Kapitel 23

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~19. Dezember~
N O A H

Morgen werde ich 20 Jahre alt. Und ich verticke immernoch wie ein 15 Jähriger diese scheiß Drogen. Ich bereue nichts in meinem Leben so sehr wie das hier. Das schlimmste daran ist ja aber, dass ich Maddy da mit reingezogen habe. Ey sie wurde fast entführt, wenn ich nicht in der letzten Sekunde aufgetaucht wäre. Das ist alles viel zu krank. Und jetzt soll ich selber Leute entführen und wenn nötig sogar umbringen? Ich muss aus der ganzen Sache irgendwie rauskommen. Ich weiß nur noch nicht genau wie. Auf jeden Fall darf niemals rauskommen, dass Maddy darüber bescheid weiß, denn dann kann ich mir sicher sein, dass sowohl sie als auch ich sterben muss. Es ist schon schlimm genug, dass sie von den Drogen weiß.

Und oh Gott, wenn meine Eltern von der Sache wüssten... die würden mich zurück nach Spanien schleppen und mich Eigenhändig umbringen.

Es ist mittlerweise halb 3 in der Nacht und ich warte auf meinen nächsten Kunden, als Carlos, der Boss, plötzlich hinter mir steht.
"Na mein Junge, wie gehts?", fragt er. So ein Schwein.
"Was gibts?", frage ich kalt.
"Sei nicht so frech. Ich habe hier eine Liste für dich. Dort stehen die Leute drauf, die du für mich beseitigen musst. Du hast insgesamt 3 Monate Zeit, dann müssen alle 15 beseitigt sein. Und du weißt, wenn sie noch leben, musst du sterben, klar? Und lass deine kleine, süße Freundin da raus, sonst stelle ich Dinge mit ihr an, die du dir nicht vorstelle willst.", er drückt mir die Liste und eine Waffe in die Hand und dreht dann um, um zu gehen.

Fuck man, hier komme ich nicht mehr raus.

Nach dem letzten Kunden gehe ich zurück nach Hause und betrete leise das Zimmer. Maddy schläft logischerweise schon, weshalb ich versuche, extra leise zu sein.
Ich lege die Liste und die Waffe zusammen in eine Schublade und schließe diese ab. Dann ziehe ich mir mein Shirt aus und lege mich ins Bett.

"Wo warst du?", fragt Maddy, welche sich alles andere als müde anhört.
"Warum bist du wach?", stelle ich die Gegenfrage.
"Beantworte mir erst meine Frage."
"Ich war draußen."
"Das hab ich mir gedacht. Was hast du gemacht?", ohne sie zu sehen, weiß ich, dass sie ihre Augen verdreht hat.
"Ich hatte einen Auftrag. Ist nicht so wichtig. Schlaf bitte weiter."
"Aber dir ist nichts passiert?", fragt sie und berührt meinen Oberkörper.

Ihre kleinen, zarten Hände auf meinem Körper hinterlassen ein Kribbeln auf meiner Haut und meine Gedanken wenden sich in eine falsche Richtung, in die ich eigentlich nicht will.

"Noah?", holt sie mich zurück in die Realität
"Hm? Ne, mir ist nichts passiert, mach dir keine Sorgen.", versuche ich sie zu beruhigen.
Ich spüre ihren besorgten Blick auf mir, merke aber, wie sie nickt und sich wieder hinlegt.

Es ist einfach das beste, wenn sie von all dem nichts weiß.

Auch wenn ich es nicht offen zugeben würde, bedeutet mir dieses Mädchen wirklich viel, und ich könnte es nicht aushalten, ihre Angst und Sorge zu sehen. Ich halte sie da raus und sie wird von all dem nichts weiter mitbekommen.

Als ich am Morgen aufwache, ist Maddy schon nicht mehr neben mir. Ich stehe langsam auf und gehe in den Wohnbereich, in dem meine Eltern sitzen.
"Guten morgen, du Langschläfer!", trällert mamá gut gelaunt.
"Morgen", brumme ich und lasse mich müde auf die Couch fallen. Die Nächtlichen Aufträge machen es mir doch ganz schön zu schaffen.
"Im Gegensatz zu dir ist deine Freundin schon ganz früh aus der Wohnung gegangen. Und du bist immernoch müde, obwohl wir schon 11Uhr haben.", meint papá amüsiert.

"Wo ist sie denn hin?", frage ich etwas hellhöriger.
"Ich bin der Meinung, sie hat von ihrem Pferd gesprochen, aber ich bin mir nicht ganz sicher.", erklärt mamá.
"Wann ist sie los?", frage ich und setze mich aufrecht hin.
"Sehr früh, ich glaube es war sieben Uhr, oder halb acht. Irgendwie so."

Das sind schon fast vier Stunden. Irgendwas stimmt da nicht. Und warum geht sie so früh, ohne mir Bescheid zu sagen? Ich springe sofort auf und ziehe mich an. Dann laufe ich schnell zu meinem Motorrad und fahre zum Stall. Dort angekommen sehe ich Samira und gehe schnell zu ihr.

"Hey, hast du dich verlaufen?", fragt sie, als sie mich sieht.
"Nein... hast du Maddy gesehen?", frage ich direkt.
Sie schaut sich kurz um. "Nein, sollte ich?"
"Fuck. Ja, wäre schön gewesen, hättest du sie gesehen."
"Wie? Was ist denn passiert?", fragt sie irritiert.
"Man, sie ist weg. Steht ihr Pferd hier noch irgendwo herum?"
"Ähm, ich schaue mal.", sagt sie und geht in Richtung Koppel.

Nach fünf Minuten kommt sie zurück. In dieser Zeit habe ich noch etliche Male versucht, Maddy anzurufen. Vergeblich. Alter, ich mache mir solche Sorgen. Was ist, wenn ihr etwas schlimmes zugestoßen ist? Oder sie entführt wurde? Fuck.

Langsam steigt Panik in mir auf.

"Und?", frage ich hoffnungsvoll. Was hoffe ich eigentlich?
"Lou ist nicht da. Das bedeutet, sie ist bestimmt ausreiten.", erklärt Samira.
Ich atme erleichtert aus. Also ist sie hier angekommen. "Okay, und wo reitet sie immer lang?"
"Noah, da gibt es nicht nur einen Weg.", sagt sie und muss sich ein kurzes auflachen verkneifen.
"Man, wo reitet sie denn am öftesten lang? Oder was ist ihr Lieblingsweg? Oder der längste? Immerhin ist sie schon vier Stunden weg."

Samira erklärt mir einen Weg, welchen ich direkt in Anspruch nehme und mit meiner Maschine abfahre. Nichts. Ich fahre wieder zurück zum Stall, an dem ich meine Maschine abstelle und mich nochmal umsehe.
"Was machst du denn hier?", höre ich eine amüsierte Stimme hinter mir. Ich drehe mich sofort um und schaue in ihr wunderschönes Gesicht.
Ich gehe mit schnellen Schritten auf sie zu und ziehe sie in eine feste Umarmung.
"Sag mal, spinnst du?", frage ich leicht wütend, als ich sie wieder loslasse.
Sie schaut mich verwirrt an.
"Du kannst doch nicht einfach gehen, ohne mir Bescheid zu sagen. Und warum warst du so lange weg?", erkläre ich.

"Hätte ich dich geweckt, wärst du genervt gewesen, außerdem bin ich in keinster Weise dazu verpflichtet, dir zu sagen wie ich mich wo und wann aufhalte. Und es hat so lange gedauert, weil Lou durchgegangen ist, und ich runtergefallen bin. Außerdem ist mein Akku leer.", sagt sie ruhig.
"Maddy, ich habe mir verdammt nochmal Sorgen gemacht. Geht es dir gut? Tut dir was weh?"

"Nein, mein Hintern, meine Hand und mein Kopf tun nur etwas weh, aber nichts dramatisches. Warte... du hast dir Sorgen gemacht?"
"Natürlich habe ich mir Sorgen gemacht. Es ist noch nicht so lange her, als du das letzte mal fast entführt wurdest. Und jetzt komm mit, ich fahre dich nach Hause.", sage ich und greife nach ihrem Handgelenk, um sie mit zu meiner Maschine zu nehmen.

Nach kurzem Protest steigt sie dann doch auf und lässt sich von mir fahren. An der Wohnung angekommen, erklärt sie mir, dass sie heute mit Tami und Samira in einen Club möchte, nicht dass ich mir Sorgen mache. Ich persönlich halte das für keine gute Idee. Die Clubs hier sind anders, als die, die sie kennt.

Hier ist alles wilder und es geht alles heißer her, als sie wahrscheinlich denkt. Aber gut, ich will es ihr nicht verbieten, und dadurch, dass ich morgen Geburtstag habe, kann ich zufällig mit Jace auch genau da feiern.

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Roommate | ✔️Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt