Kap. 26 - Ruhe vor dem Sturm

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~ Mitten im Wald Konohas ~

"Was ist jetzt Noro? Traust du dich oder nicht?"
Der große, blauhaarige Junge sah abwartend auf den Blondschopf hinab.
"Natürlich traut er sich nicht. Du weißt doch dass er ein Feigling ist!"
Der zweite Junge, einer mit orangefarbenem Haar und Sommersprossen verzog den Mund zu einem hämischen Grinsen.
"Nur wenn er alleine ist."
Ein Braunhaariger mit Topfschnitt stimmte lachend mit ein.
"Stimmt, wenn seine Schwester dabei ist, hat er auf einmal eine ganz große Klappe."
Der vierte Junge feixte. Er war klein, dick und hatte nur ein paar dunkle Fussel auf dem Kopf, welche er als Haare bezeichnen konnte.
"Ja, aber seit sie in nicht mehr erkennt und nicht mehr kämpfen kann, reißt er sein Maul nicht mehr so weit auf."
Der letzte Junge in der Gruppe war eindeutig der Anführer. Die lohfarbenen Haare waren kurz und gelockt, während die goldenen Augen boshaft auf den Fünfjährigen hinab starrten. Das etwas jüngere Mädchen neben ihm schwieg. Sie hatte zwei lange, honigfarbene Zöpfe, welche ihr bis knapp über die Hüfte reichten. Die eigentlich stechend grünen Augen, waren leer auf den Boden gerichtet, als hätte sie nicht mitbekommen, dass sie heute morgen überhaupt aufgestanden war. Anders als die anderen aus der Gruppe, war sie genauso alt wie Noro, die anderen waren zwischen sieben und zehn Jahren alt, und somit älter als er. Noro schnaubte belustigt.
"Ihr habt gut reden. Immerhin taucht ihr hier zu sechst auf und seid auch noch alle älter als ich."
Der Rothaarige wollte bereits empört etwas erwidern, als der Lohfarbene ihm zuvor kam.
"Wie sechs? Ich zähle fünf."
Er deutete auf jeden aus seiner Truppe, ließ das Mädchen jedoch absichtlich dabei aus. Noro verzog die Lippen zu einer schmalen Linie.
"Nun, dann solltest du nochmal in die erste Klasse gehen und zählen üben. Ich zähle eindeutig sechs."
Sein Gegenüber schnaubte kritisch.
"Du meinst doch nicht etwa Midori? Sie ist ein Mädchen, die kannst du gar nicht als irgendwas außer als Mädchen zählen. Sie dient mehr dekorativem Zweck."
Noro knurrte.
"Lass sie gehen Tiru!"
Doch dieser lachte nur.
"Aoi, Aka, Haltet ihn fest. Gure, bereite die Spritze vor. Raimu, halte Midori fest. Wir wollen ja nicht das sie noch einmal versucht abzuhauen."

~ Wieder bei Akira ~

Seit meinem Gespräch mit Mugo waren nun schon 12 Tage vergangen, was bedeutete dass er mich in zwei Tagen abholen würde. Mein Vater war vor ein paar Tagen mit seinem Team und einer kleinen Anbu-Einheit losgezogen, um irgendeinen Verbrecher zu fangen. Irgendwer war wohl entführt worden, jedoch hatte er mir nicht erzählen wollen wer das war. Aus vermutlich dem gleichen Grund, war überall im Dorf die Stimmung mächtig angespannt. Ich hatte jedoch momentan ganz andere Probleme. Offenbar hinter dem Rücken meiner Mutter, wurde ich seit etwa einer Woche täglich zu den Ältesten geschickt. Es war ihnen nämlich - aus welchem Grund auch immer - in den Sinn gekommen, dass meine Erinnerungen zu wertvoll waren, als dass man sie in der Schlucht des Vergessens verblassen lassen könnte. Im Klartext bedeutete dies, dass ich nun täglich von zwei Anbus abgeholt und in ein unterirdisches Labor gebracht wurde. Ich war mir nicht sicher ob die Ältesten wirklich wussten was da unten ablief, aber möglicherweise war es ihnen auch einfach egal. Tatsache war, dass das Ganze mehr an Folter als an sonst irgendwas grenzte. Jeden Tag überlegte sich dieser kranke Psychopath etwas anderes um - wie er es nannte - die Erinnerungen aus mir heraus zu kitzeln. Von irgendwelchen Psychospielchen über diverse Foltermethoden bis hin zu Brandmalen, schien ihm jedes Mittel recht zu sein, wenn seine Methoden bis jetzt auch noch nicht viel Wirkung gezeigt hatten. Erst gestern war ich immer wieder mit dem Kopf so lange unter Wasser getaucht worden, bis ich glaubte meine Lunge würde zerplatzen. Jedesmal hatte er mich dann gefragt, ob meine Erinnerungen nicht doch zurück gekehrt waren. Ich hätte natürlich mit Okamis Hilfe so tun können als hätte ich meine Erinnerungen zurück erlangt, doch ich gönnte es meinem Peiniger schlichtweg nicht, Erfolg zu haben. Meine Mutter wurde geradezu mit Aufgaben zu geschüttet, sodass sie erst nach Mitternacht nach Hause kam. Sie sah dann immer nach Noro und mir und ging dann ins Bett, nur um lange bevor wir wach wurden wieder ihren Pflichten nachzugehen. Noro selbst, kam jeden Tag verletzt zurück. Meist versorgte er die Schrammen und Schnitte selbst, doch ab und zu half ich ihm dabei. Wenn das der Fall war, schärfte er mir immer ein, bloß nichts unseren Eltern zu sagen. Ich machte mir zwar Sorgen um ihn, allerdings musste ich hierbei zugeben, dass ich mir momentan mehr Sorgen um mich selbst machte. Außerdem musste ich mir eingestehen, dass Mugos Worte immer glaubhafter wurden. Die Ältesten schienen vor nichts zurück zu schrecken. Würden sie mich wirklich in den Krieg schicken, würde ich meine Erinnerungen zurück erlangen? Wir befanden uns momentan doch überhaupt nicht im Krieg. Oder stand ein Krieg bevor? Ich freute mich fast schon auf übermorgen. Dann war ich wenigstens den Ältesten und ihren merkwürdigen Ideen nicht mehr ausgeliefert. Apropos, ich sollte mich jetzt mal auf den Weg machen. Ich konnte zwar nicht wirklich davon laufen, doch ich konnte mich wenigstens so lange aus dem Staub machen, wie sie mich noch nicht gesehen hatten. Sobald sich mich gefunden hatten, wäre wegrennen zwecklos, wie ich am zweiten Tag schmerzhaft hatte feststellen müssen. Bevor ich also im Selbstmitleid versank, sah ich lieber zu dass ich davon kam, ehe die Anbu mich fand.

Eine Stunde später wurde ich wie gewohnt von zwei Anbus abgefangen. Eine blonde Frau und ein braunhaariger Mann mit einer sehr demolierten Maske führten mich schweigend in das unterirdische Labor. Der metallene Stuhl mit den daran befestigten Handschellen, bereitete mir schon mit seinem Anblick Bauchschmerzen. Bevor ich jedoch protestieren konnte, wurde ich grob auf dem Stuhl platziert und festgekettet. Der "Folterknecht" kam grinsend in den Raum spaziert.
"Nun, da bis jetzt nichts so gut funktioniert hat, greifen wir auf eine ältere Methode zurück."
Immernoch grinsend legte er ein Hebel um.
"Ernsthaft?! Strom?!"
Mich in den Eisenketten windend, versuchte ich ihm die Sinnlosigkeit dieser Aktion begreiflich zu machen.
"Was sollte denn Strom jetzt bewirken? Sie glauben selbst nicht, dass das funktioniert, oder? Warum also machen Sie das dann?"
Er zuckte nur mit den Schultern.
"Weil das mein Job ist. Um so länger das ganze dauert, um so mehr Geld bekomme ich dafür."
Ich konnte es kaum glauben.
"Und dafür foltern Sie Kinder?!"
Er legte leicht den Kopf schief.
"Nun, foltern ist so ein hartes Wort, aber ja."

Am Abend kam ich zitternd und taumelnd nach Hause. Keuchend stieß ich die Haustür auf und ließ mich im Flur direkt auf den Boden fallen. Es dauerte nicht lange und Noro erschien im Flur.
"Schwesterchen? Bist du da? Ich dachte ich hätte jemanden gehört."
Dann fiel sein Blick auf den Boden.
"Akira! Was machst du denn da unten?"
Ich seufzte nur.
"Wonach sieht es denn aus?"
"Sterben?"
"Sehr witzig..."
Ich erhob mich jammernd und sah dann prüfend zu Noro.
"Du sahst aber auch schon besser aus."
Er murrte nur zustimmend. Er sah aus als hätte er sich mit einer ganzen Einheit angelegt. Seufzend setzten wir uns an den Küchentisch um gemeinsam etwas zu essen.
"Wir haben es wohl gerade beide nicht leicht, was?"
Er nickte stumpf.
"Das kannst du laut sagen."
Ich überlegte kurz, ob ich ihm von meinem Problem erzählen sollte.
"Warum sagst du es nicht Naomi?"
Noro wich meinem Blick aus.
"Wenn ich es Mama sage, macht sie sich Sorgen, aber sie kann mir nicht helfen, weil jemand anderes dann umgebracht wird."
Bestürzt richtete ich meinen Blick auf meinen Teller.
"Oh."
Noro blickte mich fragend an.
"Und warum sagst du es nicht Mama?"
Nun wich ich seinem Blick aus.
"Weil einer von uns beiden dann sterben muss. Es wurde mir genau erklärt. Wenn ich es jemandem sage, wird eine Mordeinheit auf mich gehetzt. Ich glaube nicht das unsere Mutter zulassen würde dass sie mich töten, aber ich weiß nicht, ob sie es mit ihnen aufnehmen kann."
Ich warf ihm einen eindringlich Blick zu.
"Hör mal Noro, ich muss dir was sagen."
Aufmerksam sah er mir in die Augen.
"In zwei Tagen, kommt jemand der mich mitnehmen will. Wenn Naomi - nein - wenn Mama sich Sorgen um mich macht, sag ihr bitte das es mir gut geht. Ich gehe an einen Ort, an dem ich mit jemandem trainiere, der mir vielleicht helfen kann."
Der Blondschopf sah mich mit vor Schreck geweiteten Augen an.
"Nein! Bitte geh nicht Akira! Wenn du gehst, hab ich niemandem mehr!"
Uhm, hatte mein Bruder irgendwie keine Freunde? Trotzdem zeriss es mir fast das Herz ihn so zu sehen.
"Es muss sein. Hier kann ich mich an nichts erinnern, aber dort kann ich neu anfangen zu lernen. Wenn ich meine Erinnerungen zurück habe, komme ich auch wieder nach Konoha."
Zu meinem Erstaunen nickte er zaghaft.
"Versprochen? Ninja-Ehrenwort?"
Er hielt mir seinen kleinen Finger hin und ich nickte.
"Versprochen. Ninja-Ehrenwort!"
Er lächelte leicht.
"Und dann gehen wir zusammen zu Mamas altem Haus. Nur wir zwei. So wie früher."
Ich umarmte meinen kleinen Bruder.
"Versprochen. So wie früher."

~ Weit weg von Konoha ~

"Wie laufen die Vorbereitungen?"
"Alles bestens, Lord."
Der alte Mann sah fragend zu seinem schlangenhaften Befehlshaber auf.
"Sollen wir Phase IV starten?"
Dieser nickte.
"Dein Schüler hat sie doch mitgebracht, oder?"
- "Natürlich. Sie ist vor einer halben Stunde aufgewacht. Wir können Phase IV sicher einleiten. Ich verkünde, dass wir Phase III abbrechen."
- "Tu das. Und pass gut auf, dass er auch wirklich hinsieht. Sonst wäre ja alles umsonst."
- "Jawohl."
- "Oh und, wenn möglich, verletzt sie nicht zu sehr. Wir brauchen sie später für den dritten Segen."
- "Habe verstanden."
Als der Alte verschwunden war, betrat der Schlangenmann einen weißen Raum, welcher in der Mitte durch ein Gitter getrennt war. Auf der eine Seite stand er selbst, neben ihm ein Tisch mit einem kleinen Käfig drauf. Auf der anderen Seite lag ein riesiges schwarzes Tier und starrte ihn aus hasserfüllten Augen zornig an.
"Was denn? Du willst immernoch nicht sprechen? Weißt du, das Ganze wäre deutlich angenehmer für alle Beteiligten, wenn du uns einfach das sagen würdest, was wir wissen wollen. Sie",
er deutete auf den Käfig,
"müsste dann auch nicht leiden."
Ein Grollen, so laut dass die Gitterstäbe erzitterten, schallte durch den Raum und machte klar, wie viel das Tier von dem Mann hielt.

Nämlich nichts, höhöhö. Wie auch immer... nächstes Kapitel geht's dann rund. (Denk ich mal)

Übrigens ist Noro auf dem Bild bereits 12 Jahre alt, es ist also nicht aktuell da er im Moment 5 ist.

Die Zukunft der UzumakisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt