Luna hatte Draco an beide Hände genommen und wippte mit ihm hin und her. Zuerst hielt sich Draco zurück und mit der Zeit lockerte er sich und machte mit. Immer mehr Schüler standen nun um das seltsame Paar herum und schauten belustigt zu. Draco vernahm immer wieder gemeine Kommentare, doch er störte sich nicht daran, diesmal nicht. Luna schien, als wäre sie in einer anderen Welt. Als die anderen Schüler merkten, dass ihre Sticheleien keine Beachtung bekamen, gingen sie wieder und bald waren Luna und Draco wieder allein. „Machen wir eine Pause ?" er atmete laut, denn sein Körper hatte kaum noch Kraft. Luna nickte und sie setzten sich auf eine Bank. Die süße Ravenclaw lächelte ihn an, „Ich tanze immer, wenn es mir schlecht geht. Das hilft mir, auf mein Herz zu hören." Sie nahm seine Hand, „Was hat dir dein Herz gesagt ?" Der Slytherin war überrascht von ihrer Direktheit, dabei schätzte er sie sehr. Er schluckte kurz bevor er sprach, „Wie soll ich jemanden lieben, wenn ich mich selber hasse?" Er zog seine Hand zurück und senkte den Blick zu Boden. Er spürte ihre Augen auf ihn, ihre Wärme. Von Luna ging immer eine seltsame Ruhe aus. In ihrer Gegenwart fühlte er sich sicher und sehr wohl, aber auch immer ein wenig unbehaglich, denn er war diese Gefühle nicht gewohnt. Sein Herz hatte fast vergessen, wie sich Wärme und Ruhe anfühlten. „Warum hasst du dich ?" fragte Luna leise. „Weil," fing Draco an, „Ich zu viele Fehler gemacht habe. Ich bin es einfach nicht wert." „Warum?" Luna lies nicht locker. Draco atmete einmal tief ein, bevor er weitersprach, „Luna, ich ..." er verstummte, denn die Worte wollten nicht aus seinem Mund kommen. „Verstehe.." murmelte sie. „Tut mir leid, Luna, aber du tust es nicht. Niemand kann mich verstehen, denn ich kann es doch selber nicht." Zum zweiten mal an diesem Tag ergriff ihn eine Wut, die jedoch sofort wieder verschwand. Luna nickte, „Du hast Recht. Aber kannst du mir zeigen, wie ich es verstehen kann ?" Draco schaute auf, diesmal direkt in ihre wunderschönen Augen. Ihm war nie aufgefallen, dass sie so schöne große Augen besaß. Er kannte nur ein Augenpaar, das schöner war. In seinen Gedanken tauchte das Gesicht von Harry Potter auf. Er wollte es verdrängen, indem er seinen Kopf schüttelte, doch es gelang ihm nicht. Er stand auf, doch setzte sich sofort wieder. Langsam verblasste das Bild in seinem Kopf und er antwortete auf Lunas Frage, „Ich möchte dich nicht belasten. Aber es fühlt sich so an, als wärest du handlungsunfähig und alles um dich herum wäre dunkel und du könntest nie wieder glücklich sein, weil du weißt, dass du es nicht darfst. Deine Fehler scheinen dich zu zerdrücken und" er machte eine kurze Pause, „und egal was du tätest, es wäre falsch." Sie nickte und leckte sich einmal über die Lippen, als sie flüsterte, „Lass uns tanzen." Sie nahm ihn wieder an der Hand. Harry hatte alles genau beobachtet und fragte sich, worüber sie geredet hatten. Er war immer noch wütend, doch langsam verwandelte sich seine Wut in Trauer. Hermine und Ron saßen vor dem Kamin und beobachteten ihn. „Harry ?" versuchte Hermine, doch Harry resignierte. Ron probierte es ebenfalls, doch vergeblich. Harry hatte keine Lust auf Kommunikation. Er fühlte sich irgendwie ausgeliefert, betrogen, verletzt. Vor ihrer Rückkehr nach Hogwarts hatte er sich nicht viele Hoffnungen gemacht, aber ein paar. Und es tat weh, dass diese nun endgültig zerschlagen wurden. Zudem schmerzte es ihn, dass Draco anscheinend gar nicht darunter litt, wenn er über den Innenhof tanzen konnte. Plötzlich wurde es laut im Gemeinschaftsraum. Ginny kam mit ein paar Freundinnen herein. Ihre Augen waren gerötet und Harry wusste, dass sie geweint hatte. Das tat sie oft, nachdem ihr Bruder im Krieg gefallen war. Als sie Harry sah, kam sie zu ihm rüber. „Was guckst du denn da?" Sie folgte Harrys Blick und sah Luna und Draco tanzen. Ein kurzes Lächeln huschte über ihre Lippen, als sie ihre Freundin sah, doch es verschwand wieder, als sie Harrys Gesichtsausdruck sah. Sie setzte sich ihm gegenüber, „Was ist passiert ?" Harry sammelte sich kurz. „Stört es dich nicht, dass deine Freundin einfach da unten tanzt mit Malfoy ?" Dabei hatte er das letzte Wort aggressiver ausgesprochen, als er wollte. Ginny guckte ihn mitleidig an, „Nein, Harry, es stört mich nicht. Warum sollte es mich stören?" Er antwortete eine Spur zu laut, sodass alle sich zu ihm umdrehten, „Weil Malfoy ein verdammter Arsch ist." Durch die vielen Augen, die auf ihn ruhten, wurde er ganz rot im Gesicht und fuhr weniger laut fort, „Ich wollte heute mit ihm reden und er meinte, dass er seinen größten Fehler in unserem fünften Schuljahr gemacht habe und ich alles wieder falsch verstehen würde.Verdammt und dann geht er einfach und tanzt mit Luna." Harry schaute wieder aus dem Fenster, um sich abzuregen, doch es half nicht, weshalb er aufstand und in Richtung Ausgang lief. Er brauchte jetzt frische Luft. Doch Ginny hielt ihm am Arm fest, „Soll ich mit Luna sprechen?" Harry schüttelte den Kopf, „Ich bin wohl alt genug, selber mit ihr zu sprechen." fuhr er sie an. Erschrocken ließ Ginny seinen Arm los. Es tat ihm leid, denn sie hatte es nicht verdient, so angeschrien zu werden, doch er konnte seine Gefühle nicht zügeln. „Hey !" Ron sah das wohl genauso, „Rede nicht so mit meiner Schwester. Lass deine Wut lieber an mir aus." Ron ging zu ihm und nahm ihn in den Arm. Sie waren zwar schon erwachsen, aber Harry fühlte sich wie ein kleiner Junge und die Umarmung seines besten Freundes tat ihm gut. Trotzdem linderte es nicht seinen Liebeskummer.
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Lest we all die unbloomed
FanfictionTeil 2 von "Dunkle Schatten werden uns finden" Harry und Draco wiederholen ihr siebtes Schuljahr. Doch der Krieg hat sie alle verändert und nichts ist mehr so, wie es damals war. (Auch hier kommen wieder negative Gefühle, Selbstmord, -Verletzung, v...