Kap. 40 - Urufumaza sieht rot

25 4 0
                                    

Eine nie gekannte Übelkeit überkam mich. Ich unterdrückte ein Würgen und stürzte zu Okami.
"O Kami-sama! Okami!"
Die Wölfin richtete sich winselnd auf. Sie taumelte ein wenig und war offensichtlich nicht in der Verfassung weiter zu kämpfen - auch wenn sie allem Anschein nach, anderer Meinung war.
"Okami! Bleib hier!"
Doch sie hatte sich bereits auf die Pfoten gerappelt und einige Sprünge auf den Meister zugemacht. Im nächsten Moment hatte sie eine ihrer Pranken in die Luft gehoben und drosch nun ohne mit der Wimper zu zucken auf ihn ein. Das Reißen von Stoff und Haut erklang, als Okamis Krallen über seinen Arm zogen. Natürlich kamen sofort seine drei Handlanger angerannt, doch es war zu spät. Der Arm war bereits unwiederbringlich zerstört worden.
"Verdammt!"
Yuri fluchte. Der Meister gab keinen Ton von sich und starrte zitternd auf seinen demolierten Arm. Er sah eben so entsetzt aus, wie ich mich noch vor wenigen Sekunden gefühlt hatte, doch nun spürte ich nur noch reine Befriedigung. Geschieht ihm ganz recht! Auge um Auge, Zahn um Zahn. ... Oder eben Zunge um Arm. Iohada starrte mich wütend an.
"Dafür wirst du bezahlen!"
Ich?!
"Entschuldige mal! Ich hab damit nicht angefangen!"
Doch meine Proteste wurden geflissentlich überhört. Die Grünen Schlingen schossen wieder aus dem Boden und wickelten sich an mir hoch. Verzweifelt zog ich an einer Schlaufe die sich um meinen Hals gelegt hatte, nur um panisch festzustellen, dass sie sich immer enger zu zog. Mugo und Nanouk waren gerade dabei, die anderen beiden Gegner in Schach zu halten und Okami stand erschöpft da und rührte sich nicht. Ich fing immer heftiger an zu zappeln. Ich bekam keine Luft mehr und wurde immer panischer. Ich wollte nicht sterben! In meiner Not tat ich das letzte was mir noch einfiel:
"Pakku no Jutsu!"
Ich war ja sowieso voller Blut... Ich streckte Yuri grinsend meine Handfläche entgegen. Im nächsten Moment spürte ich das bekannte Kribbeln in meiner Hand, dann traten unzählige Wölfe dem Kampf bei. Vorneweg, Urufumaza. Mit ihrem schneeweißen Pelz und den eisblauen Augen, war sie leicht zu erkennen. Während das restliche Rudel Mugo und Nanouk beistand, kam Urufumaza zu mir. Wegen ihrer großen Zähne fürchtete ich kurz, sie würde mir den Kopf gleich mit abbeißen, doch sie bewies erstaunliches Geschick und erwischte nur die Ranken. Ich atmete erleichtert aus, als ich sah das Okami sich zurückgezogen hatte. Das Rudel hatte sich derweil den restlichen Schergen des Meisters gewidmet, welche schnell klein bei gegeben hatten - niemand legte sich gerne mit um die fünfzig Wölfen an. Urufumaza sah zufrieden zu, wie ihre Wölfe den Feinden schnappend hinterher rannten um sie zu verjagen. Das kalte Metall an meinem Hals ließ mich auf einmal stockend nach Luft schnappen. Der Meister hatte den Tumult genutzt um sich von hinten an mich heran zu schleichen und drückte mir nun mit seiner unverletzten Hand ein Kunai gegen die Kehle.
"Pfeif sie zurück, Wolf!"
Diese Worte waren an Urufumaza gerichtet.
"Sag deinem Rudel es soll gehen, vielleicht lasse ich sie dann am Leben."
Die alte Wölfin sah ihn unbeeindruckt an.
"Für wie blöd hältst du mich, Mensch? Denkst du ich weiß nicht dass du schon verloren hast? Außerdem kannst du Akira-Hime nicht töten, das weißt du genauso gut wie ich. Du kannst doch den dritten Segen nicht beschädigen."
Der Meister fluchte ein paar sehr unschöne Bemerkungen in Urufumazas Richtung, ließ dann aber von mir ab. Derweil bemerkte keiner, wie Yuri einen Speer auf mich richtete. Erst als er mit lautem Geschrei auf mich zu stürmte, wurde die Wölfin auf ihn aufmerksam. Mit einer Pranke wischte sie den Randalierer von den Füßen. Noch ehe dieser wusste wie ihm geschah, hatte sie eine ihrer großen Pfoten auf seinem Brustkorb platziert und knurrte ihn zornig an.
"Leg eine Pfote an meine Tochter und du verlierst sie!"
Die Nachricht war deutlich: Finger weg sonst Finger weg. Ich sah zufrieden dabei zu, wie ihre Krallen sich in seine Haut bohrten und er daraufhin schmerzhaft das Gesicht verzog. Er sollte leiden. Er sollte sterben! Ich merkte wie dieser Wunsch in mir immer größer wurde. Er soll sterben. Er soll sterben! Urufumaza hob verwundert die Pfote. Yuri war leichenblass geworden und sah tatsächlich aus als würde er gleich den Löffel abgegeben. Urufumaza warf ihm einen genervten Blick zu.
"Lebst du noch?"
"Arg..."
Der Grünhaarige gurgelte röchelnd vor sich hin. Urufumaza schüttelte nur leicht ihren Kopf, ehe sie sich zu mir herunter beugte.
"Der kommt bestimmt klar, aber wir sollten sehen dass wir verschwinden. Okami braucht jetzt Hilfe."
Ich nickte nur und befolgte ihre Anweisungen. Nachdem ich Okami wieder eingefangen und ihre Zunge eingesammelt hatte, neigte Urufumaza ihren Kopf zu mir herab und wir machten uns auf den Weg. Niemand hielt uns auf.

Die Zukunft der UzumakisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt