Kapitel 19

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Eine ganze Weile weinte Draco in Harrys Arm. Der Gryffindor versuchte ihn zu trösten, indem er ihm über dem Kopf streichelte und ihn fest umarmt hielt. Dabei flüsterte er ihm ins Ohr, „Du bist ein starker Mensch, Draco, Stärker, als ich es jemals war. Doch du musst die Maske nicht tragen. Nicht vor mir. Die Maske des ewigen Todessers, das bist du nicht. Du bist ein wundervoller Mensch, wundervoller als ich es jemals sein werde. Du hast nur all die falschen Entscheidungen für all das richtige getan. Bitte fang jetzt nicht an, das Falsche zu wollen." Nach langem Schweigen löste sich Draco aus der Umarmung und wischte sich mit seinem Ärmel die Tränen aus dem Gesicht. Er robbte zur Wand und lehnte sich gegen sie.Harry tat es ihm nach. Draco blickte ihm seit langem wieder in die Augen, „Die Welt dreht sich mir zu schnell. Ich schaffe das nicht allein. Ich vermisse dich." Seine Stimme klang zerbrechlich und war kaum zu hören. Doch Harry hatte diese Worte nur so in sich aufgesogen, „Ich vermisse dich auch Draco." Der Blonde wandte seinen Blick ab und erneut liefen Tränen über seine Wangen, „Es tut mir leid, alles." Auch Harry begann, zu weinen, „Mir tut es auch leid. Ich vergebe dir, wenn dir das hilf. Aber nur, wenn du mir versprichst, dass du bei mir bleibst. Du verdienst zu leben!" Draco nickte. Harry nahm seine Hand und legte sie ihm auf die Wange, langsam und sanft drehte er seinen Kopf, sodass er ihn ansehen musste. Harry schaute ihm direkt in die Augen, dann auf die Lippen. Er bewegte langsam seinen Kopf auf seinen zu. Draco kam nicht näher, dazu war er zu schwach, doch er stieß ihn auch nicht weg. Endlich lagen Harrys Lippen auf seinen. Es war ein schüchterner Kuss, der immer leidenschaftlicher wurde. Beide erlangten Sicherheit und die Sehnsucht nach einander war größer, als der Schmerz der letzten Stunden, Wochen und Monate. Nach einigen Minuten, in denen sie wieder vereint waren, lösten sie sich von einander. „Danke." flüsterte Draco. Da hörten sie plötzlich ein Stöhnen. Greystar reckte sich in der Ecke. Sofort wurde Draco wieder schmerzlich bewusst, was passiert war. „Wir müssen das McGonagall sagen, Draco." Doch der Blonde schüttelte den Kopf, „Ich habe Angst." Harry küsste ihn auf die Wange, „Aber das kannst du ihm nicht durchgehen lassen. Draco, bitte vertrau mir. Ich lass dich nicht alleine, aber bitte wende dich nicht wieder ab. Draco, er darf damit nicht durchkommen." Harry nahm ihn an die Hand und half ihm auf. Widerwilllig gab Draco dem Druck nach. Kraftlos legte er seinen Kopf in Harrys Halsbeuge und schloss die Augen. Harry streichelte ihm sanft über die Haare. „Wenn du meinst, dann vertrau ich dir." Ein Lächeln huschte Harry über die Lippen. Harry löste sich aus der Umarmung und ging zu seinem Lehrer. Er kniete sich neben ihn, „Sie bleiben jetzt ganz ruhig hier liegen, während ich McGonagall hole." Er ging zur Tür. „Harry!" rief Draco leise, „Lass mich hier nicht allein." Doch Harry ging weiter, „Einer muss auf Greystar aufpassen." Draco schloss die Tür und blieb hinter ihr stehen. Er beobachtete seinen Lehrer, „Es war nie nötigt, meine Mutter umzubringen." Danach herrschte Stille. Eine ganze Weile, in der Draco aus dem Fenster schaute, doch dabei niemals den Gefesselten aus den Augen ließ. Es schneite draußen und Hogwarts wurde immer weißer. Die kahlen Bäume wiegten sich im Wind. Es sah kalt aus. Draco zitterte. Es war ihm zu fiel, warum war Harry gegangen? Er brauchte ihn jetzt mehr als McGonagall. Plötzlich bewegte sich etwas vor dem Fenster und riss Draco aus seinen Gedanken. Erschrocken blickte er kurz zu dem Gefangenen, doch der lag stumm da. Er öffnete vorsichtig das Fenster und sofort flatterte etwas Kleines herein und stürzte zu Boden. Er schloss die Scheibe wieder und konnte sich ein Lächeln nicht verkneifen. Hatte er tatsächlich vor diesem kleinen Vogel Angst gehabt? Ein kleines Rotkehlchen tappste vor seinen Füßen und schaute ihn schief an. Es war ziemlich abgemagert und wirkte zerbrechlich. Draco hockte sich vor ihm hin und sprach mit leiser Stimme, „Was machst du denn hier?" Der Vogel sackte ein wenige in sich zusammen. Draco nickte, „Verstehe, dir ist kalt und viel gegessen hast du wohl auch nicht." Das Vögelchen schaute ihn nun an, als wolle es fragen, ob es ihm genauso gehe. Denn auch Draco war blass, abgemagert und hatte dunkle Schatten unter den Augen. Er sah aus, wie ein alter Mann im Körper eines 18-Jährigen. Er nickte, „Tatsächlich geht es mir da ähnlich." Eine Träne rollte ihm wieder über das Gesicht. Das Rotkehlchen hopste ein wenig auf ihn zu, als wolle es ihn aufmuntern. Er lächelte kurz und streckte seine Hand aus. Das Vögelchen kletterte in seine Handfläche und legte sich dort hinein. Seine kleinen Beinchen schienen ihn, nicht mehr tragen zu können. Draco hob ihn ein wenig hoch, „Du bist kalt mein kleiner Freund." Er nahm seine andere Hand und stülpte sie über den Vogel, so dass er eine Höhle aus seinen Handflächen gebaut hatte. Der Vogel schloss erschöpft die Augen und Draco konnte seinen Herzschlag fühlen. Doch er war nicht zu schnell, sondern ganz ruhig. „Ich nenne dich Robin." flüsterte er noch und er glaubte, den Vogel lächeln gesehen zu haben.
Eine gefühlte Ewigkeit verweilte er so und wartete, dass Harry wiederkommen würde, bis endlich die Tür geöffnet wurde. Der Gryffindor kam mit der Schulleiterin herein. „Mister Malfoy, geht es ihnen gut?" Sie waren völlig außer Atem. Draco zuckte die Schultern. „Kommen Sie beide ihn mein Büro. Ich werde unterdessen diesen Raum magisch verriegeln, bis die Auroren eintreffen. So was in meiner Schule." Harry wollte Draco die Hand reichen, doch dieser hatte sie noch zu der Höhle geformt. „Robin" sagte Draco nur knapp und verließ mit Harry den Raum. Vor der Tür öffnete der blonde Junge seine Hände und zeigte Harry den Vogel. Harry zauberte ein kleines Körbchen mit einer Decke herbei und Draco tat Robin dort hinein und deckte ihn liebevoll zu. Dann nahm er endlich Harrys Hand und gemeinsam gingen sie schweigend in das Büro der Schulleiterin.

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