Kapitel 31

2.7K 118 8
                                    

Eine Woche war es jetzt her, eine Woche, seit ich das letzte mal duschen war. Ich roch nach Schweiß, fühlte mich in meinen eigenen Körper unwohl. Normales waschen brachte nichts. Ich brauchte eine richtige Dusche. Ich musste mich einfach mal gründlich waschen. Ich stand im Bad, stellte mir vor, dass er jetzt da war, doch das war er nicht. Hier war niemand an den ich mich festhalten konnte, nach dessen Hand ich meine strecken konnte. Keine warmen Arme, die sich schützend um mich legen konnten. Aber ich bekam es hin. Ich stellte mich in die Dusche. Meine Hände zitterten unnd meine Knie drohten einzuknicken, doch ich stand nun hier drinne, war auf alles gefasst, doch es passierte nichts. Es war alles in Ordnung, es war alles normal. So wie wenn James da wäre, doch er war nicht da. Niemand war da. Ich war alleine in diesen Raum. Alleine in den kalten Raum, den ich vergessen hatte aufzuwärmen. Ich zitterte, wollte nicht weich werden.

Sobald ich auf den Boden sein würde, wäre es eine zu große Ähnlichkeit. Die Kälte, die Einsamkeit, das Wasser. Ich...ich musste doch...ich...bitte. Hier war niemand. ich konnte doch entscheiden, wann es an und wann es aus ging. Ich kann das, es ist doch normal...ich...komm schon. Meine Tränen verschwammmen meine Sicht, doch ich drückte auf den Knopf, welcher das Wasser anmachen sollte. Als es auf meiner Haut landete, entkam mir ein Schluchzen und ich schaltete es wärmer. Ich kann das. Ich kann mich doch waschen. Gott! ICH WERDE DOCH IN DER LAGE SEIN SOWAS ALLTÄGLICHES ZU TUN! ICH BIN DOCH NICHT ABHÄNGIG VON IHN!!! 

Ich stockte, sah auf meine Füße. Nein, das war so nicht. Ich war es. Ich war abhängig von James geworden. Ich wollte ihn nicht verlieren, wollte ihn bei mir, wollte ihn gefallen. In der letzten Woche hatte ich solche Mühe, mir was frisches zum Anziehen zu nehmen, weil ich nicht wusste ob ich es durfte. Doch wie, wann, wann bin ich so abhängig von ihn geworden? Wann hatte ich aufgehört selbstständig zu sein? Es hatte sich doch nie so angefühlt. Es war doch immer so, dass ich trotzdem über mich selbst bestimmen konnte. Oder wurde es durch die Rutine so? Wurde es so, weil ich gehorcht habe? Weil ich ihn entscheiden ließ, was ich trage? Hatte er durch den einfachen Alltag, durch die Wiederholung, mir die Sachen rauszusuchen es so tief in mir geankert? Über diese kurze Zeit?

Ich griff nach dem Schampoo und fing an meine Haare zu waschen, welche schon so gewirkt hatten, als hätte ich sie im Öl getaucht. Ich wusch mich und dachte darüber nach, wie ich nun war. Doch ich hatte mich doch nicht verändert oder? Ich war doch immernoch die, die ich vor dem Projekt, vor James war...denke ich. Wie sehr hatte mich der Mann verändert? Wie sehr hatte er mich manipuliert? Ich wusste es nicht, wollte es nicht wissen, denn eins war mir klar, ich wollte ihn wieder hier, wollte nicht mehr alleine sein. Gott diese Wohnung machte mich fertig. Alleine, 24/7 diese langweiligen gleichen Wände zu sehen machte mich fertig, was man an meinen Augenringen sah. Ich war blass, fühlte mich allgemein nicht wirklich wohl.

Nachdem ich mich noch rassiert hatte, trat ich aus der Dusche und fing an mich abzutrocknen. Ich zitterte nicht wegen der Kälte. Ich konnte es eher nicht fassen. Ich konnte es nicht fassen alleine duschen gewesen zu sein und auch wenn es sich übertrieben anhörte, ich hab überlebt. Es ist nichts schlimmes passiert, es war alles in Ordnung, genauso als wäre James da, nur eben das er es nicht war. Doch ich hatte es geschafft. Ich wusste nicht, ob die Tränen nun vor Erleichterung oder Freude waren. Wahrscheinlich beides. Wärend ich mich abtrocknete, meine Haare föhnte und mir die frischen Klamotten anzog, welche ich mitgenommen hatte, wurden die Tränen weniger.

Als ich mich wieder auf die Couch setzte, merkte ich, wie gut mir die Dusche getan hatte. Ich fühlte mich deutlich wohler in meinen Körper, doch leider hatte das warme nass nichts gegen das drückende Gefühl in meiner Brust getan. Ich hörte den Schlüssel und leicht fing mein Herz an schneller zu hoffen. Ich stand so wie die anderen Tage auf und ging zur, nur um in ein bekanntes, fremdes Gesicht zu sehen. Seit dem James weg war, brachte er mir das Mittagessen. Jeden Tag zur selben Uhrzeit. er sah mich an, schien zu merken, dass ich mich mal gewaschen hatte. Doch er ließ wie jeden Tag kein Kommentar ab, drückte mir einfach das Tablett in die Hand, nahm das vom Vortag und verschwand. Das letzte was ich von ihn hörte war, wie er die Tür abschloss. Dann war es wieder still. Und genau das, machte mich langsam krank.

Wenn wir Menschen nicht auf andere angewiesen wären, wenn wir nicht soziale Lebewesen wären, so würden wir nicht bei der Geburt schreien. Klar, es gab menschen, die mehr und die weniger soziale Kontakte brauchten, doch Grundsätzlich wollte niemand alleine sein, nicht zu hundert Prozent. Wir brauchten mindestens eine person in unseren leben, eine Person, die auf uns aufpasste. Ich fragte mich, ob diese Person, die für mich so wichtig war, mich von sich stieß, jetzt, in diesen Moment. In diesen tagen. Hatte er mich denn vielleicht auch einfach vergessen? Wusste er denn noch, dass ich hier in seiner Wohnung hockte und auf ihn wartet? Oder hatte er mich ersetzt? Hatte er etwas gefunden, was ihn mehr interessierte.

Just ask me, little one IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt