Kap. 25 - Déjà-vu? Jamais-vu!

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Gespannt sah ich auf. Vor mir stand ein gewaltiges Haus. Es hatte mindestens drei Stockwerke, soweit ich das beurteilen konnte, eine riesige Fensterfront im zweiten Stockwerk und einen riesigen Garten, der das Haus umgab. Mit der hübschen Sandsteinmauer und dem eisernen Gartentor, wirkte das Haus beinah wie eine kleine Festung. Der Garten war gesäumt von allen möglichen Wildkräutern, wenn auch viele Disteln und Brennnesseln sich dazwischen verteilt hatten. Beinah andächtig umrundete ich das massive Gebäude. Die Rückseite des Hauses offenbarte ebenfalls eine gläserne Hauswand im untersten Stockwerk, welche auf den davor liegenden Teich gerichtet war. Aufmerksam ging ich zurück zur Vorderseite des Hauses und versuchte mir dabei jedes Detail einzuprägen.
Na, kommt dir das bekannt vor?
Ich schüttelte den Kopf.
"Ich könnte schwören dass ich diesen Ort noch nie gesehen habe."
Egal, ich hab ja eigentlich nichts anderes erwartet. Gehen wir rein? Man kann die eine Treppenstufe ein wenig verschieben, da findest du den Schlüsselbund.
Ich gehorchte ihren Anweisungen und fand tatsächlich kurz darauf einen silbern funkelnden Schlüsselbund. Vorsichtig schob ich den Schlüssel ins Schloss und öffnete die dunkle Holztür.

Die Innenausstattung sah genauso edel aus, wie das Äußere des Hauses. Von dunklen, lackierten Holzmöbeln über fein gewebte Gardinen bis hin zu kunstvollen Glasskulpturen, sah dieses Haus nicht aus als hätte eine Zwölfjährige es eingerichtet. Viel mehr hätte es das Haus eines Feudalherren sein können. Auch wenn alles ein wenig eingestaubt war, wirkte das ganze Haus ordentlich. Nicht, dass es bei uns zuhause nicht sauber gewesen wäre, aber das hier war dann doch nochmal etwas anderes. Okami fand meine Faszination scheinbar amüsant, denn sie machte über jede meiner Fragen bloß spöttische Bemerkungen. Seufzend ließ ich mich auf den Boden plumpsen und vergrub meine Finger im weichen Teppich. Auch wenn es mir nicht bekannt vorkam, machte sich eine gewisse Geborgenheit in mir breit. Mit einem leisen aufquieken rollte ich mich vergnügt über den Boden. So ausgelassen und befreit hatte ich mich, seit ich im Krankenhaus aufgewacht war, nicht mehr gefühlt. Freudig riß ich die Schiebetür zum Garten auf und sprang jauchzend ins Gras. Vor lauter Übermut, sprang ich schließlich sogar in den kalten See.

Zitternd und durchnässt, aber dafür glücklich wie schon lange nicht mehr, saß ich schließlich im Badezimmer und sah der Badewanne beim voll laufen zu. Da mich bis abends wohl eh niemand vermissen würde, konnte ich auch hier ein Bad nehmen. Ein wenig belustigt musterte ich das steinerne Becken, welches hier als Badewanne diente. Dieses Haus war schon ziemlich protzig eingerichtet. Wie in einem dieser extravaganten Hotels, waren kleine Lichter am Boden des Beckens angebracht, womit man das Wasser zum leuchten bringen konnte. Ein wenig enttäuscht fragte ich mich schließlich, warum wir nicht hier wohnten. Das andere Haus war auch schön, aber dieses Haus hatte eine heiße Quelle im Garten! Okami kicherte.
Das hast du Naomi als Kind auch gefragt, als sie dich das erste Mal mit hierher genommen hat.
Ich konnte ihre Belustigung nicht teilen. Warum konnte dieser Wolf mir nicht einfach ganz normale Antworten geben, anstatt sich immer erst über mich lustig zu machen.
Nun, der einfache Grund ist: Es ist zu weit weg. Sie könnte von hier aus nie ihren Pflichten als Hokage richtig nachgehen.
"Ja, macht vermutlich Sinn."
Trotzdem schade.

Nachdem ich fertig gebadet hatte, stand ich etwas ratlos vor meinen nassen Klamotten.
Zieh einfach etwas von deiner Mutter an. Im Kleiderschrank deiner Mutter müsstest du Sachen in deiner Größe finden.
Öhm, warum behält man seine Kinderklamotten? Die hätte sie doch auch verkaufen können.
"Wieso hat sie ihre Sachen nie ausgeräumt?"
Keine Ahnung. Sie hat es wohl einfach nicht übers Herz gebracht in ihrem alten Zuhause etwas zu ändern, deswegen hat sie alles so gelassen wie es war.
Aha. Im Schrank fand ich tatsächlich passende Sachen. Auch wenn der zarte, hellrosafarbene Kimono nicht besonders robust aussah (und sich fürchterlich mit meiner Haarfarbe biss) und ich für gewöhnlich kein rosa trug, war er erstaunlich bequem. Okami ließ mir jedoch nicht viel Zeit und jagte mich hinaus in den angrenzenden Wald. Anscheinend gehörte auch dieses Waldstück zum Grundstück der Familie, denn auch hier sah ich die hübsche Sandsteinmauer und den metallenen Zaun.
Richtig, dieser Wald gehört den Uzumakis, er grenzt direkt an den Nara-Wald. Jedenfalls ist ein Vergleichsweise großer Teil davon Eigentum deiner Mutter.
Oha. Neugierig spazierte ich weiter durch den lichten Wald, bis ich an einer kleinen Lichtung ankam. Es war nicht wirklich eine Lichtung, man konnte nicht einmal den Himmel sehen, aber es war ein Platz wo die Bäume nicht so dicht standen und unter ihrem Blätterdach einen kleinen Fleck Waldboden frei hielten. Entspannt machte ich es mir auf dem weichen Moosteppich gemütlich. Man war ich heute effektiv. Ich war zu 100% erfolgreich im Nichtstun gewesen!
Wundervoll. Eine Runde Applaus für Akira...

Am Abend machte ich mich auf den Heimweg. Es war mal wieder keiner da, also aß ich alleine zu Abend. Trotzdem fühle ich mich keineswegs einsam. Es war eher entspannt gewesen, einfach mal einen Tag lang meine Ruhe zu haben. Auf einmal kehrten meine Gedanken wieder zu Urufumaza und Mugo zurück. Ob die alte Wölfin wohl von der gleichen Gefahr wie Mugo gesprochen hatte? Ob es das war was sie mir hatte sagen wollen, bevor sie sich selbst ausgenockt hatte?

~ In der Tierarztpraxis Konohas ~

"Dr. Sora? Dr. Sora!"
Laut rufend lief die weißhaarige Frau durch die weißen Gänge der Praxis.
"Dr. Sora?"
Verwundert stieß sie die Tür zum nächsten Raum, auf der Suche nach ihrer Chefin auf.
"Frau Dr. So- Huch!"
Sie fing sich gerade noch, bevor sie über die Schuhe stolperte, welche hinter dem Tisch, in der Mitte des Raumes, hervor lugten. Ihr entsetzter Blick fiel auf das Gesicht der am Boden liegenden Person.
"Frau Inuzuka!"
Vor Schreck vergaß sie Titel und Vorname ihrer Chefin. Schnell ließ sie sich neben der Tierärztin auf die Knie fallen. Mit einer Routine welche sie sonst nur bei Tieren anwandete, überprüfte sie Puls, Atmung und Bewusstsein und untersuchte sie schließlich auf körperliche Verletzungen. Erleichtert konnte sie feststellen, dass sie wohl nur ohnmächtig und äußerlich nicht weiter verletzt war. Mit zwei Fingern an ihrer Schläfe, sandte sie einen Hilferuf aus.

Zehn Minute später befand sich die Tierärztin auf einer Liege im Krankenhaus. Die weißhaarige Arzthelferin stand neben ihr und betrachtete besorgt die unruhigen Gesichtszüge ihrer Chefin. Es schien, als hätte diese einen Albtraum. Mit einem Mal riss sie den Mund weit auf und schrie. Erschrocken machte die Helferin einen Sprung zurück.
"Der Wolf stirbt!"
So plötzlich wie ihr Geschrei angefangen hatte, so plötzlich erstarb es auch wieder. Das laute Kreischen hallte jedoch in ihren Ohren nach und so bemerkte sie auch die Arzt Schwester nicht, welche herein gestürmt kam, um nach zu sehen was los war und sie nun erschrocken fragte was los wäre.
"Frau Hatake? Können Sie mich hören? Frau Hatake! Aona Hatake, bitte antworten Sie mir!"
Doch die Weißhaarige reagierte nicht. Was hatte ihre Chefin gesagt? Der Wolf stirbt?
Mit einem Mal viel es ihr wie Schuppen von den Augen. Es ging um diesen kleinen weißen Wolf, welcher in letzter Zeit andauernd operiert worden war. Nanouk. Den Wolf, nach dem Dr. Sora hatte sehen wollen. Ohne die Krankenschwester weiter zu beachten, sprang sie durch das geöffnete Fenster auf das gegenüberliegende Hausdach. So schnell wie ihre Füße sie tragen wollten, sauste sie zurück zur Praxis. Atemlos riß sie die Tür zu dem Raum auf, in dem Nanouk sich hätte befinden sollen. Zu dem Raum, in dem sie ihre Chefin gefunden hatte. Sie hatte vorher nicht darauf geachtet, doch jetzt packte sie das reine Grauen. Der Wolf war verschwunden. Einzig ein paar Kabel ließen darauf schließen, dass er hier überhaupt gewesen war. Der Wolf war entführt worden, die Chefin hatte das wohl verhindern wollen und war dabei selbst verletzt worden. Wie lange hatte sie im Krankenhaus gesessen? Der Entführer war inzwischen wohl längst über alle Berge. Überfordert fuhr Aona sich mit beiden Händen durch die Haare, ehe sie zum zweiten Mal an diesem Tage einen Hilferuf schickte. Diesmal jedoch, an die Polizei.

Ja, dieses Kapitel war ein bisschen langweilig. Und kurz noch dazu. Das nächste wird dann glaub ich wieder besser. (Aber whuiii, das ist schon Kapitel 25 🤗)

Übrigens: Déjà-vu beschreibt grob gesagt das Gefühl, etwas schon einmal erlebt zu haben. Umgekehrt bedeutet Jamais-vu soviel wie: nie gesehen.

Die Zukunft der UzumakisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt