Kap. 46 - Die Segen der Götter

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Okami fuhr sich vorsichtig mit der Zunge über die Zähne.
"Wieder wie neu."
Zanko nickte zufrieden.
"Unsre Hiraa sind sehr talentiert."
Ginko und Toboe, die zwei Heiler die Okami verarztet hatten nickten uns zu. Toboe ging bei Ginko in die Lehre und hatte während der gesamten Behandlung aufmerksam zugeschaut und dem Älteren assistiert. Die zwei konnten kaum unterschiedlicher sein, trotzdem waren sie ein Herz und eine Seele. Ginko war unglaublich mürrisch und unhöflich, während Toboe fürsorglich, sanft und schüchtern war. Ginko gab dem Jüngeren einen Klapps.
"Dank dir wäre es beinah schief gelaufen."
Der rotbraune Fuchs legte bekümmert die schwarzen Ohren an.
"Tut mir leid..."
Okami wedelte beschwichtigend mit dem Schwanz.
"Na, es ist ja alles gut gegangen. Wir müssen uns deswegen nicht streiten."

Ich hatte noch eine Frage, die ich unbedingt loswerden wollte.
"Warum findet ihr Okami eigentlich so toll? So wie ich das verstanden habe, gibt es doch auch einen heiligen Fuchs? Also warum beschäftigt ihr euch nicht mit dem?"
Zanko verdrehte die Augen.
"Kurama ist so..."
Chisa fiel ihr aufgebracht ins Wort.
"Nervig! Unhöflich! Unfreundlich! Er behandelt uns wie Dreck, dieser arrogante Mistkerl!"
Zanko nickte schulterzuckend.
"Ja, das trifft es ziemlich genau."
Dann wechselte sie das Thema.
"Akira-Sama, ich würde dich gerne jemandem vorstellen."
Ich nickte nur und folgte ihr. Okami unterhielt sich weiter mit den Füchsen.
"Unser Shaman, Arukari, hat vorgestern eine düstere Prophezeiung gemacht."
Mit Gedanken an Laito versuchte ich nicht genervt auszusehen und nickte ernst.
"Okay?"
"Wir gingen zuerst davon aus, dass die Prophezeiung auf uns bezogen sei, doch nun glaube ich dass sie für dich bestimmt war."
Wir kamen in einer kleineren Höhle an. Drinnen saß ein sehr alter Fuchs. Seine ergrauten Schnurrhaare hingen schlapp zu Boden, während er mit trübem Blick auf die kleine Wasserpfütze am Boden starrte.
''Vater? Das Mädchen mit der Fuchszunge ist hier."
Was hatten die denn alle mit ihrer Fuchszunge?! Ich besaß überhaupt keine Fuchszunge.
"Sie spricht unsere Sprache?"
"Ja."
Oh. Also sollte dass nur heißen, dass ich die Sprache der Füchse verstehe? Das ergab keinen Sinn. Alle Seelentiere konnten sich mit Menschen verständigen, dass hatte mir Shinku erklärt.
"Ich glaube, deine letzte Prophezeiung war für sie."
Der alte Fuchs nickte und winkte mich mit dem Schwanz näher zu sich.
"Lass mich kurz alleine mit ihr sprechen."
Zanko neigte den Kopf und verließ die kleine Höhle. Die milchig weißen Augen des Fuchses ruhten nun auf mir.
"Du bist es. Wahrlich, du bist es..."
Ich verstand nur Bahnhof.
"Was bin ich?"
"Du bist das Mädchen aus der Prophezeiung. Die Kriegerin im roten Pelz. Die Wolfsprinzessin. Die heilige Hüterin der Seelen. Der dritte Segen. Die Reinkarnation von Lana Otsutsuki."
Meine Hände abwehrend erhoben tat ich einen Schritt zurück.
"Moment mal. Ist das nicht ein bisschen viel für eine Person?"
Arukari gluckste.
"Das sind doch nur Titel und Bezeichnungen. Dennoch ist es dir vorbestimmt, einmal großes zu vollbringen. Du wirst die Götter besänftigen und die Nationen vereinen."
Das hatte ich irgendwo schonmal gehört.
"Die Feuernation ist fast allen friedlich gesinnt. Was soll ich da noch groß vereinen?"
Der alte Fuchs rückte ein Stück zur Seite und deutete auf die Pfütze am Boden.
"Sieh dort hinein und sag mir was du siehst."
Seufzend folgte ich seiner Anweisung und ließ mich neben ihm nieder. Aufmerksam betrachtete ich die Spiegelung im Wasser. Überrascht ging ich mit der Nase näher heran. Mir waren die kleinen Lichter an der Decke gar nicht aufgefallen, doch nun sah ich sie klar und deutlich. Wie kleine Pusteblumensamen schwebten sie über der Decke. Staunend sah ich nach oben, doch da war nichts. Die Lichter existierten nur in der Wasserspiegelung. Ich ging noch näher an das Bild dass sich mir bot heran. Das Wasser benetzte nur gerade so den Boden, doch nun sah es aus als würde ich in eine unendliche Tiefe starren.
"Was siehst du?"
Die Stimme des Alten klang mit einem Mal so fern.
"Lichter. Tausende Lichter in einer Höhle. Und an den Wänden sind Wasserfälle...?"
"Die Sternseehöhle..."
Arukari klang nachdenklich.
"Die was?"
Er ignorierte meine Frage.
"Was siehst du noch?"
Ich neigte mich noch ein wenig weiter vor, meine Nasenspitze berührte nun beinah das Wasser.
"Ich sehe-"
Im nächsten Moment rutschte ich mit der Hand ab und fiel nach vorne. Anstatt wie erwartet aufzuschlagen, plumpste ich nach vorn und kippte mit einem Aufschrei kopfüber ins Wasser. Ich schloss den Mund schnell wieder, als kaltes Wasser hinein kam. Ich unterdrückte den Drang nach Luft zu schnappen, hielt mir mit beiden Händen den Mund zu und öffnete mühsam die Augen. Ich war in das Spiegelbild hineingefallen! Neben mir schwebten glühende Pusteblumen und an den Wänden stürzten Wasserfälle in die Tiefe. Eine Person mit silbernen Haaren die bis zum Boden reichten, stand mit dem Rücken zu mir in der Mitte der Höhle. Sie schien mich wahrgenommen zu haben, denn sie drehte mir langsam den Kopf zu. Doch bevor ich ihr Gesicht erkennen konnte, zog mich etwas am Nacken zurück.

Die Zukunft der UzumakisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt