Kapitel 6

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Die Fahrertür wurde gleich offen gelassen, als der, der den Wagen vorgefahren hatte, ausstieg. Der volltattoowierte öffnete die Tür zu der Rückbank und drückte mich in den Wagen. Mir war lange nicht mehr so übel. Nein, das stimmt nicht. Zwar fühlte es sich schon fast wie eine Ewigkeit an, aber es war ja erst gestern passiert. James schlug die Tür wütend zu. Der Mafiaboss und ein paar andere gesellten sich zu ihn. Sofort wurde irgendwas diskutiert, ich verstand wie gewöhnlich nichts, aber ich denke auch, das es so besser war, ich wollte gar nicht wissen, worüber sie sprachen. Ich machte mich auf dem Rücksitz immer kleiner,

Es dauerte gut eine halbe Stunde, bis James einstieg. Das einzige, was zu hören war, war das zuschlagen der Autotür und wie er den Motor startete. Ich konnte dazu nichts sagen. Nichts was wirkich ernst gemeint war. Aber es schien auch nicht so, als hätte der Exinsasse das Verlangen drüber zu reden, was ganz gut war. Trotzdem fühlte sich diese Stille so falsch an. Ich wusste nicht, wo diese Worte herkamen, aber sie verließen schneller den Mund, als das ich begriff, was ich überhaupt sagen würde.

"Es tut mir leid." Meine Stimme war leise, weinerlich.

Die Augen des Mannes blieben stur auf der Straße.

"Halt ja die Klappe." Zwar war seine Stimme ruhig, doch zeitgleich drückte sie etwas bedrohliches aus.

Ich wagte es nicht, mich zu bewegen. Alleine das atmen traute ich mir nicht. Obwohl es im Auto warm war, so zitterte ich doch recht stark. Ich hatte es noch nicht einmal gewagt mich anzuschnalllen, doch ich denke nicht, dass es James wirklich interessierte. Es dauerte eine gute dreiviertel Stunde, bis wir aus der Stadt draußen waren. Dazu noch eine halbe Stunde, bis wir an der Villa waren. Sobald wir die Stadt verlassen hatten, hatte er das Gaspedal durchgedrückt. Ich hatte mich leicht an der Tür festgekrallt. Doch ihn zu bitten, langsamer zu fahren, wagte ich nicht. Ich wollte alles, nur ihn wütener machen auf keinen fall. Da wäre der Alptraum.

Das Tor stand offen und so war ich nach weniger als vierunszwanzig Stunden wieder hier. Ich sah im Rückspiegel, wie sich das Tor hinter uns schloss und irgendwo in meiner Brust wurde es eng. Ich weinte nicht mehr, aber noch immer waren meine Wangen nass. James fuhr nicht in die Garage, sondern hielt einfach vor der Haustür. Da die Kindersicherung drinne war, musste er mir die Tür öffnen. Ich wurde aus den Auto gezogen, bevor ich überhaupt anstalten machen konnte, auzusteigen. Ein Mann stand an der Haustür, hatte ein Maschinengewehr in der Hand und sah uns an. James sagte ihn irgendwas, was den Mann abtanzen ließ. Die Haustür wurde geöffnet und ich betrat das Haus, welches ich nie wieder sehen wollte. Doch das Leben war unfair, vorallem gegenüber den unschuldigen, daran sollte ich mich wohl gewohnen. Ich verlor die Hoffnung, dass ich irgendwann hier ruaskommen würde. Hier in Spanien war es einfach unmöglich.

Als ich vom Boden aufsah, stockte ich, wollte meinen Augen nicht trauen und musste sofort wegschauen. Der sich bietende Anblick war demütigend. Einfach abartig. Alexis, Sandra, Dave, Jean und Hannes knieten auf den Boden. Ihre Unterschenkel waren mit Seilen an ihre Oberschenkel festgemacht wurden, das selbe mit den Armen. Um sich also zu bewegen, musste man auf den Ellenbogen und Knien laufen. Sie trugen alle Halsbänder und waren mit Ketten aneinandergekettet, sodass sie sich nicht bewegen konnten, auf dem Boden befanden sich schon ein paar Blutspuren. James nahm meine Reaktion sofort wahr und umgriff meinen Kiefer, drückte mein Gesicht in die Richtung der fünf und zwang mich, es mir anzusehen.

"Nicht wegschauen, sieh dir genau an, was mit Sklaven passiert, die nicht gehorchen wollen."

Wieder kamen die Tränen, ich weinte zu oft in letzter Zeit, doch es war in Ordnung zu weinen, es war menschlich und menschlich zu sein war gut. Doch das was der Mann ihnen antat, das war alles andere als menschlich. Nackt, trugen nur Windeln, damit ihre Exkremente nicht auf dem Boden landeten, knieten sie dort und waren einer Demütigungausgesetzt, welche niemand mit ansehen wollte. Eine brünette Frau, Lilli, stürmzte aus der Küche und ging zielstrebig auf James zu.

"Mach sie sofort los!" Forderte sie.

"Du kennst die Regeln." Erwiederte der Mann nur und ließ mein Kinn los.

Ich wagte es nicht mich zu bewegen. Nur wegzusehen, dass war das einzige was ich mit erlaubte.

"Dann sollte ich auch da knien! Herr, schließlich habe ich ihnen geholfen, wenn du sie bestrafst, dann bestrafe mich gleich mit dazu!"

Man konnte so schnell nicht schauen, da hatte James ihr eine geknallt, das war nicht gut, das war gar nicht gut. Ich glaubte, damit hatte sie das Fass zum überlaufen gebracht. Die ohnehin zärtliche Frau, verlor ihr Gleichgewicht und konnte sich nicht mehr auf den Beinen halten. Ich war zu geschockt von allen. Ich merkte nicht, dasss James sich von mir entfernte und Lilli an den Haaren packte, erst als sie schmerzerfüllt aufschrie, löste sich die Starre. Ich versuchte James aufzuhalten, als er sie in den Keller bringen wollte, aber nichts da. Ich versuchte ihn wegzuzerren, mich in den Weg zu stellen, doch  ich landete schlussendlich nur auf dem Boden. Die Tür viel hinter James ins Schloss. Ich sah geschockt zu der Tür.

Gott, wir hätten das nicht tun sollen, wir hätten es nicht wagen sollen, jetzt leiden alle, alle bis auf Franziska. Aber jetzt wo ich das leiden der anderen sah, da fragte ich mich, ob es das Wert war?  War es wirklich ein Menschenleben Wert? Nein, dass war zu viel. Viel zu viel. Für dieses Leiden, hätte man hunderte retten müssen, damit man es mit einem gutem Gewissen ertragen konnte, doch so, so fragte man sich doch, wozu man das alles getan hat, wofür hatte sich das alles gelohnt? Für ein Menschenleben. War das hier wirklich nur so wenig Wert? All die Qualen, die Demütigung, all das nur für ein Menschenleben? Wenn ich dieses Menschenleben wäre, könnte ich damit zurechtkommen? Trotzdem mit guten Gewissen Leben? Ja, am Anfang, wenn die Erleichterung, die Feude am frei sein frisch war, doch nach längerer Zeit? Nein. Dann nicht mehr.

Als der volltattoowierte wieder aus dem Keller kam, hatte ich mich immer noch keine Zentimeter bewegt. Draußen wurde es langsam dunkel. Ich schluckte die überflüssige Spucke runter. Dann wand sich der Sklavenhändler an mich, an die einzige, die ihre Strafe noch nicht bekommen hatte. James wank mich zu ihn und ging dann die Treppe hoch. Als ich das letzte mal auf der Etage zusammen mit ihn war, wurde ich entjungfert, etwas, was ich nie wieder erleben wollte. Und trotzdem folgte ich brav, wollte damit meine Strafe vermindern, auch wenn es dafür so oder so zu spät war.

Just ask me, little one IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt