Kapitel 47

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~02. April~
M A D E L I N E

"Noah!", stöhne ich und atme angestrengt aus. "Ich kann nicht mehr!"
"Komm schon, wann bist du so unsportlich geworden?", fragt er und bleibt stehen.
Noah hat mich dazu überredet, Sport zu machen. Er wollte unbedingt joggen gehen, jedoch habe ich nicht mehr als drei Kilometer geschafft.
"Ich überlasse den Sport lieber dir. Das ist mir wirklich zu anstrengend.", gebe ich zu und beuge mich nach vorne um meinen Körper zu beruhigen.
Er kommt zu mir zurück, nimmt meine Hand und zieht mich mit sich. "Es ist nurnoch ein Kilometer, das ziehst du jetzt durch."

So kommt es, dass ich doch noch den letzten Kilometer mit ihm jogge. Als ich dann endlich das Haus seiner Eltern sehe, bin ich doch ein bisschen froh, dass mein Freund mich überredet hat, mitzukommen, denn wenn wir alle mal ehrlich sind, ist das ein mega geiles Gefühl, zu wissen, dass man was gemacht hat.

Er kommt zu mir und gibt mir einen kurzen Kuss auf die Lippen. "Hast du gut gemacht."
"Ich weiß. Jetzt habe ich aber hunger.", gebe ich zu. Es ist gerade mal acht Uhr am Morgen. Liam hat Geburtstag und Noah hatte trotzdem die wundervolle Idee, seine Freundin zu quälen.
Ich gehe schnell ins Haus um zu duschen. Als ich fertig bin, sehe ich, wie Giulia ihren Sohn dazu verdonnert hat, beim Frühstück zubereiten zu helfen.

"Toll machst du das.", scherze ich, während ich meinem Freund dabei zusehe, wie er eine Gurke schneidet.
"Amüsier dich ruhig, du Schlange.", meint er genervt, aber doch lächelnd.
"Madeline, du kannst auch helfen, wenn du möchtest.", meint Giulia lächelnd.
"Warum wenn sie möchte? Ich wollte auch nicht.", beschwert Noah sich.
"Weil sie nicht meine Tochter ist.", meint sie und schüttelt den Kopf.
"Du kannst jetzt duschen gehen, ich erlöse dich, bis du fertig bist.", sage ich und scheuche ihn weg.
Er küsst mich kurz und flüstert ein "Danke", ehe er auch schon verschwunden ist.

"Hilft er eigentlich viel bei euch im Haushalt?", fragt Giulia mich, nachdem Noah verschwunden ist.
Ich schüttle den Kopf. "Nicht wirklich. Aber bisher hat es mich nicht gestört.", gebe ich zu.
"Hmm. Hätte ich ihn erzogen, wäre das vermutlich anders gewesen.", überlegt sie leise.
Ich reagiere auf diese Aussage nicht, denn ich weiß garnicht, ob sie überhaupt für meine Ohren bestimmt war.

Nach zehn Minuten kommt Noah wieder die Treppe runter und setzt sich an den Tisch. "Wann steht Liam immer so auf?", fragt er seine Mutter.
"So gegen neun Uhr, also müsste er gleich wach werden.", erklärt Giulia.
Ein paar Minuten später hört man auch schon Schritte auf der Treppe und weniig später erscheint ein verschlafener Liam in der Küche.

"Happy Birthday!", rufen wir alle gleichzeitig und umarmen ihn nacheinander.
"Wow, jetzt bist du schon 15 Jahre alt.", stellt Noah fest.
"Junge, du bist schon 20, du alter Sack.", meint Liam lachend.
Wir frühstücken alle gemeinsam und gehen dann raus an den Pool, da es heute ziemlich warm ist.
Ich habe mich gerade auf eine Liege gelegt, als mein Handy anfängt zu klingeln.
Ich schaue auf den Display und stöhne einmal genervt auf, entscheide mich aber dafür, ranzugehen und stehe auf, um inruhe telefonieren zu können.
"Wer ist das?", fragt Noah angespannt, da er meine Reaktion mitbekommen hat.
"Mum.", sage ich und gehe rein.

"Was willst du?", ist das erste was ich sage, als ich auf den grünen Höhrer drücke.
"Madeline. Wo bist du?", fragt meine Mutter am anderen Ende des Höhrers.
"Ich bin mit meinem asozialen Freund im Ausland.", sage ich und verwende dabei absichtlich ihre Wortwahl.
"Was?! Warum? Will er dich jetzt verschleppen oder was?"
"Woher weißt du überhaupt, dass ich nicht Zuhause bin?", frage ich verwundert.
"Weil ich gerade vor der Haustür stehe und keiner aufmacht.", meint sie sauer.

"Ich habe dir gesagt, dass du nicht mehr kommen darfst.", erinnere ich sie.
"Ich wollte mich auch eigentlich entschuldigen.", sagt sie leise.
"Achja?", ich bin beeindruckt.
"Ja. Meine Meinung über deinen Freund hat sich zwar nicht geändert, aber ich sehe ein, dass ich ein wenig übertrieben habe."
"Womit hast du übertrieben?", frage ich neugierig.
"Nun, ich hätte nicht sagen sollen, dass es mich wundert, dass er noch nicht im Knast war. Sowas gehört sich nicht."
"Das ist alles?", frage ich enttäuscht.
"Ich will dich nur beschützen und dir die Augen öffnen, irgendwann wirst du mir dafür danken.", rechtfertigt sie sich.

"Mum, ich liebe ihn und er liebt mich. Du brauchst mich nicht beschützen, weder mir die Augen öffnen. Du kennst ihn nicht.", sage ich und merke, wie mir ihre Worte in das Herz stechen.
"Liebe? Der Typ macht dir ausversehen zwei Kinder und dann ist der Weg. Du weißt doch garnicht was Liebe ist, Madeline! Liebe ist was ganz anderes."
"Achja?! Was weißt du denn schon? Du kennst ihn nicht. Deine Entschuldigung widerspricht sich mit deinen Aussagen. Ich lege jetzt auf, vielleicht solltest du mal über dein Verhalten nachdenken.", sage ich wütend und lege auf. Diese Frau spinnt doch. Was hat Noah getan, dass sie ihn so sehr verachtet?

"Maddy? Alles okay?", höre ich Noah rufen.
"Ja, alles gut, ich komme gleich.", sage ich ruhig und schaue noch einmal kurz in den Spiegel, bevor ich wieder runter gehe. Ich hatte vorhin angefangen zu weinen, weshalb ich mir die Tränen von der Wange wische und wieder raus gehe. Ich gehe zu Noah, welcher sich hinsetzt und mich zu sich zieht, sodass ich zwischen seinen Beinen sitze und mein Rücken seinen Oberkörper berührt.

"Du siehst nicht so aus, als hätte das Gespräch eine positive Richtung eingeschlagen." stellt er fest und streicht mit seinen Fingern über meien Arm.
"Hat es auch nicht. Erst hat sie sich Entschuldigt, aber danach hat sie wieder gegen dich gehetzt.", erkläre ich und lege meinen Kopf an seine Brust.
"Oh.", ist das einzige was er sagt. Aber ich nehme es ihm nicht übel. Er hat wahrscheinlich damit gerechnet.
"Es tut mir so leid.", sage ich leise.
"Was?", fragt er.
"Meine Mum ist ein Teufel. Und du musst das ertragen. Das tut mir leid. Das muss sich scheiße anfühlen."
"Ach, alles gut. Ich war schon im Knast, mich schockt sowas nichtmehr. Ich komme damit klar. Ich liebe schließlich dich und nicht deine Mutter. Und genau deswegen haben wir heute Abend ein Date.", meint er und drückt mir einen Kuss auf die Haare.

"Ein Date?", frage ich verwirrt.
"Jep.", meint er und legt sich wieder komplett auf die Liege.
"Woher hast du die Idee denn?", frage ich überrascht und drehe mich zu seinem Gesicht.
"Naja, auch wenn du jetzt meine Freundin bist, muss ich mir ja trotzdem noch Mühe geben."
"Ich bin beeindruckt.", sage ich ehrlich und lächle ihn an.
"Das war tatsächlich auch mein Ziel.", murmelt er und drückt seine Lippen kurz auf meine.

"Ein Date also?", meint Liam plötzlich amüsiert, als er hinter uns auftaucht.
"Ich glaube wenn du vögeln willst, brauchst du dir nicht so viel Mühe geben.", meint er grinsend.
"Kumpel, ich glaube dein Bild von einer Beziehung ist surreal.", meint Noah und dreht sich zu seinem kleinen Bruder.

Liam ist mittlerweile leider in dem Alter, indem Typen nur an das eine denken, und das wird bei Liam gerade deutlich.

"Achja?", fragt er lächelnd und setzt sich auf eine andere Liege.
"Jup. In einer Beziehung geht es tatsächlich nicht nur um Sex. Sondern um die Gespräche, das Verhalten und Vertrauen zwischen den Leuten. Es geht um Liebe, schonmal was davon gehört?", fragt Noah das Geburtstagskind.

"Naja, wie dem auch sei. Falls ihr euch nach eurem 'Date' dazu entscheidet, doch zu vögeln, seid doch bitte n bisschen leiser. Ich hab keine Lust, schonwieder eurem gestöhne zuzuhören, nur weil du dich nicht zurückhalten kannst. Wenn ich Pornos gucken will, dann gucke ich mir die selber an und warte nicht, bis ihr fickt. Danke.", meint er und steht wieder auf, um ins Haus zu gehen.

"Alles klar.", murmel ich leise.
"Der ist komplett bescheuert.", meint Noah und steht auf, um seinem Bruder nachzugehen.

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Roommate | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt