Kapitel 5

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Irgenwo musste ein Ausgang sein. Ganz bestimmt. Oder wir kletterten durchs Fenster. Schließlich waren wir im Erdgeschoss und somit sollte das kein Problem darstellen. Doch dazu mussten wir erst einmal ein Fenster finden. Unsere Schritte hallten leicht wieder und hinter uns hörte man das leise Echo von Stimmen. Da wir keine Schuhe anhatten, verursachten wir kaum Lärm, was gut war. Umso später sie uns fanden, des so besser.
Diesesmal waren die Stimmen lauter, erhoben. Scheinbar war man nicht darüber erfreut, dass wir nicht da waren, wo man es dachte. Ein Polizist kam uns entgegen, schien von all dem noch nichts mitbekommen zu haben. Ich hatte die Waffe in die Bauchtasche des Hoddies getan, sodass man sie nicht sah. Zusätzlich war meine Hand drin. Ich würde sie also schnell ziehen können, wenn ich sie brauchte, was hoffentlich nicht der Fall sein sollte.

wir versuchten es an mehreren Türen, doch bis auf eine Abstellkammer, wo sich kein Fenster befand. Doch die Büros waren leider gottes alle zu. Ich wollte vor Frustration am liebsten schreien, doch dann entdeckte Franziska ein Schild, welches auf einen Ausgang hinwies. Sofort gingen wir mit zügigen Schritten in die Richtung, hofften, dass niemand am Eingang auf uns warten würde. Doch dann kamen wir an einem Fenster an. Ich bielb stehen und damit auch zeitgleich Franzi.

"Wir teilen uns auf." Entschied ich.

Ich merkte, wie der blondhaarigen sämtliche Gesichtszüge entwichen. Nach dem sie sich nach einer Sekunde wieder fing, schütteltesie entschlossen den Kopf.

"Vergiss es, wir bleiben zusammen, wi-"

"Wenn wir beide erwischt werden, hatte das alles doch keinen Sinn und wir sind ein leichteres Ziel, wenn wir zusammen sind. Wir teilen uns auf, du nimmst den Rucksack, ich hab die Waffe. Du gehst aus den Fenster und ich werde den Ausgang aufsuchen und hoffentlich finden." Unterbrach ich sie sofort.

Sie biss sich auf die Unterlippe und nickte schlussendlich, erkannte, dass es anders als in den Horrorfilmen vernünftig war. Sie konnte hilfe holen, sie konnte die Sprache. Ich würde mich schon irgendwie zurechtfinden. Ich öffnete ihr das Fenster und sie sprang raus. Wir lächelten uns noch einmal aufmunternd gegenseitig an und dann schloss ich das Fenster und sah sie noch davonrennen, niemand folgte ihr. Es war etwas erleichternd, aber auch nicht wirklich viel. Ich machte mich zügig auf dem Weg zum Ausgang. Meine Hand hatte sich um die Pistole verkrampft. Meine Beine klagten immer weiter, doch ich ignorierte es, versuchte das Zittern, meine Angst zu unterdrücken. Aber es klappte nur halb.

Als ich die Tür sah, fing ich an zu joggen. Wollte so schnell wie möglich hier raus. Doch ich war vorsichtig. Ich atmete noch einmal aus und zog die Pistole, ich hielt sie vor mich. Erst als ich sicher war, dass niemand in der Nähe war, griff ich nach dem Türgriff. Kurz kam Erleichterung in mir auf, als sie sich öffnene ließ. Ich stieß die Tür auf und sah mich um. Aber niemand war hier. Kein einziger. Nur ein schwarzer Jeep, welcher gut zehn Meter vom Gebäude wegstand. Die scheiben waren geschwärzt und ich konnte nicht erkennen ob jemand drinne saß. Also rannte ich. Fast zeitgleich sah ich jemanden mit einem Handy am Ohr aus dem Wagen springen. Was auch immer er ins Telefon sprach, es war nicht gut für mich.

Ich bog in eine Gasse ein, versuchte irgendwie schnell wegzukomen, hinter mir waren Schritte zu hören, schnelle Schritte. Aber ich rannte weiter, hatte das schwere Metall in der Hand. Doch es einsetzen? Konnte ich das? Wobei die Frage eher war, ob ich mich Überwinden konnte, ob sie überhaupt Munition erhielt? Ich sah auf die Waffe, öffnete das Magazin und fand herraus, dass sie geladen war. Ich schloss das Magazin wieder, sah ein Auto, welches vor der Gasse eine Vollbremsung wagte. Ich stockte, mir wurde übel, als ich die Leute sah, welche austiegen und mir den Weg absperrrten.

Ich stolberte über meine eigenen Füße, wärend ich zum stehen kam, drehte mich um, entsicherte die Waffe und schoss einfach. Der Abzug ließ sich unwahrscheinlich leicht drücken. Der Schuss hallte in der Gasse wieder und ich sah auf den Mann, der im Auto gesessen hatte und mir gefolgt war. Er stand wie angewurzelt da, schien es nicht fassen zu können, dass ich tatsächlich geschossen hatte, auch wenn ich nicht getroffen hatte. Meine Hand zitterte stark und ich sah kaum was. Meine Tränen verschwammen mir die Sicht. aber trotzdem sah ich die Leute, die auch auf der Polizeistation waren, hinter diesen Mann in die Gasse treten. Natürlich hatten sie es gehört, es wäre komisch, wenn sie es nicht gehört hätten. Ich sah hinter mich, doch von diesen Leuten kam keiner näher, aber sie hatten Waffen gezogen. Mein Kopf schoss wieder zu der Gruppe, zu der auch James gehörte. Auch diese zogen ihre Waffen, kamen aber langsam Näher.

"Lass die Waffe fallen!" Schrie jemand von denen hinter mir.

Ich antwortete nicht, wusste gar nicht, was ich sagen sollte. Ich war selbst erschrocken, geschockt von mir selbst. Doch ich wollte nicht mehr zurück, wollte nie mehr dahin. Wie sollte ich es auch wollen können? Ich war zu verkrampft um mich zu bewegen. Zu angsterfüllt, als das ich die Waffe loslassen könnte. Doch es brachte sowieso nichts. Diese eine Patrone, die in der Waffe war, war ausgebraucht und trotzdem wagte ich es nicht. Tränen rannten über meine Wangen. James steckte seine Waffe weg und hob seine Hand. Ich richtete die Waffe auf ihn. Er kam auf mich zu, zögerte mit seinen Schritten nicht. Er wusste es, er hatte den Bluff erkannt. Ich war für ihn ein offenes Buch, natürlich würde er es merken. Ich wich zurück. Die Leute hinter ihn steckten ihre Waffen ein. Doch ganz zurückweichen konnte ich nicht. Denn dann würden die Leute hinter mir, mich begrüßen. James überwand mit wenigen zügigen Schritten die letzten Meter Abstand und nahm den Lauf der Pistole in die Hand und drehte so, das ich gezwungen war, loszulassen, dann flog mein Kopf zur Seite.

"Wo ist die Sklavin?" Fragte er.

Ich schluckte.

"Weiß nicht." Antwortete ich mit immer mehr zugeschnürten Hals.

Wieder flog mein Kopf zur Seite, doch dieses mal war es keine Backpfeife, der Schlag war anders. Die Kraft kam dieses mal vom Handballen, mit welchen er meine Schläfe getroffen hatte. Ich taumelte einzige Schritte zur Seite, musste mich bemühen auf den Beinen zu bleiben. Schmerzhaft legte sich eine Hand in meine Nacken und ich wurde in einer gekrümmten Haltung durch die Gasse gezogen. Ich hatte Probleme mit seinem Schritttempo mitzukommen. Ich versuchte mich von seine Griff zu befreien, doch darauß wurdde nichts. Der volltattoowierte hatte meinen Oberarm fest umgriffen. Es tat weh, jede Bewegung, die ich mit dem Arm machte, sorgte dafür, dass es sich so anfühlte, als wurde sich sein Griff verstärken. Mein Herz schien auszusetzen, als wir uns eine Wagen näherten, der extra von jemanden vorgefahren wurde. Das wars. Es war sinnlos gewesen, der ganze Ausbruch. Der ganze Versuch, wieder Frei zu sein. Nein, so war es nicht. Franziska, sie war Frei. Sie war irgenwo da draußen, wurde nicht geschnappt. Hoffentlich blieb es auch so.

Just ask me, little one IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt