Kapitel 38

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Mittlerweile war es April, bald waren die Osterferien, die sie zum intensiven Lernen nutzen wollten, denn danach standen die Prüfungen an. Doch jetzt hatten sie noch eine Woche Unterricht. Harry betrat den Klassenraum, in dem so viele Lehrer vor ihm standen. Viele kleine Augen schauten ihn an. Er saß vor einer Schar an Drittklässlern, mit denen er gerade den theoretischen Teil des Patronus-Zaubers besprochen hatte. "Eure Aufgabe ist es über die Ferien, den Zauber zu üben. Es kann nichts schief gehen, also traut euch. Habt ihr denn noch Fragen?" er schaute seine Schüler an, einige hoben ihre Hände. "Ja bitte." er deutete auf eine Slytherin mit langen roten Haaren. Sie fasste ihren ganzen Mut zusammen, "Was wenn ich keine Erinnerung habe, die stark genug ist." Harry nickte, "Ich habe auch lange gebraucht eine passende Erinnerung zu finden, manchmal ist es auch eine, die wir nicht erwarten. Und es ist wahr, es gibt einige, die nicht in der Lage sind, einen Patronus heraufzubeschwören. Das waren in der Regel die Todesser. Doch ich kenne auch die Ausnahmen. Der eine, war der mutigste Mann, den ich kennenlernen durfte und er hat mich mit seinem Patronus gerettet. Der andere hat so viele Jahre gebraucht, um diesen Zauber zu schaffen, er hat nur schlechte Erinnerungen gehabt, doch manchmal kann auch der Gedanke an eine Person so viel Kraft haben, dass sie einen Patronus zustanden bringen können. Das haben diese beiden Menschen mir gezeigt." Ein weiterer Slytherin hob die Hand, Harry nahm ihn dran, "Waren diese beiden Menschen Todesser?" Harry nickte, "Ja, sie waren." Diesmal meldete sich eine Hufflepuff, "Sind sie jetzt in Askaban?" Harry schüttelte den Kopf, "Nein, der eine ist Tod, der andere lebt im Freien." Ein Gemurmel erfüllte den Raum, Harry hörte Spekulationen, wer die Personen waren, was ihre Erinnerung sein könnten. Die Vorstellung, Harry Potter bewunderte zwei Todesser, löste viel Gesprächsbedarf aus. Schließlich traute sich ein kleiner Junge zu fragen, "Mr. Harry Potter, können Sie uns mehr über die Personen erzählen?" Harry überlegte einen Moment, doch stimmte schließlich zu. Er wollte Gerüchte vermeiden, denn er wusste nur zu gut, wohin diese führen konnten. "Also gut," begann er, "Die stärkste Kraft der Welt ist die Liebe. Sie ist die höchste Magie. Sie besiegt all den Hass der Welt. Deswegen ist ein Patronus auch so stark gegen Dementoren. Die meisten Todesser empfanden nur Hass, Wut und Angst. Doch ein Mann hat sich von diesem Hass abgewandt und sich schließlich der Liebe hingegeben. Glaubt mir, ich habe ihn lange Zeit auch gehasst, doch jetzt verstehe ich. Bevor ihr spekuliert, sein Name war Professort Severus Snape. Er hat durch die Liebe zu meiner Mutter, mir mehr als einmal das Leben gerettet, auch wenn er meinen Vater gehasst hat. Der zweite Mensch hatte keine Wahl. Sein Leben wurde geprägt von Hass und Angst. Wer nie völlige Liebe empfindet, kann sie schwer leben, oder?" Seine Schüler nickten, Harry fuhr fort, "Doch was, wenn er es dann doch schafft, aber aus Angst alles hinschmeißt. Aus Angst, die Liebe kaputt zu machen." Eine Schülerin unterbrach ihn, "Aber das macht doch kein Sinn!" Eine andere Schülerin mischte sich ein, "Doch voll. Erinnerst du dich an deinen schönen Pullover, den du nicht angezogen hast, weil du Angst hattest, dass er kaputt geht oder dreckig wird? Deswegen hast du ihn nie aus dem Schrank geholt und noch weniger davon gehabt, als hättest du ihn getragen und er wäre kaputt gegangen. So ist es auch mit der Liebe gewesen. Er hatte zu viel Angst davor, diese Liebe zu verlieren, dass er sie freiwillig hingab. Denn so würde er sie nicht aufs Spiel setzen." Das Mädchen verstummte, das andere nickte, "Das klingt fast schon poetisch." Harry lächelte kurz, "Ich wünschte, so hätte es sich auch angefühlt. Aber ja, so kann man sich das vorstellen. Die Liebe wohnte weiter in ihm, doch wurde von der Angst immer weiter verdrängt. Er wurde willenslos, hat nur gehorcht, nie befohlen. Tat, was man ihm sagte. Einige von euch denken bestimmt jetzt, dass er schwach war. Aber glaubt mir, er hat so gehandelt, wie es ihm möglich war. Auch die kleinen Taten gegen den Hass sind viel mehr wert, als die großen für den Hass. Für ihn war die Welt nur noch grau und schwarz, keine Farbe, keine Freude. Er hatte alles verloren, was er geliebt hatte, aber dennoch ist in seinem Herzen die Liebe geblieben. Er war am Boden, ist durch die Hölle gegangen und war noch viel tiefer. Doch er kämpft sich hoch, hat auf den fruchtlosen Boden seiner Vergangenheit Samen gestreut und nun wie durch ein Wunder wachsen Blumen darauf. Dieses Wunder nennt sich Liebe." Die Klasse war stumm, alles war Still. Harry hörte ein leises, dumpfes "Expecto Patronum", doch niemand öffnete den Mund. Da flog ein kleines blaues Rotkehlchen über ihre Köpfe, Harry musste lächeln, "Und jetzt ist er die stärkste Person, die ich kenne. Auch wenn er das nicht immer so sieht. Und ich liebe ihn." Den letzten Satz sagte er leiser, doch seine Schüler konnten ihn hören. "Denkt er an Sie?" fragte die Hufflepuff. Harry zuckte die Schultern, "So genau hat er es mir nie erzählt. Aber ich habe es immer geglaubt." Irgendwo schniefte jemand. Der Patronus verschwand. Da war die Stunde schon zu ende. Bevor die Schüler aufstanden, rief die Slytherin, "Sagen Sie uns noch den Namen?" Harry grinste, "Die Person heißt Draco Lucius Malfoy." Ein lautes Quietschen aus "Awww" und "Naww" erfüllte den Raum, ehe alle heraus stürmten. Harry wartete, bis er alleine war, und räumte dann seine Sachen ein. Er schaute hoch und sah, dass Draco im Türrahmen lehnte. "So sieht also der Unterricht von Professor Potter aus." Er ging langsam auf Harry zu, zog in an der Hüfte näher und küsste ihn. Harry erwiderte den Kuss. "Wie lang bist du schon hier?" Draco zuckte die Schultern, "lang genug, um alles mitzubekommen, was du über mich und Snape gesagt hast." Sie küssten sich erneut.

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