Kap. 41.1 - Shinku und Shinji

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"Venus bedeutet mir sehr viel, weil wir eine ähnliche Vergangenheit, eine ähnliche Situation und das gleiche Schicksal teilen."
Shinku seufzte kurz.
"Bevor ich Himitsuno beigetreten bin, lebe ich in einem kleinen Dorf in der Nähe von Yuki-Gakure..."

~ Vor ca. 10 Jahren ~

"Shinku warte!"
Lachend rannte der kleine Junge mit dem weißen Haar vor seinem großen Bruder davon.
"Du kriegst mich niemals!"
Shinji kicherte und setzte zum Sprung an. Mit einem Aufquieken von Seiten des Jüngeren landeten beide in einem Schneehaufen. Lachend und quitschend balgten die beiden im Schnee herum, bis ihr Mutter nach ihnen rief:
"Shinku! Shinji!"
Sein fünf Jahre älterer Bruder klemmte ihn sich unter den Arm und schleppte ihn ins Haus zurück.
"Wir kommen Mama!"
Nana sah den beiden belustigt entgegen.
"Kommt meine zwei Eisbären. Es gibt Essen."
"ESSEN!"
Mit einer Drehung hatte sich Shinku aus dem Arm seines Bruders befreit und rannte seiner Mutter in die Arme. Lachend hob sie ihn hoch und wartete mit ihm auf seinen Bruder, ehe die drei ins Wohnzimmer gingen.  Der Vater der beiden lächelte sie wohlwollend an.
"Ich hab dich bei der Akademie angemeldet Shinku. In drei Wochen beginnt das neue Schuljahr."
Der Fünfjährige nickte begeistert.
"Dann werde ich auch ein cooler Ninja, sowie Shinji!"
Sein älterer Bruder lächelte leicht.
"Bestimmt."
Aufgeregt trommelte Shinku mit den Fingerspitzen auf die Tischplatte.
"Erwecke ich dann auch das Yogengan? Sowie du?"
Schlagartig verstummten die anderen drei. Shinji ließ seine Gabel klappernd auf den Teller fallen.
"Ähm... ja, vielleicht... ich muss kurz auf die Toilette."
Nana und Malo sahen sich traurig an.
"Hör mal Shinku",
setzte sein Vater vorsichtig an.
"Das Yogengan hat natürlich ganz tolle Fähigkeiten und es ist ein Segen wenn man es besitzt..."
Nana sprach weiter.
"... aber mit jedem Segen kommt auch immer ein Fluch. Alles hat seinen Preis. Nichts ist umsonst."
Shinku warf ihr einen verständnislosen Blick zu.
"Aber du hast gesagt Liebe ist umsonst!"
Sie lächelte und zog ihn liebevoll auf ihren Schoß.
"Liebe ist unbezahlbar, aber das bedeutet nicht dass sie keinen Preis kennt."
Der kleine Junge schmiegte sich wohlig an ihre Brust.
"Was ist der Preis, um geliebt zu werden?"
Seine Mutter drückte ihm sanft einen Kuss auf die Stirn.
"Schrecklich vermisst zu werden. Das ist der Preis, um so sehr geliebt zu werden wie du es gerade tust."
Er legte fragend den Kopf schief.
"Du brauchst mich nicht zu vermissen. Ich bin doch hier!"
"Momentan ja, aber irgendwann wird der Zeitpunkt kommen, an dem ich dich ganz furchtbar vermissen werde, weil sich unsere Wege trennen. Eines Tages, werde ich an einen anderen Ort gehen und du wirst hier bleiben müssen."
Erschrocken drückte er sich noch fester an seine Mutter.
"Nein! Das will ich nicht! Ich will für immer bei dir bleiben! Mit Shinji und Papa! Du darfst nicht gehen! Ich halte dich einfach fest, dann musst du mich mitnehmen!"
Sie lachte leise und rieb ihre Nasenspitze an seiner.
"Das ist nichts schlimmes, du musst nicht weinen. Jedes Lebewesen erhält mit seiner Geburt ein Geschenk. Irgendwann muss man es zurückgeben und wenn man es gepflegt hat und gut damit umgegangen ist, darf man als Belohnung an einen wunderschönen Ort gehen."
"Und du kannst mich nicht mitnehmen, weil ich mein Geschenk noch nicht genug gepflegt habe?"
Sie strich ihm sanft über die Nase.
"Ganz genau. Aber ich bleibe noch eine Weile bei dir. Ich lasse dich erst alleine, wenn ich weiß dass du mich nicht mehr brauchst."
Malo ging um den Tisch herum und legte die Arme um beide.
"Wir bleiben noch lange bei euch. Unser Leben ist dann vollendet, wenn du groß und stark bist und dich selbst beschützen kannst. Vielleicht findest du dann ja sogar ein nettes Mädchen - oder einen netten Jungen - und möchtest mit ihr oder ihm den Rest deines Lebens verbringen. Und wenn wir Glück haben sind deine Mutter und ich dann noch da, um zu sehen wie du selbst dein Leben lebst."
Shinku war schon fast in den schützenden Armen seiner Eltern eingeschlafen, als er noch einmal schläfrig den Kopf hob.
"Was ist der Preis für Shinjis Yogengan?"
"Die Augen deines Bruders können große Taten vollbringen, aber es besteht immer die Möglichkeit, dass sie versuchen das Geschenk eines anderen Lebewesens zu stehlen."

~ 5 Jahre später ~

"Bitte Herr, er war es nicht!"
Fest an die Hand seines Vaters geklammert, sah Shinku dabei zu, wie seine Mutter den König anflehte ihren Sohn in Frieden zu lassen.
"Geh mir aus dem Weg Nana."
"Er war es nicht!"
Shinji legte ihr vorsichtig die Hand auf die Schulter.
"Es ist okay, Mama. Ich habe versagt. Ich trage meine Strafe mit Fassung."
"Aber du bist unschuldig!"
Shinku sah fragend zu seinem Vater auf.
"Warum hilfst du Mama nicht?"
Malo sah mit starrem Gesicht zur Tribüne auf.
"Wenn ich mich jetzt einmische, mach ich alles nur noch schlimmer."
Der König versuchte sich an Nana vorbei zu schieben, doch sie ließ ihn nicht durch.
"Mein Sohn hat nichts unrechtes getan, er trägt keine Schuld!"
"Geh beiseite Nana! Du hast uns eine Kreatur der Hölle bescherrt!"
"Er ist unschuldig!"
"AUS DEM WEG!"
"NEIN!"
"Du hast einen Teufel auf uns losgelassen! Aus. Dem. Weg."
"NIEMALS!"
Schneller als Shinku begriffen hatte was passiert war, war Malo vorgeschossen und hatte sich vor seine Frau geworfen. Im nächsten Augenblick durchbohrte das Schwert des Königs seine Brust. Der grauenerfüllter Aufschrei Nanas, ließ das ganze Dorf zusammenzucken.
"Nein! Was hast du getan?!"
Zornig warf sie sich auf den König.
"Das wirst du bereuen! Du bist eine Schande von einem König! Du wirst unser Dorf zugrunde treiben!"
Zwei Schwerte spießten den Körper des Gegenübers auf.
"Und wenn schon. Dieses Dorf ist sowieso nichts mehr wert."
Und in der Blutlache die den Schnee rot färbte, setzte bei drei Leichen langsam die Totenstarre ein. Shinku konnte nur einen kurzen letzten Blick auf seine Mutter erhaschen, ehe ihn der Mantel seines Bruders umhüllte.
"Sind Mama und Papa...?"
"Hey, sieh nur mich an und schau nicht zurück."

Schweigend ließ Shinku sich von seinem Bruder durch den immer dichter fallenden Schnee tragen. Er konnte nicht einmal weinen. Er fühlte sich einfach nur leer. Plötzlich wurde er abgesetzt.
"Wo sind wir?"
Sein Bruder zog seinen Mantel aus und legte ihn um seine Schultern.
"Du musst jetzt ganz weit weg laufen. Bleib nicht stehen. Sieh nicht zurück. Lauf bis du jemanden findest der dir helfen kann."
Shinku sah ihn aus großen Augen an.
"Kommst du nicht mit?"
Shinji schwieg kurz dann schüttelte er leicht den Kopf.
"Ich halte sie auf solange ich kann. Ich komme nach, sollte ich es da lebend wieder heraus schaffen, aber falls nicht..."
"Nein! Bitte! Du darfst mich nicht auch noch alleine lassen! Was soll denn aus mir werden, wenn ich keinen mehr hab?"
Nun kullerten ihm doch ein paar Tränen über die Wangen. Shinji machte ein trauriges Gesicht.
"Es tut mir so leid... ich hätte dir das gerne erspart."
Er kniete sich hin, bis er auf Augenhöhe mit seinem kleinen Bruder war.
"Nur weil du mich nicht sehen kannst, bedeutet das nicht, dass ich nicht bei dir bin. Ich passe auf dich auf. Versprochen. Großes Ninja-Ehrenwort."
Nun musste Shinku doch lachen. Shinji wischte ihm vorsichtig die Tränen weg, ehe er seine Nase an Shinkus rieb. Dann löste er sich von ihm. Ehe er sich umdrehte, hielt er Shinku noch etwas hin. Es war ein Ohrring. Er bestand aus zwei türkisenen Perlen, einem Glöckchen aus Perlmutt und einer blauen Feder.
"Damit du mich nicht vergisst."
Dann drehte er sich um und war mit der nächsten Schneewehe verschwunden. Shinku stand mit dem Ohrring in der Hand da und sah ihm noch nach, als er schon längst nicht mehr zu sehen war. Dann befestigte er den Ohrring an seinem Ohr, drehte sich um und lief in die entgegengesetzte Richtung davon.
"Als könnte ich dich jemals vergessen."

"Das war aber kein Happy End!",
schniefte ich ihn vorwurfsvoll an. Er lächelte entschuldigend.
"Tut mir leid."
Urufumaza leckte mit tröstend die Wange, während Xin Lin mir einen belustigten Blick zu warf.
"Aber die Geschichte endet hier noch nicht. Es fehlt noch der zweite Teil."
Shinku ließ seine Zunge aus dem Mund hängen.
"Kann das nicht warten? Ich hab mir meine Zunge schon ganz fusselig geredet..."
"Nix gibt's! Auf, auf. Wir haben schließlich nicht den ganzen Tag Zeit."
Shinku seufzte ergeben.
"Also guuut..."

Die Zukunft der UzumakisWo Geschichten leben. Entdecke jetzt