Kap. 8 - Nichts als Probleme

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Seufztend nahm ich Nanouk in den Arm. Wunderbar. Unsere Retter hatten die Höhle zum Einsturz gebracht. Gut, das war für eine Anbu-Einheit vermutlich kein Problem, aber trotzdem... Ehrlich, ich glaube jetzt war alles schief gelaufen was schief gehen konnte. Nachdenklich zupfte ich an meinem Halsband herum. Toll, darum durfte ich mich jetzt auch noch kümmern. Inari hielt mir auf einmal einige Fäden vor die Nase.
"Hast du die mit Absicht dort gelassen?"
Ich nickte glücklich.
"Ich dachte mir, dass würde die Suche wahrscheinlich leichter machen."
Inari nickte ebenfalls. Wie von Zauberhand fädelten sich die Fäden zurück an ihren ursprünglichen Platz.
"Und ob, Nanouk hat mich darauf aufmerksam gemacht."
Stolz hielt ich meine kleine Wölfin vor mir in die Höhe und lobte sie.
"Gutes Mädchen, hast du fein gemacht."
Als Antwort wurde mir die Nasenspitze abgeleckt. Plötzlich fragte ich mich wo das dämmrige Licht herkam. Die Fackeln an den Wänden waren beim Einsturz der Höhle erloschen. Dennoch war es überraschend hell in der Höhle. Auch die anderen Ninja hatten es wohl schon bemerkt, denn eine kleine Sprengfalle wurde an einer Wand in meiner Zelle befestigt. Vorsichtshalber hielt ich Nanouk schon mal die Ohren zu. Nachdem es ein paar mal so laut gekracht hatte, dass ich für ein paar Sekunden taub und vollkommen orientierungslos war, viel die massive Steinwand in sich zusammen. Nanouk gab ein klägliches Winseln von sich und kratzte an meiner Schulter. Vermutlich hatte sie Hunger. Ein Ninja von der Anbu kam auf mich zu.
"Wir werden dich tragen, da du möglicherweise verletzt bist. Wir wissen schließlich nicht, weshalb du entführt worden bist."
Ach wirklich? Ich konnte es mir ungefähr vorstellen. Er hatte mich anscheinend beschatten lassen, mich entführt und mir mein Chakra entzogen. Dennoch, obwohl er genügend Möglichkeiten dazu gehabt hatte, hatte er mir nicht ein Haar gekrümmt. (Jedenfalls soweit ich wusste.) Außerdem klang er eher so, als wollte er mich behalten und nicht, als wolle er mit mir die Hokage erpressen oder so. Vielleicht wollte er mich trainieren und auf seine Seite ziehen sowie Orochimaru es gemacht hatte. (Ja, ich hab in Geschichte bei Touka-Sensei in der Akademie gut aufgepasst wenn es um die Helden und Abtrünnigen ging.) Oder er wollte mir eigentlich nur helfen und war einfach missverstanden worden...
Wer's glaubt!
Oder vielleicht auch nicht. Oder er hatte (ebenfalls wie Orochimaru) Experimente mit mir durchführen wollen. Vielleicht hatte er auch herausgefunden dass ich einen Bijuu Geist in mir trug und wollte diesen extrahieren. (À la Akatsuki...)
Bloß nicht!
Oder vielleicht... In diesem Moment wurde ich schwungvoll in die Luft gehoben. Nanouk knurrte erschrocken auf und fuhr mit ihren Krallen über die Maske des Übeltäters. Dieser ließ mich daraufhin beinah fallen, erinnerte sich dann allerdings offenbar wieder daran, dass ich ja möglicherweise verletzt war und mir ein Sturz daher bestimmt nicht sonderlich gut tun würde. Zu seinem Pech ärgerte sich Nanouk allerdings darüber, dass ihre Krallen nicht auf Fleisch und Haut getroffen hatten und bearbeitete nun mit wirbelnden Pfoten seine Maske. Irgendwann hatte ich dann doch Mitleid mit ihm und befahl Nanouk still zu sitzen. Brav setzte sie sich auf meinen Bauch und sah mich aus treuen Augen unschuldig an. Während der Shinobi irgendetwas von "blöder Köter!" murrte, lachte seine blonde Teamkameradin ihn schadenfroh aus.

Wieder in Konoha wurde ich - wer hätte es gedacht? - erstmal in ein Krankenhaus gebracht. Allerdings traute sich der Arzt nicht wirklich, mich zu untersuchen bevor ich dieses Halsband loswurde. Laut ihm könne er so nicht einmal meine Handgelenke heilen, da das regenerierende Chakra nicht bei den Verletzungen ankommen würde, sondern gleich bei Mr. Schildkröte. (Bei der Anbu wurde er inzwischen tatsächlich mit dem Decknamen "Kame¹" betitelt.) Da der Arzt mich allerdings nicht einfach so nach Hause schicken konnte, wurde ein Spezialist gerufen. Nach vier Stunden - in denen der sogenannte "Spezialist" Inaris und mein Halsband abwechselnd mit dümmlichem Gesichtsausdruck angestarrt und danach eine ewig lange Rechnung auf den Boden gekrakelt hatte - holte er eine Schere und schnitt beide Halsbänder durch. (Wobei er es fertig brachte, auch noch beinah Inari mit der Schere abzustechen ...) Danach heilte der Arzt meine Handgelenke und meine Kopfwunde und diagnostizierte, dass ich ansonsten nicht verletzt war. Oh Wunder. Ist ja nicht so dass ich ihm das von vornherein gesagt hatte aber naja... Inari ging es ebenfalls vortrefflich und die blonde Kunoichi lachte ihren Teamkameraden erneut aus, weil er mich umsonst getragen hatte und jetzt eine neue Maske benötigte. Kurz sah noch die Tierärztin Dr. Sora² nach Nanouk und Yuzuki, dann durfte ich endlich nach Hause. Ich hatte nach meinem Treffen mit Inari eigentlich nur noch in mein Bett gewollt, doch dann war ich entführt worden und ins Krankenhaus gebracht worden und inzwischen war es fünf Uhr morgens. Gähnend schlurfte ich aus dem Behandlungszimmer. Im Wartezimmer standen bereits meine Mutter und ein paar Freunde sowie mein kleiner Bruder und warteten auf mich. Kaum hatte ich den Raum betreten stürzten sich alle auf mich. Vorneweg meine Mutter, Noro und Akiyame. Nachdem ich allerdings gefühlte tausend Mal allen versichert hatte, dass es mir gut ging, ließen sie auch wieder von mir ab. Schließlich durfte ich doch noch endlich in mein geliebtes Bett gehen. Meine Mutter begleitete Noro und mich noch nach Hause, erklärte uns dann aber, dass sie noch zu tun hatte und erst später nachkommen könne. Ach, mir sollte es recht sein, ich wollte einfach nur noch schlafen gehen.

Als ich wieder aufwachte war ich, wie zu erwarten, ziemlich müde. Ich meine, ich hatte auch nur eine halbe Stunde Schlaf bekommen, weshalb das auch kein Wunder war, aber unser unbarmherziger Sensei nahm dennoch weder auf mich noch auf Inari Rücksicht. Laut ihm war eine Entführung keine Entschuldigung, um seinen wertvollen Unterricht zu schwänzen. Nachdem Shion Inari allerdings zum zweiten Mal auffangen musste weil dieser vom Baum gefallen war und ich bei der Chakra-Kontroll-Übung ins Wasser fiel, obwohl ich das eigentlich beherrschte seit ich drei Jahre alt war, wurde er etwas einsichtiger und gönnte uns doch noch zwei Stunden Schlaf. Wobei "uns" sich auf Inari und mich bezog. Shion musste trotzdem trainieren, während wir beide auf der Wiese lagen und schliefen.

Nach den vereinbarten zwei Stunden Pause, weckte uns unser Sensei – äußerst angenehm – mit einem Eimer Wasser. Ungerührt sah er uns dabei zu, wie wir uns prustend das Wasser aus den Gesichtern wischten.
"Als vorbildlicher Shinobi, sollte man in jeder Situation auf einen Angriff vorbereitet sein."
Inari starrte den Älteren ungläubig an, doch dieser drehte sich ohne ein Wort um und warf uns den Eimer entgegen. Erschrocken duckte ich mich und das Metallgestell sauste über meinen Kopf hinweg auf Inari zu, welcher es mit Leichtigkeit abfing. Luan nickte ihm kurz zu.
"Gut, ich hab eine neue Übung für euch."
Sofort horchte ich auf, auch wenn ich ihm die Wasser-Aktion immernoch ein wenig übel nahm.
"Inari, stell den Eimer da ab wo du stehst, und komm her."
Er wartete kurz, bis wir alle bei ihm waren, dann fuhr er fort.
"Also, ihr sollt nur den Eimer mit Wasser füllen."
Fast war ich ein wenig enttäuscht, allerdings wartete ich noch auf den Haken bei der Sache.
"Ihr seht bestimmt den See dort hinten."
Synchron nickten wir.
"Ihr sollt das Wasser von dahinten in den Eimer tragen. Natürlich dürft ihr dafür nur eure Hände benutzen."
Natürlich. Ich wusste doch, da kam noch ein Haken. Auf der langen Strecke und mit unseren noch ziemlich kleinen Händen, würden immer nur wenige Tropfen im Eimer landen. Das konnte Stunden dauern!
"Viel Spaß."
Damit sprang er davon. Shion sah kritisch vom See zum Eimer und wieder zurück.
"Das kann doch Jahre dauern!"
Verzweifelt sah er zu Inari und mir.
"Hat einer von euch zufällig eine absolut brillante Idee?"
Statt einer Antwort starrten wir erst mal beide in die Wolken. Schließlich murmelte ich nachdenklich
"Ich glaube eigentlich nicht, dass er genau das von uns verlangt was er behauptet hat. Ich wette er will eigentlich etwas anderes von uns, möchte aber dass wir selbst drauf kommen..."
Inari runzelte angestrengt die Stirn.
"Aber wie? Wie sollen wir das schaffen?"
Auch Shion dachte nun nach.
"Hm... vielleicht ist es wie mit den Glöckchen."
Verwundert sah ich zu dem Inuzuka herüber.
"Wie bei den Glöckchen... du meinst, als Team?"
Shion nickte schulterzuckend.
"Vielleicht."
Inari mischte sich wieder ein.
"Aber, er hat doch gesagt, dass wir das schon können und daher nicht mehr üben müssen."
"Heißt ja nicht unbedingt, dass er es dabei belässt."
Shion stimmte mir nickend zu. Der Nara starrte fragend die Wolken an. Dann hellten sich sein braunen Augen auf.
"Oder, er möchte unsere Chakra-Kontrolle testen."
Verwirrt sah ich Inari an.
"Wie meinst du das?"
Shion hingegen hüpfte vor Aufregung auf und ab.
"Ich weiß, ich weiß was er meint!"
Fragend zog ich eine Augenbraue in die Höhe.
"Na da bin ich aber gespannt. Dann klärt mich mal auf."
Der Nara blickte gedankenverloren zum See.
"Schau, es ist eigentlich ganz einfach. Wenn wir auf Bäumen oder Wasser laufen, leiten wir unser Chakra in unsere Füße und komprimieren es so, an unseren Fußsohlen. Theoretisch könnten wir es doch auch in unsere Hände leiten und somit große und vor allem dichte Gefäße formen."
Während unserem Gespräch waren wir auf den See zugelaufen und standen nun davor. Zu dritt knieten wir nun am Ufer und hielten die Hände ins Wasser. Konzentriert schloss ich die Augen und versuchte nun mit meinen Chakra eine hohle Kugel zu formen. Eine Weile, passierte nichts. Dann spürte ich ein Kribbeln in den Fingerspitzen und fühlte mein Chakra warm aus meinen Fingern fließen. Als ich Inari etwas Flüstern hörte, öffnete ich zaghaft die Augen. Zwischen meinen Händen hatte sich eine blau leuchtende Kugel aus Chakra gebildet. Vorsichtig hob ich die Kugel aus dem Wasser, doch kaum berührte das Gebilde die Wasseroberfläche, zerfloss es zwischen meinen Händen. Motiviert durch meinen Beinah-Erfolg schlossen die beiden nun ebenfalls die Augen. Doch dann nahm Shion die Arme aus dem See und sah zwischen Inari und mir hin und her.
"Warum macht Akira nicht nochmal eine Kugel und du Inari, unterstützt sie mit deinen Schatten?"
"Das könnte funktionieren."
Auffordernd sah Inari zu mir.
"Worauf warten wir dann noch?"
Also streckte ich erneut meine Hände ins Wasser und formte einen Chakra-Ball.
"Jetzt Inari."
Im Gegensatz zu meinem Chakra, wanden sich Inaris Schatten kalt an meinen Armen entlang. Dann schlangen sie sich in schmalen, schwarzen Fäden um die Kugel in meinem Händen. Plötzlich tauchte auch Shion mit den Händen ins Wasser und griff nach der blauen Kugel. Ich sah, wie auch er sein Chakra hinein leitete und die Kugel augenblicklich größer wurde. Nachdem wir kurze Blicke getauscht hatten, hoben wir zeitgleich unsere zerbrechliche Last aus dem Wasser.

¹Kame = Schildkröte
²Sora ist Shions Mutter

Die Zukunft der UzumakisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt