Kapitel 4

4.2K 107 7
                                    

~13.August~

Ich wohne jetzt knappe zwei Wochen hier in Chicago. Samira und ich sind sowas wie beste Freundinnen geworden. Wir reiten jeden Tag zusammen aus und unterhalten uns über alles mögliche. Elin und ich sind mittlerweile auch Freundinnen geworden. Noah und ich gehen uns so gut es geht aus dem Weg und Dean und ich haben heute das 'Date', wie Samira es nennt.

Meine kleine Schwester Ally ruft mich jeden zweiten Tag an, um zu fragen, wie es mir geht. Tami und ich telefonieren auch so oft es geht und tauschen uns über alles mögliche aus. Sie wollte mich auch nächsten Monat besuchen kommen.

Seit dem Tag, andem Noah so verletzt in die WG kam, ist nichts mehr derart passiert, außer das er gefühlt jeden Tag eine andere Schlampe in seinem Zimmer vögelt, die danach schnell wieder abhaut.

Heute ist Samstag, das bedeutet ich habe heute weder Uni, noch muss ich arbeiten. Um 15Uhr wollte Dean mich abholen und mit mir Essen gehen. Gegen 10Uhr wache ich auf, mache mich fertig und gehe Einkaufen, da Noah das natürlich nicht getan hat. Nachdem ich Einkaufen war, gehe ich nochmal schnell zu Lou, um sie zu putzen und dann mit ihr einen kleinen Ausritt zu machen. Heute mal alleine. Ich reite gerade durch den Wald, als ich Motorgeräusche höre, die immer näher kommen. Ich atme genervt aus, eigentlich ist das hier ein Reitweg, aber es gibt ja immer Idioten, die keine Schilder lesen können.

Also reite ich etwas zur Seite, da Lou diese Geräusche garnicht mag und normalerweise auch immer durchdreht. Ich habe meinen Helm heute auch leider vergessen, daher wollte ich auch nicht unbedingt runterfallen. Als diese Maschiene immer näher kommt und ich den Idioten schon sehen kann, bleibt er stehen. Er schaltet das Monster aus und nimmt seinen Helm ab.

Dreimal dürft ihr raten wer es ist.

Richtig, Noah, der Idiot.

"Kannst du keine Schilder lesen, du Idiot?", frage ich genervt.
"Hey, ganz ruhig, Maddy." Hat er gerade ernsthaft Maddy gesagt? Er hat mich noch nie ansatzweise mit meinem Namen angesprochen.
"Maddy?", hake ich nach.
"Ja, oder soll ich dich Babe nennen? Hab ich auch nichts gegen.", er grinst schonwieder so dumm. Am liebsten hätte ich ihm dieses grinsen aus dem Gesicht geschlagen.

"Also, was machst du hier? Hier ist ein Reitweg, falls du nicht lesen kannst.", zicke ich ihn an.
"Eigentlich wollte ich dir nur deinen Helm und deinen Schlüssel bringen, den du Zuhause vergessen hast. Samira hat mir gesagt wo du bist. Aber wenn du sterben willst, ist es okay, ich mochte dich so oder so noch nie. Und vor der Tür warten musst du ja auch nicht mehr, wenn du gestorben bist, daher brauchst du den Schlüssel ja auch nicht." Er setzt sich seinen Helm wieder auf und will weiter fahren. Arschloch.

"Noah! Warte! Gibst du mir bitte meinen Helm und den Schlüssel? Es tut mir leid, ich wollte dich nicht so anzicken." Er nimmt seinen Helm wieder ab. "Okay, was bekomme ich dafür?", fragt er wie ein kleines Kind. Eine Backpfeife?
"Suchs dir aus. Gib mir nur meine Sachen."
"Gut. Ich überleg mir was. Du musst es machen, klar?"
"Ja. Gib mir jetzt meine Sachen."
"Ich möchte dich nur daran erinnern, das ich auch noch was wegen der Möbel-Aktion bei dir gut habe."
Ich verdrehe genervt die Augen. "Klar, wie hätte ich das vergessen können?"

Er steigt von diesem Monster ab, holt den Helm aus dem Fach und meinen Schlüssel aus seiner Hosentasche.
"Beißt dein Vieh mich?", fragt er mit hochgezogenen Augenbrauen, während er auf mich zu geht.
"Wenn ich will, dann ja.", scherze ich.
Als er bei mir ankommt, nehme ich ihm meine Sachen ab. "Ich hoffe du wirst erwischt, wenn du hier nochmal langfährst.", sage ich ernst.
"Und ich hoffe du fällst von deinem Pferd und brichst dir irgendwas.", gibt er genauso ernst zurück.
"Ich hasse dich!", rufe ich ihm hinterher, als er auf sein Monster steigt.
"Ich dich auch, Babe.", antwortet er und fährt los.
Was für ein Arschloch.

Als ich gegen 13Uhr wieder in der Wohnung bin, in die ich glücklicherweise mit meinem Schlüssel gekommen bin, der mir letzte Woche endlich überreicht wurde, gehe ich als erstes duschen. Dann ziehe ich mir einen schwarzen BH mit passender Unterwäsche an, werfe mir noch mein Handtuch über und mache mich auf den Weg in mein Zimmer. Als ich das Bad verlasse, steht Noah plötzlich vor mir. Sein Blick wandert langsam über meinen mit Handtuch bedeckten Körper.

"Na, genug geschaut, oder willst du noch ein Foto machen?", zitiere ich ihn amüsiert.
"Ein Bild wär' schon geil, aber dann bitte ohne Handtuch.", sagt er und zwinkert mir dann zu. Ich sehe genau, wie er sich das lachen verkneifen muss, als er meinen Blick sieht. Mit dieser Antwort habe ich definitiv nicht gerechnet, aber eigentlich hätte es mir klar sein müssen, ich meine das ist Noah, was soll man sonst erwarten?

Ich fauche nur ein "Vergiss es" und verschwinde dann in meinem Zimmer. Ich hasse ihn wirklich. Was denkt er wer er ist?
Ich setze mich an meinen Schminktisch und fange an, mich für das 'Date' zu schminken. Dann ziehe ich mir einen beigen Overall mit V-Ausschnitt an. Danach fange ich an, meine Kastanienbraunen, hüftlangen Haare zu locken. Als letztes ziehe ich mit meine schwarzen Adidas Schuhe an, da mir hohe Schuhe definitiv zu ungemütlich sind. Außerdem würde ich mich zu Overdressed fühlen.

Gegen 15Uhr gehe ich dann aus meinem Zimmer und sehe vier Jungs auf der Couch Fußball schauen. Ich habe garnicht mitbekommen, dass Jace, Milo und Joe hier sind.
"Heiße Mitbewohnerin hast du da, Bro.", sagt Milo, als er mich bemerkt. Nun drehen sich die anderen auch zu mir um.
"Wo willst du denn hin?", fragt mein Mitbewohner mich.
"Kann dir doch egal sein.", gebe ich zurück.
"Beine breit machen, was?", fragt nun Joe mit amüsiertem Blick. Hat er mich gerade indirekt Schlampe genannt?
"Ja, wahrscheinlich schon, so wie sie sich schick gemacht hat.", gibt Jace dazu. Wow, jetzt reichts. Ich wollte gerade etwas sagen, als Noah ein "Jungs." von sich gibt und aufsteht um zu mir zu gehen.

"Mit wem triffst du dich?", fragt er so leise, das nur ich ihn hören kann.
"Kennst du sicher nicht."
"Egal, sags mir trotzdem. Bitte."
"Warum willst du das so unbedingt wissen?"
"Maddy, sags mir einfach.", er schaut mich mit soeinem Welpenblick an, das ich aufgeben muss.
"Ich habe ein 'Date' mit Dean.", gebe ich zu.
"Mit Dean?", hakt er mit hochgezogenen Augenbrauen nach. Mein Gott ist er heiß- nein, ist er nicht. Er ist ein Arschloch.
"Ja, mit Dean. Was dagegen?"
"Der Milchbubi Dean? Was kann der dir denn bieten? Maddy, triff dich nicht mit ihm, er ist ein Arsch.", sagt er mit irgendetwas komischem in der Stimme.
"Kann dir doch egal sein. Kümmer du dich um deine Schlampen und lass mich daten wen ich will. Und ein größeres Arschloch als du kann er ja nicht sein. Er holt mich jetzt auch schon ab, also Ciao.", sage ich und schließe die Wohnungstür mit einem lauten Knall.

***********************

Roommate | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt