Kapitel 29

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~25. Dezember~
M A D E L I N E

Als Noah mir gestern die Kette umgelegt hat, ist mir eines klar geworden. Er ist für mich nicht mehr nur ein Mitbewohner, das war er schon lange nicht mehr. Ich denke, ich habe mich wirklich in ihn verliebt.

Und auch wenn er es gestern nicht gezeigt hat, weiß ich, dass das was Mum gesagt hat, ihn verletzt hat. Was fällt ihr eigentlich auch ein? Ich habe mich bei Noah mindestens 20 Mal entschuldigt, da Mum einfach übertrieben hat. Und deswegen werde ich heute auch nochmal mit ihr sprechen. Ich habe beschlossen, mit ihr spazieren zu gehen, da wir so alleine sind.

"Mum, dein Verhalten gestern ging wirklich garnicht.", sage ich ehrlich.
"Seit wann redest du so mit mir? Der junge Mann tut dir nicht gut, Madeline.", meint sie streng.
"Vielleicht habe ich mich verändert. Mum, ich bin nicht mehr dein kleines Baby, welches zu allem ja und Amen sagt. Ich habe eine eigene Meinung, die ich vertrete. Und ich finde einfach, dass das gestern garnicht ging.", gebe ich zurück.
"Ich finde nicht, dass ich mich falsch vehalten habe. Ich bin enttäuscht, dass ich erst jetzt erfahren habe, dass es einen Mann in deinem Leben gibt und vorallem bin ich enttäuscht, dass es er ist."

Ich bleibe stehen. "Du kennst ihn doch garnicht. Warum hast du so viele Vorurteile? Er hat dir nichts getan."
"Er macht einen schlechten Eindruck Madeline. Er ist der Typ Mann, der sich eine Freundin sucht, sie schwängert und dann abhaut. Ich kenne solche Leute wie ihn. Er ist nicht der richtige für dich. Wahrscheinlich hat er dich auch schon betrogen oder sowas.", meint sie und geht einfach weiter.

"Schämst du dich eigentlich nicht? Wie kannst du sowas sagen? Wenn du nicht sofort aufhörst, sowas zu behaupten, dann brauchst du mich niewieder besuchen kommen. Anstatt dass du dich für mich freust, dass ich endlich glücklich bin, machst du ihn schlecht. Was soll das?", sage ich wütend. Auch wenn Noah und ich nicht wirklich zusammen sind, fühlt es sich an, als hätte sie gerade wirklich die Liebe meines Lebens beleidigt.

"Er tut dir nicht gut. Er ist nicht der richtige für dich. Ich will dich doch nur schützen, Madeline.", sagt sie und legt ihre Hand auf meine Schulter.
"Dann hör auf damit. Ich liebe ihn, egal was du sagst." Ich drehe um und gehe zurück zur Wohnung. Darauf habe ich wirklich keine Lust. Wie kann sie es wagen und so über ihn reden? Alles was sie gesagt hat, passt nicht zu Noah.

Ich betrete die Wohnung und sehe direkt Noah, welcher mit Ally spielt. "Hey.", sage ich, als ich reinkomme.
"Na, wie wars?", fragt Dad, welcher nun auch zusehen ist. Die beiden scheinen gerade erst hergekommen zu sein, denn als ich Mum abgeholt habe, waren sie noch in dem Hotel.
"Nicht so wie ich es mir gewünscht habe.", gebe ich frustriert zu und gehe zu Ally und Noah.
"Es tut mir wirklich leid wegen gestern.", entschuldige ich mich nochmal.
"Maddy, ich habe doch gesagt, dass das nicht schlimm ist. Es ist alles gut, ich kann das ab, keine Sorge.", sagt er und gibt mir einen Kuss auf die Stirn.

"Hast du sie gerade geküsst?", fragt Ally angewiedert.
Noah fängt an zu lachen. "Möchtest du auch einen Kuss?", fragt er meine kleine Schwester, welche daraufhin schnell ihren Kopf schüttelt.
"Wie lange seid ihr beiden jetzt eigentlich schon zusammen?", fragt Dad neugierig.
"Schon etwas länger. Als ich hierher gezogen bin, haben wir uns direkt kennengelernt und sind auch schnell zusammengekommen.", lüge ich und hoffe, dass es nicht auffällt.
"Das ist ja schön. Und du studierst auch?", fragt Dad Noah.
"Ja. Ich studiere Lehramt. Sport und Bio.", erklärt er.

Das wusste ich selber noch garnicht. Seine armen zukünftigen Schülerinnen. Also wenn er mein Lehrer wäre, würde ich wahrscheinlich nichts von dem Unterricht mitkriegen. Wie auch? Er sieht einfach zu gut aus.

"Ah, das ist ja toll. Das ist ja auch etwas vernünftiges.", meint Dad begeistert.
Noah nickt und spielt weiter mit Ally und ihrem Playmobil-Set.
"Deine Mutter liegt wirklich komplett falsch mit ihrem Bild von Noah.", sagt Dad leise, als ich mich zu ihm auf die Couch setze.
"Sag ich ja. Aber sie sieht es nicht ein."
"Ich denke sie braucht nur Zeit.", meint er zuversichtlich.

Als Dad und Ally gegen Abend wieder gehen, kommen Jace, Milo und Joe zu uns, um an diesem Plan zu arbeiten.
Wir gehen alle zusammen in Noahs Zimmer, um inruhe darüber zu sprechen.
"Jungs, Maddy weiß über alles bescheid.", erklärt Noah und setzt sich zu mir auf das Bett.
"Du weißt, dass das extrem gefährlich für euch ist, oder?", fragt Joe Noah kritisch.

"Jep, aber Maddy hat darauf bestanden.", sagt Noah und sein Blick wandert zu mir.
"Okay, also wir sind noch nicht unbedingt weit. Jedoch müssen wir Vollgas geben, denn sonst ist Noah bald weg.", meint Milo.
"Wir haben bisher nur Ideen gesammelt.", erklärt Jace.
"Der erste Plan wäre es, zu flüchten und uns für den Anfang neue Identitäten zu beschaffen. Wenn wir dann sicher sind, könnten wir es riskieren, Carlo zu verraten. Jedoch müssten wir weit fliehen. Und das ist nicht so leicht. Die andere Option ist, dass wir uns mit einer anderen Gruppe zusammenschließen und Carlos umbringen und dann zur Polizei gehen.", erläutert Milo

"Und was ist euch lieber?", frage ich vorsichtig nach.
"Beide Ideen sind ziemlich unsicher und gefährlich. Wenn wir fliehen, dann müssen wir sehr gut aufpassen wohin wir fliehen und vorallem müssen wir auf unsere Familien aufpassen. Wenn wir Carlos töten, dann werden die anderen versuchen, uns umzubringen. Und wir würden ein ziemlich großes Problem mit der Polizei bekommen, da wir jemanden umgebracht haben. Also mir ist eigentlich die erste Möglichkeit lieber.", äußert Noah sich.

"Und wann wollt ihr das umsetzen?", frage ich unsicher.
"Eigentlich so schnell wie möglich.", meint Milo und schaut zu den anderen, welche auch nicken.
"Ich denke mal spätestens Mitte Januar.", erläutert Noah.
"Aber du müsstest definitiv mit fliehen.", meint Jace.
"Warum?", frage ich verwirrt.
"Weil du Noahs engster Kontakt bist. Wenn du nicht mit uns kommst, bist du schneller eine Geisel als du denkst.", erklärt Joe.
"Aber du hälst dich trotzdem so gut es geht da raus okay? Ich will nicht, dass dir etwas passiert. Das ist einfach zu gefährlich. Du kommst nur mit, machst aber nichts alleine.", meint Noah und schaut mich ernst an.
Ich nicke nur.

Das ist alles ziemlich verrückt. Wo bin ich hier mit reingerutscht? Ich muss nicht nur Angst um Noahs Leben haben, sondern auch um mein eigenes. Das ist so krank, aber ich wollte es nicht anders. Wäre ich nicht so ein Sturkopf gewesen, dann wäre ich sicherer als jetzt.

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Roommate | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt