Prolog

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...

I. Gefühl

Eisige Kälte umspielte meine Nasenspitze, wie eine sanfte Berührung, ein Windstoß, der mir signalisieren sollte, dass ich noch in der Lage war, zu spüren. So vorsichtig, so friedlich, so leicht, striff das frostige Gefühl an meinem Körper entlang, als würde es ein Lied auf mir spielen wollen. Auf und ab, hin und her, hoch und runter. Ich fühlte es an meinen Gliedmaßen, fühlte jedoch selbst meine Gliedmaßen nicht. Ich spürte, wie es die Höhe meines Brustkorbes entlangfuhr, spürte jedoch selbst meinen Brustkorb nicht. Ich merkte, wie es durch meine Atemwege in die Lunge floss, merkte jedoch selbst meine Lunge nicht. Der Luftzug flog an meinen Wimpern vorbei, ganz ob gleich meine Augen geschlossen waren, oder nicht.

II. Sehen

Egal welche Variante sich vor meinen Augen abspielte, jegliche würde in der selben Antwort resultieren - Finsternis. Je länger ich gegen die schwarze Wand blickte, desto finsterer wurde sie. Sie verschlang mich immer weiter, tiefer und tiefer ins Innere des unendlichen Nichts. Man möge sich wie bei einem Trugbild nach einiger Zeit selbst hinters Licht führen wollen, dass sich an dem unveränderten Bild etwas verändert, da das eigene Gehirn mit diesen Unmengen an fehlenden Hirnreizen überfordert ist. Es muss etwas passieren, sonst bleibt mein Augenlicht der Sinnlosigkeit ausgesetzt.

III. Schmecken

Der Mund öffnet sich nicht, der Schluckmechanismus scheint in Trance. Mein Speichel beginnt sich im Inneren meiner Mundhöhle zu einem See zu formen, der sich wie eine Oase im ewigen Nichts danach sehnt, gefunden zu werden. Es schmeckt nach nichts. Und wie das unendliche Nichts sich am Körper anfühlt, wie das ewige Nichts vor meinen Augen aussieht, so schmeckt es gleichermaßen ebenso.

IV. Riechen

So wie der kalte Windstoß sich um die Nase kreisen lässt, lässt das einatmen mich im Stich. Die Lunge füllt sich mit Fülle, so leer bleibt sie trotzdem bei dem Gedanken, befüllt zu sein. Alles steht still. Je mehr Luft meine Lungenflügel zum Ausdehnen bringen sollen, desto weniger Handlung spielt sich ab - es tut sich nichts. Wieder das Wort nichts, jenes alles beschreiben kann. Ein irrationaler Kausalzusammenhang, der nur leider ebenfalls meinen Brustkorb nicht anheben kann.

V. Hören

So wie die ewige Leere aussah, wie sie sich anfühlte, wie sie schmeckte, traf alles zusammen auf meine auditive Wahrnehmung, die sich leider nur an die anderen Sinne anpassen konnte. Wie eine Art Erwartungsdruck traute sich keiner von ihnen herauszustechen und gegen den Strom zu schwimmen. Kein Herzschlag, keine Darmgeräusche, kein Piepen, kein Brummen - nichts. Je mehr ich mich konzentrierte, hoffte, etwas wahrnehmen zu können, desto größer wurde ich enttäuscht.

...

Denn wirst du Dir Deiner Sinne bewusst, bist Du bereits auf dem Weg zu Dir selbst.

Asterisking - Das Sternenkind in Konoha Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt