Kap. 17 - Amnesie

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Mit gefletschten Zähnen sprang Nanouk mir entgegen, doch bevor sie mich erreichen konnte umschlang etwas Schwarzes ihren Schatten und ließ sie erstarren. Inari sah unsicher zu mir.
"Du solltest sie besser an die Leine nehmen. Ein Halsband hat sie ja bereits an."
Vorsichtig ging ich auf die Wölfin zu.
"Ich hab keine Leine..."
Beschwör Kasai, er kann Nanouk bestimmt im Zaum halten.
Einen Versuch war es wert. Wie von Okami empfohlen rief ich Kasai zu mir. Im Hintergrund hörte ich die beiden Doktoren überrascht aufkeuchen hören als der riesige Wolf erschien. Der rote Wolf sah neugierig auf den Welpen hinab.
"Nanu? Das letzte Mal war sie aber gesprächiger."
Dann wandte er seinen Kopf den Ärzten zu.
"Keine Sorge. Im Normalfall bin ich noch viel größer."
Ich glaube ich verstehe den Zusammenhang zwischen seinen Aussagen nicht...
Behutsam packte der Feuergeist Nanouk am Nackenfell. Durch ihr Fell konnte man Kasais Genuschel nur schwer verstehen.
"Du kannst deinen Schatten wieder wegmachen Junge."
Inari nickte und gehorchte. Kasai gab weitere Anweisungen.
"Wir brauchen einen Yamanaka. Oder einfach jemanden der den Gedankentransfer beherrscht, aber ich glaube das ist ein Yamanaka-Hiden."
Mit zittriger Stimme meldete sich Dr. Haruki zu Wort, während Dr. Keita mich auf eine der Liegen bugsierte.
"Die einzigen die das Shintenshin no Jutsu beherrschen und zur Zeit im Dorf sind, sind Hiro und Inori Yamanaka, sowie Haruto Okino und Noro Uzumaki."
Ach stimmt ja, mein Bruder hatte den Gedankentransfer lernen wollen, jedoch musste ich zugeben das ich nicht mitbekommen hatte wie er es erlernt hatte.
Konzentration bitte!
Ach ja.
"Sollten wir vielleicht nicht noch meine Mutter holen?"
Der durchaus berechtigte Einwand kam von Shion. Inari fügte noch hinzu:
"Sie ist Tierärztin, müsst ihr wissen."
Dr. Haruki sah seinen Sohn nickend an. [Irgendwie dachte ich grade Haruki wär ne Frau und die Mutter von Inari...]
"Ja, ich erinnere mich. Geh du sie holen Shion. Inari, guck wer von den vier eben Genannten gerade verfügbar ist - wenn möglich bitte nicht der kleine Junge, beeilt euch!"
Sofort liefen beide los.
"Und was mach ich?"
Ich wollte gerade aufstehen als Dr. Keita mich wieder zurück auf die Liege drückte.
"Du bleibst hier sitzen bis jemand kommt der in deinen Kopf sehen kann."
Nein! Das war schlecht.
Das ist noch milde ausgedrückt. Das ist katastrophal!
*"Du verstehst es einen zu beruhigen... kannst du dich nicht irgendwie verstecken?"*
Wie stellst du dir das vor? Denkst du dein Bewusstsein ist verwinkeltes Haus? Ich könnte versuchen mich in dein Unterbewusstsein zurück zu ziehen, aber dorthin gelangt man mit einer Gedankenkontrolle auch.
*"Toll. Und was jetzt?"*
...
*"Okami?"*
Was weiß denn ich? Ich bin nicht Urufumaza, ich bin nicht allwissend!
*"Das ist doch mal eine gute Idee."*
Allwissend sein? Nur zu, versuch dein Glück.
*"Nein, ich meine Urufumaza. Sie weiß bestimmt was zu tun ist."*
Brillant! Warum sind wir da nur nicht früher drauf gekommen?
Ihre Stimme triefte vor Ironie.
Ach richtig. Weil du nicht vor den anderen einfach so nach Urunoko gehen kannst! Wahrscheinlich kommst du gleich auf die Intensivstation wenn du hier einfach umkippst. Ganz abgesehen davon hat dein Körper in der Zeit weder Seele noch sonst irgendetwas was ihn am Leben hält. Du hast Glück wenn du nicht eines Tages in einen Sarg zurückkehrst wenn du aus Uronoko kommst.
*"Mein Körper ist quasi tot während ich in Urunoko bin?"*
Exakt.
*"... Cool."*
Ich schwöre, hätte sie gekonnt, hätte Okami sich in diesem Moment ihre Pfote gegen die Stirn geschlagen.
Leider bringt uns das mit unserem Problem nicht weiter. Du musst halt irgendwie dafür sorgen dass sie dir nicht in den Kopf gucken.
*"Du hast gut reden..."*
Einen Moment lang war es still im Raum. Mir fiel plötzlich auf das ich alleine war. Wo die beiden Ärzte wohl hin waren? Egal. Schnell befreite ich mich von der Nadel und rannte in das kleine Bad. Nachdem ich abgeschlossen hatte setzte ich mich auf einen Hocker der neben der Dusche stand.
*"Los schnell! Ich weiß nicht wann sie zurück kommen."*
Ist gut.
Das altbekannte, warme Gefühl floss meinen Körper hinab, doch dieses Mal betrachte ich meine Reise in einem völlig neuen Licht. Vermutlich wurde in diesem Moment meine Seele aus meinem Körper heraus gebrannt. Warum die Rückreise allerdings kalt war konnte ich mir nicht erklären. Vielleicht zieht sich eine Seele wie viele andere Materialien bei Kälte zusammen und geht dann leichter zurück in meinen Körper?
Ja, so ziemlich. Aber wir wären dann auch da.
Glücklich öffnete ich die Augen. Wie immer lag die weiße Wölfin majestätisch auf der Wiese und sah auf mich hinab. Bevor ich jedoch irgendetwas sagen konnte, trafen mich zwei Fellbälle in den Magen.
"Uff!"
Ächzend hielt ich mir den Bauch, während Okami mich auslachte. Kyosõ kam mit einem entschuldigenden Brummen angetrabt.
"Tut mir leid Akira-Hime. Wir haben Fangen gespielt."
Die Welpen sahen mich aufgeregt an.
"Brauchst du wieder jemanden für eine Mission?"
Kiris grüne Augen leuchteten bei ihren Worten. Ihr Bruder stieß sie neckisch in die Seite.
"Wenn überhaupt nimmt sie ja wohl mich mit!"
Akuma kam nun auch angetrabt.
"Tze, warum sollte sie so kleine Welpen wie euch für eine Mission mit nehmen? Ich wäre viel besser dafür geeignet!"
Stolz reckte er die Nase in die Höhe, bis er unter dem Gewicht seiner Schwester zu Boden ging welche sich auf ihn gestützt hatte.
"Pah, von wegen! Du bist viel zu dumm für sowas. Wenn, dann nimmt sie mich mit! "
Chõ sah mich aus ihren magentafarbenen Augen hoffnungsvoll an, doch ich schüttelte den Kopf.
"Heute nehme ich niemanden mit. Ich komme wegen Nanouk."
Okami verscheuchte die Welpen mit einem Schwanzwedeln.
"Was ist mit ihr?"
"Sie hat mich vor irgendetwas beschützt was mich besessen hatte und das wird sie jetzt nicht mehr los. Zu allem Überfluss wollen die Ärzte unbedingt das jemand in meinen Kopf schaut, um sicherzugehen dass niemand mehr dort herumpfuscht, aber dann sehen sie Okami und dann muss ich ihnen sagen dass ich ein Jinchūriki bin und dann wissen sie dass ich ein Jinchūriki bin und dann wollen sie wissen warum ich das nicht gemeldet habe und dann muss ich ihnen sagen dass Okami nett ist und dann wollen sie wissen ob ich sie kontrollieren kann und dann werden sie wissen dass ich sie kontrollieren kann und dann wollen sie dass ich in den Krieg ziehe und dann muss ich in den Krieg ziehen und dann wollen sie dass ich Menschen umbringe und dann muss ich Menschen- "
Gegen Ende redete ich immer schneller bis Urufumaza mir schließlich ins Wort fiel.
"Jaja, ich hab's verstanden. Seeehr schlecht für alle Beteiligten."
Sie dachte kurz nach.
"Ich könnte eure vordersten Gedanken ein wenig beschädigen, denn wie ich sehe hat der Unbekannt kaum Spuren hinterlassen - das heißt, keine die ein Mensch sehen kann. Jedenfalls kann Okami sich dann in eurem Unterbewusstsein verstecken und niemand sucht weiter nachdem die 'Spuren des Unbekannten' aufhören. Denn wenn sie keine Spuren finden werden sie so lange suchen bis sie welche finden und dann früher oder später Okami finden."
Ich nickte hektisch.
"Jajaja mach es einfach uns läuft die Zeit davon."
Urufumaza zögerte.
"Wenn ich eure Gedanken beschädige, könnte das auch eure Erinnerungen zerstören. Es könnten dann kleine bis große Lücken in euren Erinnerungen auftauchen."
Doch ich hörte ihr kaum zu.
"Ist ja gut, mach es einfach!"
Die alte Wölfin seufzte. Dann murmelte sie irgendetwas vor sich hin. Das nächste was kam, waren Kopfschmerzen. Was verstand dieser Fellhaufen bitte unter 'ein wenig'?

Mit dröhnendem Schädel öffnete ich schließlich die Augen. Natürlich hatte ich auf meine Rückreise folgend auch noch einen Kopfsprung gen Boden gemacht. Kurz legte ich den Kopf schief. Warum hatte ich überhaupt auf dem Hocker gesessen? Seufzend betrachtete ich mein Spiegelbild. Eine Platzwunde an meinem Wangenknochen zierte mein Gesicht und ließ es mich vor Schmerz verziehen was zu noch mehr Schmerzen führte.
Ist doch klar. Wenn du dein Gesicht verziehst, zerren deine Gesichtsmuskeln an der Haut und somit auch an der Wunde.
"Wer bist du?"
Akira...?
"Ah, hallo Akira. Wo bist du?"
Die Stimme gab keine Antwort. Suchend sah ich mich im Raum um. Wo war ich hier überhaupt? War ich Zuhause?
Du bist im Krankenhaus und ich bin in deinem Kopf. Du kannst dir übrigens auch einfach denken was du mir sagen willst.
Wieder herrschte kurz Stille.
Ich bin ein Bijuu und du mein Jinchūriki. Du darfst das aber niemandem sagen, weil du sonst in den Krieg ziehen musst.
Zu viele neue Informationen...
Im übrigen ist dein Name Akira, ich bin Okami.
Aha. Das klang nicht wirklich vertraut. Plötzlich klopfte es an der Tür.
"Akira? Bist du da drin?"
Die Stimme war mir ebenfalls unbekannt. Dennoch gab ich eine Antwort.
"Ja."
Schnell schloss ich die Tür auf und stand vor einem blonden Mann. Dieser keuchte entsetzt auf, als er meine Platzwunde sah.
"Du meine Güte... Schwester Fumiko!"
Eine zierliche, blonde Frau kam angelaufen.
"Was gibt es?"
Dann sah sie zu mir.
"Ach herrje, ich glaube das muss genäht werden. Ich informiere sofort die Hokage."
Damit preschte sie wieder davon. Was zur Hölle war eine Hokage?
Sie ist quasi die Chefin des Dorfes.
Aha.
*"Und was hat die mit mir zu tun?"*
Die nächste Antwort kam dem Geist scheinbar schwer über die Lippen.
Sie ist deine Mutter.
Oh. Der Arzt hatte meine Wunde inzwischen von oben bis unten inspiziert.
"Nah, ich glaube nähen müssen wir das nicht."
Dann sah er mich ernst an.
"Wie ist das passiert?"
Ähm, keine Ahnung. Schwarz, weiß, Kopfschmerzen. Das war das einzige woran ich mich erinnern konnte.
"Ähm, ich bin gestürzt ... denk ich mal."
Der Mann zog eine Augenbraue hoch und sah an mir vorbei in das kleine Bad, doch der riesige Blutklecks auf dem Boden schien für sich selbst zu sprechen. Er nickte kurz - eher zu sich selbst als zu mir - und drückte mich dann auf eine der Liegen. Gehorsam setze ich mich hin und ließ ihn die Wunde säubern. Schließlich legte er seine Finger an meine Wunde und ließ sie grün aufleuchten. Nach wenigen Sekunden war die Wunde wieder verschlossen. Nur eine zarte Narbe war übrig geblieben. Bewundernd sah ich den Arzt an.
"Beeindruckend! Wie haben Sie das gemacht?"
Fragend zog der Blonde eine Augenbraue hoch.
"Ich bin ein Medizin-Ninja. Ich habe dafür eine Ausbildung gemacht."
Nun war ich wirklich begeistert.
"Sie sind ein Ninja? Wie cool! Ich wäre auch gerne einer."
Der Arzt sah mich so entsetzt an wie Okami klang.
Was denn? Selbst das hast du vergessen?
Gleichzeitig meinte der Mann verzweifelt:
"Aber du bist doch ein Ninja!"
In dem Moment wurde die Tür aufgerissen und eine rothaarige Frau betrat den Raum. Ihre blauen Augen rissen sich besorgt auf als sie das Blut an den Händen des Arztes sah.
"Was ist passiert?"
Ihre alarmierte Stimme klang schrill durch den Raum während sie auf mich zu stürzte. Dem Arzt war sichtlich unwohl zumute.
"Sie war von jemandem besessen, dann hat ihre Wölfin den Eindringling absorbiert und uns angegriffen. In der Zeit in der wir uns um die Wölfin kümmerten, ist sie im Bad gestürzt und hat sich den Kopf verletzt."
Seine Stimme wurde immer leiser und zum Schluss piepste er noch ein:
"Und sie hat scheinbar ihre Erinnerungen verloren es tut mir leid!"
Schützend hielt er seine Arme über seinen Kopf als erwarte er einen Schlag. Mit erschreckend ruhiger Stimme fragte die Frau weiter.
"Wie schlimm ist es?"
"Sie weiß weder ihren Namen noch dass sie ein Ninja ist."
Die Rothaarige presste ihre Lippen aufeinander.
"Weißt du wenigstens wer ich bin?"

Die Zukunft der UzumakisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt