Das Zimmer war noch dunkel, nur leichtes Licht fiel herein. Harry öffnete die Augen. Er griff instinktiv nach seiner Brille und schaute auf die Uhr. Es war noch früh, doch sie hatten auch früh Unterricht, es blieb keine Zeit, um sich nochmal hinzulegen. Er drehte sich um, hörte Draco gleichmäßig atmen. Es kam nicht oft vor, dass er als erster aufwachte. Doch nach den gestrigen Ereignissen war dies kein Wunder. Draco war völlig fertig gewesen. Harry richtete sich auf und nahm seine Klamotten, ging ins Bad und zog sich rasch an. Er musste noch in seinen Schlafsaal seine Uniform anziehen und seine Tasche holen. Doch er wollte auch nicht einfach gehen, brachte es aber auch nicht übers Herz den schlafenden Draco zu wecken. Doch sein Konflikt löste sich, denn als er aus dem Bad heraus kam, stand er schon an der Kommode und suchte sich frische Sachen. "Guten Morgen." begrüßte Harry seinen Freund. Er umarmte ihn von hinten und drückte ihm einen Kuss auf die Wange. "Hey," Draco grinste. Harrys Herz freute sich, es schien ihm wieder besser zu gehen. "Wie geht's dir?" fragte er trotzdem. Draco atmete tief ein, "Ok." Ihm tat noch alles weh und sein Magen rebellierte, doch seine Gedanken waren wieder kühl und geordnet. "Ich muss nochmal rüber, sehen wir uns beim Frühstück?" Draco nickte. Harry verließ das Zimmer und lief durch das stille Schloss. Die ersten leichten Sonnenstrahlen fielen durch die großen Fenster. Harry liebte das Schloss. Hogwarts war sein Zuhause. Als er den Gryffindorturm erreichte, waren bereits einige Schüler im Gemeinschaftsraum. Er ging hoch in sein Zimmer. "Ah auch schon da?" lachte Ron. Harry blickte verwundert, "Wo ist Neville?" Er deutete auf das perfekt gemachte Bett seines Freundes. Ron lachte, "Bei Hannah. Da hat es gestern ordentlich gefunkt, als du schon gegangen bist." er machte eine Pause, "Aber sag mal, wo warst du gestern noch. Ich dachte, du schläfst jetzt wieder hier." Harry seufzte, "Draco hatte ne Panikattacke. Ich hatte Angst, bin bei ihm geblieben. Oh man, Ron. Manchmal habe ich Angst, dass ich ihm nicht helfen kann. Dass ich der Aufgabe nicht gewachsen bin." Er setzte sich auf sein Bett. Ron blickte zu Boden, setzte sich dann aber neben ihn, "Harry, du kannst nicht jeden retten. Erinnerst du dich?" Harry nickte, das hatte er schmerzlich erleben müssen. Zu oft hatte er geliebte Menschen verloren und sich die Schuld dafür gegeben. "Aber du gibst dein bestes und das merkt man. Das merkt Malfoy, das merken wir. Aber wenn dir das zu viel wird, ist das so und wird akzeptiert." fuhr Ron fort. Harry schüttelte den Kopf, "Es wird mir nicht zu viel, nur ich will ihn nicht verlieren. Euch aber auch nicht und manchmal habe ich das Gefühl, dass ich euch vielleicht vernachlässige. Aber dann denke ich, dass Draco mich mehr braucht und bleibt lieber bei ihm. Ja selbst, wenn er mich zu euch schickt, weil er das merkt. Ich hab so Angst, ihn allein zu lassen." Ron nahm ihn in den Arm, "Harry, wir, und da sprech ich auch für Mine, lieben dich. Und ja, uns ist das auch schon aufgefallen, dass du nicht glücklich bist, wenn er nicht in deiner Sichtweite ist. Und wenn ich ehrlich bin, weiß ich nicht, wie ich dir helfen kann. Denn klar, ich könnte gut gemeinte Ratschläge wie, du musst ihm vertrauen, oder er ist schon groß, er kann auf sich selber aufpassen oder mach dir keine Sorgen, geben, aber das macht es sicherlich nicht besser. Ich kenn das Gefühl aber, ich hab mir immer so viele Sorgen um Ginny früher gemacht, besonders im zweiten Schuljahr. Doch nie war ich in deiner Situation. Wenn du jemanden brauchst, zum reden oder so, sind wir, bin ich immer für dich da. Wenn ich oder Mine etwas für dich tun können, sag es uns. Ansonsten haben wir einfach Verständnis für dich und deine Sorgen. Und fühlen uns nicht vernachlässigt, wenn dir das vielleicht hilft." Ron nahm seinen Arm von Harrys Schultern. Dankbar nickte Harry, "Danke, Ron. Du bist der Beste. Wirklich." Ron stand auf und lachte, "Ja ich weiß. Aber jetzt mach dich fertig." Er warf ihm seine Uniform zu, "Sonst verpassen wir das Frühstück." Harry musste auch lachen, die Ehrlichkeit seines besten Freundes tat ihm gut.
Sie saßen in der großen Halle. Ron stopfte sich seinen fünften Toast hinein, Hermine las ihnen etwas aus der Zeitung vor, doch Harry hörte nicht wirklich hin. Seine Augen suchten nach blonden Haaren, doch er fand sie nicht. Stattdessen tauchten zwei kleine Schüler vor ihm auf. "Mr. Harry Potter" sagte der eine. "Haben wir heute wieder Unterricht?" fragte der andere. Es waren zwei Erstklässler aus Ravenclaw. Harry war etwas perplex, Ron kicherte im Hintergrund. "Ich glaub schon, aber vielleicht schaut ihr einfach auf euren Stundenplan." brachte er hervor. "Danke, Mr. Harry Potter." sagten die beiden im Chor und verschwanden. Hermine schaute von ihrer Zeitung hervor, "Mr. Harry Potter?" Sie lachte, Harry zuckte die Schulter, "Ich kann mich doch nicht Professor nennen. Ich war überfordert." Er musste auch lachen. Dann brachen sie zu ihrer Stunde auf. Sie gingen in den Kerker, denn zwei Stunden Zaubertränke standen an, ehe Harry seinen Unterricht gab. Harry scannte seine Umgebung. Ron, der das bemerkte, legte seine Hand auf seine Schulter, "Es ist schon alles gut, mach dir keine Sorgen." Dankbar lächelte Harry, doch suchte weiter. Als sie das Klassenzimmer betraten, saß Draco bereits dort. Harry fiel ein Stein vom Herzen. Der gestrige Tag hatte ihm wieder gezeigt, wie labil Draco immer noch war. "Du warst nicht beim Frühstück. Ich hab mir Sorgen gemacht." er warf ihm einen sorgenvollen Blick zu. "Tut mir leid, mir war nicht nach Essen oder Menschen." entschuldigte sich Draco. Harry setzte sich neben ihn, "Ist schon ok." Er legte seine Hand auf seine und streichelte mit den Fingern drüber. "Wenn was ist, sagst du aber Bescheid, versprochen?" Draco nickte, "Versprochen!" Slughorn betrat den Raum und der Unterricht begann.
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Lest we all die unbloomed
FanfictionTeil 2 von "Dunkle Schatten werden uns finden" Harry und Draco wiederholen ihr siebtes Schuljahr. Doch der Krieg hat sie alle verändert und nichts ist mehr so, wie es damals war. (Auch hier kommen wieder negative Gefühle, Selbstmord, -Verletzung, v...