Kapitel 21

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Als sie beide Dracos Zimmer erreichten, wurden sie von einem freudigen Piepen empfangen. „Kommst du morgen mit zu Hagrid? Ich glaube, er kann mich immer noch nicht leiden, aber ich brauch Nachschub an Essen für Robin und ich glaube nicht, dass Kürbispastete gut für ihn ist." Harry kicherte, „Gerne." Er schaute sich in dem Zimmer um. Draco begann sich auszuziehen, sodass er nur noch in Boxershorts vor ihm stand. „Es stört dich doch nicht?" fragte er, als er ins Bad ging und sich das Gesicht wusch. Harry schüttelte den Kopf und bemusterte ihn. Er war so abgemagert, dass seine Beckenknochen hervorstachen. Er konnte die Rippen einzeln zählen. Draco bestand nur noch aus Haut und Knochen und da er so groß war, fiel das noch mehr auf. Früher war Draco zwar dünn, doch immer noch gut bemuskelt gewesen, doch jetzt war er nur noch ein Häufchen Elend. Seine Haut war blass. Doch noch blasser waren seine Narben, die seinen Unterarm zierten. Doch dabei blieb es nicht. Harry fielen auch die zahlreichen parallelen Schnitte auf seinen beiden Oberschenkeln auf. Einige leuchteten noch feuerrot, während andere noch blutverschmiert waren. Sein dunkles Mal bildete einen so starken Kontrast zu den weißen Narben. „Du siehst scheiße aus." sagte Harry. Draco drehte sich um. Er lächelte, „Ich weiß." Er griff sich ein weißes Tshirt aus der Kommode und zog es sich über. Es war ihm ein wenig zu groß, weshalb er nicht mehr so dünn aussah. Er nahm sich seine Zahnbürste und begann sich die Zähne zu putzten, „Willst du die ganze Nacht so rumstehen?" fragte Draco. Harry bemerkte, wie sich seine Muskeln entspannten. Seine Anwesenheit schien, ihn zu beruhigen. Das machte ihn glücklich. „Also, wenn du was brauchst, dann bedien dich einfach. Ich hab nichts mehr zu verheimlichen." Er spukte die überflüssige Zahnpasta aus. Harry bewegte sich nicht. Sein Blick blieb noch an den Narben haften. Der Slytherin bemerkte dies natürlich. Doch blieb stumm. Stattdessen ging er langsam auf Harry zu und umarmte ihn. Er legte seinen Kopf in seine Halsbeuge, „Ich hatte Angst, ich habe Angst, ich werde auch immer Angst haben. Dafür ist zu viel passiert." Er schaute auf und blickte geradewegs in die grünen Augen. Er löste sich aus der Umarmung und legte sich in das Bett. Es war größer als Harrys, weshalb problemlos zwei Personen hineinpassen, wenn sie keine Angst vor Körperkontakt haben. Harry zog sich auch aus und machte sich im Bad fertig. Als er wieder in das Zimmer kam, sah ihn Draco an. „Ich sehe besser als du aus." scherzte er. „Wie wahr." Er legte sich neben Draco, der sich an ihn kuschelte und sofort einschlief. Der Schlafentzug der letzten Wochen machte sich bemerkbar. Harry schlief auch bald ein. Als Harry am nächsten Morgen aufwachte, schlief Draco noch tief und fest. Er beobachtete den Blonden, wie er mit zerzausten Haaren und friedlichem Blick schlief. Er stand leise auf und ging duschen. Er war ein bisschen enttäuscht, als er Dracos Anzahl von Pflegeprodukten sah. Er hatte immer gedacht, dass es bestimmt hunderte sein müssten, so wie seine Haare immer aussahen. Stattdessen standen genau fünf sehr hochwertig aussehende Flaschen da. Als er fertig war, merkte er, dass er sich zwar ein Handtuch genommen hatte, aber gar keine frischen Klamotten hatte. Er musste innerlich lachen, denn das wieder so typisch für ihn. Es klopfte an der Tür und Draco kam herein. Er hatte einen Stapel an frischen Klamotten in der Hand. „Ich mach dir ein Angebot. Du bekommst das hier. Dafür lässt du deinen Hoodie hier." Er schmunzelte ihn an. Harry erwiderte das Lächeln, „Oder du gibst mir den Stapel und ich geh meinen Koffer fertig packen, bringe die wichtigsten Sachen für eine Woche hierher und bleibe solange hier, bis wir in die Ferien gehen?" Draco tat, als müsse er überlegen, „Aber nur, wenn du mich vorher küsst." Das lies sich Harry nicht zweimal sagen. Er küsste Malfoy leidenschaftlich und riss ihm dabei die Sachen aus der Hand, „Und jetzt raus." lachte er. Draco gehorchte. Er setzte sich wieder auf sein Bett. Wieder wurde ihm schmerzlich bewusst, dass er schwach war. Und dass er Angst hatte. Große Angst. Er war bloß ein Schüler, doch musste sich jetzt um alle Familienaufgaben kümmern. Zwar war Harry auch ein Waise, doch er hatte Verwandte und Freunde, die ihm halfen. Er war allein. Eine Träne rollte ihm über das Gesicht. Harry kam gerade aus dem Bad und sah, wie Draco mit seinem Hoodie im Arm dasaß. Er setzte sich neben ihn. „Komm nimm meine Hand. Ich spüre doch, dass du sie brauchst, wie ich deine brauche. Nur zusammen sind wir frei und können fliegen. Dafür lass mich nicht allein, sonst stürze ich und falle zu Boden und sterbe. Und du wirst genauso leiden, weil du alles bist, was ich haben und brauche. Das weißt du, Draco. Da ganz tief in dir drin. Du bist nicht alleine." Er zeigte auf seine Brust, an der Stelle, wo sich sein Herz befand. „Und du lässt nicht los?" fragte dieser mit Tränen in den Augen. „Ich habe nie losgelassen." antwortete Harry ernst, „Glaub mir, ich weiß, wie schwer der Verlust eines geliebten Menschen ist. Ich weiß, wie überfordernd neue Aufgaben scheinen. Ich weiß das. Und ich habe es nur geschafft, weil Menschen für mich da waren und mir geholfen haben. Auch wenn ich das nicht annehmen wollte, am Ende war es gut. So wird das auch bei dir werden. Und ja, es geht nicht sofort. Es wird auch sofort nicht besser, im Gegenteil. Es wird auch nochmal schlechter, doch das gehört dazu. Ich möchte bei dir bleiben, für immer. Bitte lass mich das und schick mich nicht wieder weg. Wir beide sind nicht perfekt, aber lass mich dir helfen. Lass mich für dich da sein. Ich liebe dich." Er küsste ihn. Draco nickte. „Jetzt geh endlich duschen, damit wir frühstücken und dann zu Hagrid können. Robin und ich sind hungrig." Draco gehorchte. Harry kam es wie eine Ewigkeit vor. Es waren aber nur zwanzig Minuten, bis er fertig war. So gingen sie in die große Halle. Vorher mussten sie noch den Slytheringemeinschaftsraum durchqueren, in dem viel Chaos herrschte. Doch als die beiden vorbei gingen, schauten alle sie an. „Na, habt ihr eine schöne Nacht gehabt?" fragte Theodor Nott spöttisch. Doch Harry konterte gekonnt, „Schöner, als du jemals sein wirst." Überrascht von dieser Aussage musste Draco lachen. Nott war genauso perplex.„Ich wusste gar nicht, dass du so sassy bist." lachte Draco, als sie die große Halle betraten. „Du weißt nicht alles, über mich." Sie setzten sich neben Harrys Freunde. Ron schaute von seinem Essen auf, „Harry, wo warst du letzte Nacht? Wart ihr noch im Raum der Wünsche und hattet eine schöne Nacht gehabt ?" „Schöner, als du jemals sein wirst." lachte Draco. Ron schaute ihn empört an, „Wie bitte?!" Die anderen lachten auch und Harry erklärte ihm, „Nott hat dasselbe vorhin gefragt und ich habe damit gekontert. Draco fand das so wahnsinnig witzig." Hermine konnte kaum noch vor lachen atmen. Harry fuhr unbeirrt fort, „Nein, ich hab bei Draco im Zimmer geschlafen, damit er nicht so allein ist. Ich werde auch für die Woche bei ihm einziehen." Ron nickte, „Dann kann Hermine ja zu mir kommen." Er zwinkerte ihr zu. „Du spinnst doch. Ich setzt keinen Fuß in euren Raum." Sie schüttelte lachend den Kopf.

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