ich machen würde, was du sagst, dann wäre es doch langweilig."
Ich beuge mich noch ein Stück zu ihr runter und senke meine Lippen auf ihre.
"Stimmt, ich hasse dich nicht.", raune ich gegen ihre Lippen und küsse sie nochmal.

Wir gehen gemeinsam zu Paul, welcher uns schon beobachtet hat.
"Na ihr beiden, was ist denn mit euch passiert?"
"Hey Dad, was soll passiert sein?", fragt Maddy und umarmt ihren Vater.
"Ihr seht aus wie frisch verliebt. Das war im Dezember nicht so.", meint er und umarmt mich auch.
"Tja, Dinge ändern sich.", sagt Maddy und greift wieder nach meiner Hand.
"Also, du hast ganz schön Scheiße gebaut, Noah. Mal sehen was das wird.", stellt Paul fest und schaut kurz in seine Zettel. Ich nicke nur und dann gehen wir rein. Dort sitzen auch Joe, Jace und Milo, welche gerade warten müssen.

Wir werden in einen Raum geführt, wo wieder die beiden Polizisten sitzen und einen dicken Ordner auf dem Tisch vor sich liegen haben.
Wir werden begrüßt und setzen uns dann auch.
"Wie Sie sehen, haben wir hier einen ziemlich vollen Ordner.", meint der eine. Wir nicken. Maddy hält noch immer meine Hand fest und drückt sie auf ihren Oberschenkel.
"Das ist der Ordner von Ihnen, Mr. Paszek. Wir haben diesen durchgeschaut und ziemlich viele Anzeigen wegen Körperverletzung gefunden. Dazu kommt nun auch noch der Handel von harten und gefährlichen Drogen und Betäubungsmitteln.", ergänzt er.
"Das sieht schlecht aus für dich.", meint Paul leise.
"Ich weiß.", gebe ich genauso leise zurück.

"Wir haben nach langer Überlegung und Gesprächen mit vielen Zeugen und 'Mitarbeitern' entschlossen, dass Sie nicht um eine Haftstrafe herum kommen.", verkündet einer der beiden.
"Da Sie auch selbst zugegeben haben, dass sie diese Straftat begangen haben, müssen Sie auch nicht vor Gericht. Sie haben eine Haftstrafe von neun Monaten, da Sie diesen Drogenhandel ja nicht ganz freiwillig ausgeführt haben.", sagt der andere.

"Und man kann daran nichts ändern?", fragt Maddy, welche die ganze Zeit ruhig zugehört hat.
"Schatz, lass es.", sage ich leise. Das bring sowieso nichts, ich sitze diese neun Monate ab und dann ist gut.
"Ms. Miller, es lässt sich nicht abstreiten, dass das Vorgehen von Mr. Paszek eine Straftat war und diese auch bestraft werden muss. Es würde die Möglichkeit bestehen, dass Mr. Paszek sich freikauft und somit dann nur Sozialstunden absolvieren muss. Aber ich gehe nicht davon aus, dass dies eine Möglichkeit für Sie ist.", erklärt einer der Polizisten.

"Wie hoch wären die Kosten denn?", fragt Paul dann plötzlich.
"Dadurch, dass Mr. Paszek nur neun Monate absitzen müsste, wären das um die 53.400€.", meint der Polizist.
"Und wie wäre das dann mit den Sozialstunden?", hakt Paul nach.
"Wenn er freigekauft werden sollte, dann müssten ein Jahr lang, 10 Stunden pro Woche, Sozialstunden absolviert werden, da er zur Uni geht und es anders nicht möglich ist. Sie haben natürlich Zeit, sich das zu überlegen. Mr. Paszek, ich würde Sie bitten, am 25. Januar herzukommen, um ihren Haft zu beginnen. Sollten Sie nicht auftauchen, werden wir Sie aufsuchen und herbringen. Sie sollten also garnicht erst versuchen, zu flüchten. Wir würden Sie sowieso finden.", erklärt er.

Wir stehen auf und verabschieden uns, um zu gehen. Den ganzen Weg über schweigt Maddy und ich unterhalte mich nochmal mit ihrem Vater. Ich mache ihm auch nochmal deutlich, dass er auf keinen Fall auf die Idee kommen sollte, mich freizukaufen, was er nur abnickt und sich dann auch schonwieder verabschiedet.

Als ich die Wohnung aufschließe, hält Maddy meine Hand immernoch fest.
"Ist alles okay?", frage ich vorsichtig, als sie mich mit glasigen Augen anschaut.
"Sehe ich so aus, als wäre alles okay? Noah, du musst in den Knast, natürlich ist nicht alles okay.", sagt sie und Tränen fließen über ihre Wange.
Alles in mir zieht sich bei dem Anblick zusammen.
Ich wische ihr schnell die Tränen aus ihrem Gesicht. "Es sind doch nur neun Monate. Du kannst mich doch immer besuchen kommen. Es hätte viel schlimmer kommen können."

"Nur neun Monate? Weißt du eigentlich, wie lang das ist?"
"Maddy, bitte. Ich finde das alles auch nicht toll. Ich muss es aber so hin nehmen, und das solltest du auch, wir können daran eben nichts ändern."
"Ich will es aber nicht so hin nehmen. Es muss doch eine andere Möglichkeit geben."
"Es gibt aber keine andere Möglichkeit. Du wusstest, dass das passieren wird. Es sind neun Monate, danach ist alles wieder normal.", versuche ich ihr einzureden.
"Ich wusste, dass es so kommen kann, ja. Aber ich wusste ja nicht, dass du so ein kriminelles Arschloch bist und so viele Anzeigen wegen Körperverletzung hast.", meint sie sauer, lässt meine Hand los und stapft in ihr Zimmer. Ich atme einmal tief durch und beschließe dann, sie inruhe zu lassen und meinen Eltern davon zu berichten. Es führt ja kein Weg daran vorbei.

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Roommate | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt