Kapitel 14

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Es war Montag, der erste Dezember. Alle saßen gutgelaunt an ihren Pulten. Heute würden sie das erste mal versuchen, den Patronus heraufzubeschwören. Die letzten Stunden hatten sie damit verbracht, den Zauber theoretisch zu lernen. Heute fingen die Praxisstunden an. Sie räumten alle Tische zur Seite und sollten es erst einmal für sich probieren. Das goldene Trio schaffte es sofort und Harry ging davon aus, dass alle, die in der DA waren, das auch schaffen würden, doch er irrte sich. Viele hatten durch den Krieg ihre schönen Erinnerungen vergessen oder verdrängt in der Trauer und Angst. Harry wusste nur allzu gut, wie sich das anfühlte. Auch wenn ihm das keiner glauben wollte, während sein stolzer Hirsch durch die Klasse stolzierte. Greystar forderte ihn auf, den anderen zu helfen. Er hatte darauf gehofft und wollte gerade zu Draco gehen, der ganz hinten in der Ecke stand und ziemlich unbeholfen den Zauber probierte. Doch da stellte sich Yuna ihm in den Weg, „Harry kannst du mir helfen." Er wollte gerade verneinen, als Greystar für ihn antwortete, „Natürlich kann er das." Jetzt hatte er keine Wahl. Draco sah das und war etwas erleichtert, er konnte jetzt nicht mit Harry reden. Nicht jetzt, wo er jede Woche aufgefordert wurde, ihn zu töten. Dazu musste er noch mit seinen Gefühlen zurecht kommen. Doch er hatte einen Plan. Diesmal wird alles gut gehen, redete er sich selbst ein. Der Raum füllte sich mit blauen Geistern in Tiergestalt. Alle möglichen Lebewesen, von der Schnecke zum Elefanten, schwebten durch das Klassenzimmer. Kurz vor Ende der Stunde stellten sie die Tische wieder richtig. „So, jetzt werden noch drei Schüler das Ergebnis dieser Stunde vorstellen. Und das wären einmal Miss Granger, Miss Stormwind und Mr Malfoy." Die beiden Mädchen gingen nach vorne. Draco zögerte. Der Slytherin wusste, dass Greystar ihn bloßstellen wollte. „Gut gespielt", dachte er, „Mich dazu bringen den Aufsatz auszuschlagen und dann mich bloßstellen. Was hat er nur gegen mich?" doch er sprach es nicht aus. Stattdessen ging er zögerlich nach vorne, nachdem ihn Greystar nochmals aufgefordert hatte. Er zeigte auf Hermine, „Miss Granger hat von vorne herein einen Patronus hervorgebracht. Möchten Sie uns verraten, woran Sie gedacht haben?" Sie nickte, „Ich habe an mein erstes Schuljahr gedacht, an den Zeitpunkt, an dem Harry, Ron und ich Freunde wurden." Sie lächelte ihren Freunden verlegen zu, die beide ein breites Grinsen im Gesicht trugen. Greystar ging weiter, „Und Sie, Miss Stormwind? Sie hatten am Anfang einige Schwierigkeiten, woran denken Sie?" Sie führte den Zauber aus und ein Wildschwein schwebte aus ihrem Zauberstab heraus, „Ich denke an meine Schwester und wie wir immer im Wald Pilze sammeln gegangen sind. Es fiel mir zuerst schwer, weil der Krieg meine Schwester Liv an sich genommen hat." Das Klassenzimmer war still, als Greystar zu Draco kam, „Nun Sie, zeigen Sie uns ihren Patronus und woran denken Sie?" Der blonde junge Mann schluckte und probierte es, doch mehr als ein paar blaue Funken brachte er nicht zusammen. Der Professor nickte zufrieden, „Woran denken Sie?" Draco biss sich auf die Lippe, „Das ist privat." „So?" fragte er provozierend. Draco hatte Mühe nicht in Tränen auszubrechen, „Fragen Sie doch ihn." Er machte eine Kopfbewegung Richtung Harry, wessen Wangen sich röteten. Sein Herz machte einen Sprung. Er war seine schönste Erinnerung. Greystars Augen funkelten. „Der Untericht ist beendet." Alle Schüler stürmten in ihre wohlverdiente Freizeit. Draco war der erste, der den Raum verließ. Er stürmte nach draußen in Richtung Sees. Auch wenn es erst Anfang Dezember war, war es knapp unter Null Grad und es begann zu schneien. Draco warf seine Tasche ans Ufer und zog seinen Umhang und den Schulpullover aus, sodass er nur noch in Hemd und Hose darstand. Auch seine Schuhe hatte er ausgezogen. Er krämpelte seinen Ärmel hoch und schaute auf das dunkle Mal, er wollte es ein letztes mal sehen. Er hörte wieder das seltsame Knacken, doch es störte ihn nicht. Diesmal würde er sich ein Ende setzten. Also ließ er sich in das kalte Nass gleiten. Ihm blieb die Luft weg, da die Wassertemperatur nur wenige Plusgrade betrug. Langsam ließ er sich hinabsinken und stieß mit aller Kraft die restliche Luft aus seinen Lungen. Nach einigen Minuten wurde er ohnmächtig. Endlich spürte er das, wonach er sich so lange gesehnt hatte: Ruhe.

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