Kap. 18 - Erinnerungen

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Ich konnte sehen wie der Frau die Tränen in die Augen stiegen als ich verneinend den Kopf schüttelte. Doch dann setzte sie ein zaghaftes Lächeln auf.
"Ich bin Naomi Uzumaki, deine Mutter. Soll ich dir mehr über deine Familie und deine Freunde erzählen?"
Ich nickte erleichtert, doch der Arzt schüttelte streng den Kopf.
"Nicht mehr heute. Es ist spät, sie ist verletzt, sie steht unter Schock, sie ist definitiv übermüdet und die Beschädigung ihrer Erinnerungen war ebenfalls anstrengend. Was auch immer so wichtig ist, kann bis morgen warten. Ich werde auch bescheid geben, dass wir den Gedankentransfer auf einen anderen Tag verschieben. Bitte gönnen Sie Ihrer Tochter ein wenig Ruhe."
Naomi nickte ergeben und folgte dem Doktor nach draußen. Die Tür schloss sich und ich war alleine im Zimmer.
Ich bin bei dir.
Alleine mit dem komischen Geist.
Ich bin kein Geist! Ich sagte dir doch bereits: Ich bin ein Bijuu!
Nickend schloss ich die Augen, wünschte dem Geist-Bijuu eine gute Nacht und schlief ein.

Am nächsten Tag wachte ich früh auf. Ich wusste nicht wirklich woran es lag, aber mir war langweilig und ich wollte mir die Beine vertreten. Überrascht stellte ich fest, dass auf dem Tisch neben dem Bett ein Briefumschlag und ein kleines Kästchen lagen. Nach kurzem Überlegen steckte ich beides in meine Tasche und ging zum Fenster.
"Okami?"
Mh...?
"Du sagtest ich sei ein Ninja richtig?"
Ja klar, du lebst übrigens in einem Ninjadorf. Ninja sind hier keine Seltenheit.
Gut, das reichte mir als Antwort. Ich riß das Fenster auf und sprang beherzt hinaus.
BIST DU BESCHEUERT?!
"Wieso?"
DU BIST VERLETZT DU HOHLKOPF!
Achso. Naja, jetzt war es auch egal.
Sie haben gesagt du hättest deine Erinnerungen verloren... Von deinem Verstand war nie die Rede...
Ach, ich mochte diesen Geist jetzt schon.
Wenn ich könnte würde ich dich jetzt schlagen.
Sehr sympathisch.
"Akira!"
Hmmm... Der Name kam mir irgendwie bekannt vor.
Weil es deiner ist du Pfeife!
*"Ich verstehe nicht wieso du mich ständig beleidigst. Ich hab dir überhaupt nichts getan!"*
Du stellst dich dümmer an als du bist, das reicht mir schon.
Auf einmal stand ein braunhaariger Junge vor meiner Nase. Auffällig waren jedoch nicht die Haare, sondern die fliederfarbenen, fast weißen Augen, welche mich aufmerksam anstarrten.
"Ähm... hallo?"
Die Schultern des Jungen sackten sichtbar in sich zusammen.
"Du erinnerst dich also auch nicht an mich?"
Ich schüttelte entschuldigend den Kopf, doch er lächelte nur. Dann schien ihm etwas einzufallen. Er steckte seine Hand nach meinem Kopf aus und hielt mir wenige Sekunden später eine Haarspange vor die Nase.
"Weißt du wo du die her hast?"
War das ein Verhör? Ich legte nachdenklich den Kopf schief.
"Ich hab sie geschenkt bekommen. Hn... von dir?"
Er nickte.
"Und er hieß... er hieß..."
Überlegend kniff ich die Augen zusammen.
"Er hieß I- ... Isa? Iruka? Izaki?"
Erwartungsvoll sah der Junge mich an.
"I - za - ya?"
Er nickte begeistert.
"Ja, das stimmt. Weißt du auch meinen Nachnamen?"
Ich dachte angestrengt nach, schüttelte dann allerdings den Kopf. Izaya lächelte trotzdem.
"Macht nichts. Es ist immerhin ein Anfang."
Ich nickte entschlossen. Ich würde all meine Erinnerungen schon noch wieder einfangen!
Wirst du dann der größte Erinnerungen-Meister, wenn du sie alle eingefangen hast?
Haha... Ohne Vorwarnung zog Izaya mich auf einmal mit.
"He! Wo gehst du denn hin? Moment! Nein, ich will nicht zurück ins Krankenhaus, da komm ich doch her!"
Doch all meine Proteste wurden gekonnt überhört und ich wurde erbarmungslos zur Klinik zurück gezogen.

Dort war mein Verschwinden derweil nicht unbemerkt geblieben. Alle hasteten von Zimmer zu Zimmer und fragten alles und jeden ob sie nicht ein rothaariges, zehnjähriges Mädchen gesehen hätten. Als Izaya mich schließlich zum Empfang gezerrt hatte, verkündete die nette Dame in weiß durch ein Megafon, dass ich wieder da war. Daraufhin eilten mir dann Dr. Haruki und Dr. Keita entgegen und meckerte mich zu zweit an, dass ich nicht einfach so verschwinden konnte und sie sich Sorgen um mich gemacht hätten. Danach wurde ich in ein Zimmer mit abgeschlossenen Fenstern gebracht. Izaya redete noch eine Weile mit den Iryōnin, dann kam er wieder zu mir.
"Es kommt gleich jemand, der nochmal nach deinem Kopf schaut. Danach darf ich dich mitnehmen."
Bevor ich ihm jedoch antworten konnte wurde die Tür wieder aufgerissen und die Rothaarige von gestern kam herein. Das war ... hm ... Meine Mutter?
Jup.
"Guten Morgen Akira."
Hinter ihr kamen noch ein kleiner, blonder Junge, zwei Mädchen, zwei weitere Jungen, ein Hund, eine Katze, ein schwarzhaariger Mann, eine blonde Frau und ein Mann mit lilafarbenen Haaren in das Zimmer. Okami klärte mich schnell auf.
Der kleine Blonde ist dein Bruder Noro, die zwei Mädchen sind deine besten Freundinnen. Sie heißen Akiyame und Yuki. Der Junge mit der Katze heißt Inari, er ist dein Teamkamerad und Yukis Bruder. Der andere mit dem Hund ist Shion, er ist ebenfalls dein Teamkamerad. Der Hund heißt Masaru und die Katze Yuzuki. Der Schwarzhaarige ist dein Vater Makoto und die blonde Frau heißt Inori Yamanaka. Der letzte ist der Cousin deiner Mutter und heißt Haruto Okino.
Aha. Und was wollten die jetzt alle von mir? Die Blonde klärte mich auf.
"Hallo Akira, ich bin Inori Yamanaka. Haruto",
sie deutete dabei auf den lilahaarigen Kerl,
"und ich werden jetzt in deinen Kopf gucken und schauen ob und wie du deine Erinnerungen wieder zurück erlangen kannst."
Ich nickte nur. Sollten sie doch. Ich verstand eh kein Wort von dem was sie sagte. Jetzt mal im Ernst, wie will sie denn in meinen Kopf sehen? Die beiden Erwachsenen legten jeweils links und rechts ihre Hände auf meinen Kopf. Ein kurzer Schmerz durchzuckte meine Stirn, dann wurde es warm. Fragend sah ich zu Inori auf. Ihre pupillenlosen Augen leuchteten weiß, während sie scheinbar ins Nichts starrte. Dann sah sie wieder normal aus und nahm ihre Hände von meinem Kopf. Auch Haruto hatte sein Jutsu gelöst.
"Der Eindringling hat eine richtige Spur der Verwüstung in ihren Gedanken hinterlassen, jedoch sollte diese höchstens zu kleinen Erinnerungslücken führen. Das die aber wirklich alles vergessen hat, muss mit ihrem Sturz zusammenhängen."
Naomi nickte langsam.
"Und wie können wir ihre Erinnerungen zurück bringen?"
Haruto schüttelte traurig den Kopf.
"Überhaupt nicht."
Doch Inori verpasste ihm wütend einen Schlag.
"Blödsinn! Die Wölfin hat sie doch gerettet. Wenn wir Nanouk von dem Ding befreien können, kann sie Akira ihre Erinnerungen zurückgeben."
Izaya sah die Hokage an.
"Akira hat sich vorhin an meinen Namen erinnert."
Augenblicklich ließen alle von ihren Diskussionen ab und sahen erst Izaya, dann mich erstaunt an. Ich nickte zaghaft und Inori klatschte fröhlich in die Hände.
"Also gut. Ihr da."
Sie deutete auf die fünf Kinder.
"Ihr wart doch mit vielen anderen Kindern in der Akademie, nicht? Versucht alle zusammen zu trommeln. Vielleicht könnt ihr so noch mehr von Akiras Erinnerungen zurück holen."
Akiyame sah erstaunt aus.
"Und was genau sollen wir machen?"
Die Blonde zuckte mit den Schultern.
"Alles mögliche. Ihr könnt ihr Sachen zeigen die mit euch in Verbindung stehen, ihr könnt mit ihr an Orte gehen an denen sie früher oft war, ihr könnt Sachen machen die untypisch für euch sind - es gibt viele Wege und nun geht."
Dr. Keita öffnete uns die Tür und die Yamanaka schob uns hinaus.
"Viel Spaß!"

Wenig später saß ich mit einem ganzen Haufen unbekannter Leute die mir Fragen über unbekannte Orte stellten in einem unbekannten Restaurant und aß unbekanntes Essen.
Das ist Jammern auf hohem Niveau!
Eine braunhaarige Frau die sich mir als Touka Ama vorgestellt hatte, erzählte mir gerade Geschichten aus meiner eigenen Schulzeit. Während sie glücklich in ihren Erinnerungen schwelgte, konnte ich mich an keine meiner begangen Taten erinnern.
"Und dann habt ihr Miyu-Sensei mit ihrem Lippenstift Schnurrhaare gemalt. Ihr wart so stolz auf eure Idee, das war so süß!"
Ah ja...
Haha, stimmt. Ich kann mich noch gut daran erinnern. Miyu war danach sauer auf euch weil sie sich dann einen neuen Lippenstift kaufen musste. Bei dir daheim müsste sogar noch ein Bild davon liegen.
Ein Mädchen mit weißen Haaren drängte sich an der Lehrerin vorbei. Hm... die kam mir sogar bekannt vor.
"Cuzco. Nein, Kurkuma... auch nicht. Cumino, Kardamom, Koriander?"
Die Weißhaarige sah mich mit hochgezogenen Augenbrauen an.
"Nicht ganz..."
Das klingt eher als wolltest du etwas kochen.
"Quinua!"
Wir kommen der Sache näher...
"Ich heiße Kinoa! Kinoa Hatake! Wir waren mal zusammen auf einer Mission."
Ach wirklich?
Ja, streng deine grauen Zellen ruhig mal etwas an.

Nachdem ich mich mehrere Stunden mit irgendwelchen Leuten unterhalten hatte die ich angeblich schon seit meiner Geburt kannte, beschloss Akiyame die Taktik zu ändern.
"Wir haben nur noch eine Möglichkeit. Jeder muss etwas tun was er sonst nie tun würde."
Entsetzte Blicke, verlegenes Schweigen und entschlossene Gesichter waren die Antwort. Die Uchiha seufzte.
"Tut euch einfach in Gruppen zusammen und überlegt euch etwas."
Dann wandte sie sich mir zu.
"Du auch, was glaubst du, würdest du nie im Leben tun?"
Ich zuckte nur ahnungslos mit den Schultern. Was weiß denn ich. Einen Mord begehen?
Nahhh...
*"Ich würde einen Mord begehen?!"*
Mit der richtigen Motivation...
O Kami-sama, war ich ein schlechter Mensch?
So würde ich das jetzt nicht sagen.
Tze, den Worten eines Geistes musste ich keinen Glauben schenken.
Ich bin ein Bijuu!!!
"Also Akira, wir glauben du würdest nie im Leben ein schickes Kleid und High-Heels tragen."
Die drei Jungen und Yuki nickten entschlossen. Ein rothaariges Mädchen welches zugehört hatte klatschte entzückt in die Hände.
"Das heißt wir gehen ..."
Sie sah motivierend in die Runde.
"Shoppen!"
Von den genervten Gesichtern ließ sie sich nicht beeindrucken.
"Auf, auf. Ihr kommt alle mit."
Akiyame stöhnte.
"Wir können ihr doch einfach etwas von dir geben."
Die Rothaarige, deren Name mir partout nicht einfallen wollte, schmollte.
"Wie langweilig."
Dann grinste sie wieder.
"Wir werden aber etwas vom vorletzten Jahr nehmen müssen. Bei Akira würde alles was mir im Moment passt nur herunter rutschten."
Lachend deutete sie auf meinen Oberkörper. Während ich noch empört nach Luft schnappte hatte sie mich schon wieder irgendwo hingezerrt. Warum zogen sie mich immer alle irgendwohin? Ich konnte selbst laufen!

Genervt stand ich in dem Zimmer des Mädchens - von der mir inzwischen eingefallen war dass sie Nami hieß - und ließ mich von ihr in ein Kleid nach dem anderen stopfen. Bei jedem Outfit schob sie mich nach draußen, woraufhin meine Mitschüler die Kleidung dann zu sechst bewerteten. Irgendwann hatten sie sich dann auf etwas geeinigt was mir laut ihnen am besten stand. Akiyame grinste.
"Und wie fühlst du dich?"
Als hätte man mich in eine Wurstpelle gestopft!
"Unwohl..."
Die sechs Ninja nickten.
"Dann behältst du das den ganzen Tag an",
entschied Yuki.
Hahaha!
Ganz toll.

Den restlichen Tag machten dann alle irgendwelchen Blödsinn, was allerdings eher wenig half. Inari und Izaya sangen an einer Karaokebar krumm und schief den Text zum falschen Lied. Akiyame und Yuki betranken sich bis Yuki brechen musste. Nami hatte sich abgeschminkt und lief in ganz gewöhnlicher Alltagskleidung herum, woraufhin sie von jeder zweiten Person gefragt wurde ob sie aus einem anderen Dorf kam. Shion musste auf Akiyames Befehl hin Masaru im Wald aussetzen und Kinoa war genauso wie ich in ein Kleid gesteckt worden. Die Akimichi-Zwillinge durften nichts essen und die Ama-Schwestern sich nicht betrinken. Miyu hatte mit Haku Sarutobi tanzen müssen, obwohl allseits bekannt war, dass er in sie verliebt war und sie nichts von ihm wissen wollte (allerdings konnten beide nicht tanzen). Daiki Hyuuga hatte all seine Waffen ablegen müssen und sein Stirnband vor die Augen gebunden bekommen und Rokko hatte mit seinem Teamkameraden Nobu ausgehen müssen, wobei die Beiden ausgerechnet ihrem Sensei Kuno über den Weg laufen mussten.

Am Abend konnte ich mich zwar an ein paar Sachen mehr erinnern als am Vortag, aber das meiste schwamm immernoch im dichten Nebel. Außerdem fiel mir einfach nicht ein wer Nanouk war. Die ganze Zeit hieß es sie könnte mir meine Gedanken zurückbringen, aber niemand brachte mich zu ihr oder sagte mir auch nur wer sie war. Wenn sie meine Gedanken kontrollieren konnte, dann war sie bestimmt eine Yamanaka.

Die Zukunft der UzumakisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt