Kapitel 8

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Zitternd stand ich im Bad vor der Kapine. Alles in mir schrie dannach, nicht in die Dusche zu gehen. Ich konnte mich nicht rühren, sah einfach auf den Griff, womit man die Glastür aufziehen konnte. Ich sah wohl für aussenstehende nur so aus, als würde ich dumm vor der Dusche stehen würde. Doch mein Herz raste, schien nicht aufhören zu wollen, sich nicht beruhigen zu wollen. Immer wieder warnte ich mich selbst, erinnerte mich daran, was passiert war und egal wie groß die Angst vor einer weiteren Bestrafung war, ich konnte es nicht. Ich konnte da einfach nicht reingehen, auf keinen Fall! Ich wich von der Dusche weg, meine Beine trugen mich plötzlich nicht mehr und obwohl die Panikattacke schon vor ein paar Minuten angefangen hatte, so wurden es jetzt erst Außenstehende erkennen. Ich schrie in meine Handflächen, welche ich mir vors Gesicht hielt, Tränen rannten über mein Gesicht. Ich war überrascht, dass ich überhaupt noch Tränen hervorbringen konnte.

Das James ins Badezimmer kam, merkte ich erst, als er sich zu mir runter kniete. Sofort krallte ich mich an ihn. Meine Hand verkrampfte sich in seinem Oberteil, doch ihn schien es nicht zu interessieren, dass ich sein Oberteil zerknitterte, wieso sollte es ihn auch interessieren. Der Exhäfling zog mich an sich ran, dabei kam er natürlich an die blauen Flecken, welche fast überall an meinem Oberkörper zu sehen waren. Wieso es passierte, wieso er trotz allem, was er mir in den letzten zwei Tagen angetan hatte, so eine Wirkung auf mich hatte, verstand ich nicht. Doch so war es nun einmal. Ich entspannte mich deutlich. Doch trotzdem hörte das Zittern nicht auf.

"Wir gehen nachher zusammen. Na komm, das Essen ist fertig." Berichtete er.

Ich nickte. James half mir, mich aufzurichten. Ich war etwas schwach auf den Beinen, doch er hatte die nötige Geduld. Er wusste, dass er nicht der Grund für die Panikattacke war und wahrscheinlich war er sogar amüsiert, dass ich mich trotz allen an ihn krallte und es nicht wagte, mich von ihn zu entfernen. Amüsiert darüber, dass er irgendwo ein Anker war, vorallem was das Thema duschen betraf. Er hatte mir gezeigt, dass nichts passierte, wenn er mit mir duschen ging. Das letzte mal, als ich alleine unter einer Dusche war, wurde ich gefoltert. Mein Gehirn wurde was das anging so beeinflüsst, dass es denkt, dass irgendwas schlimmes passiert, wenn ich alleine ging und James brauchte, damit alles gut blieb. Ob das James wusste, ob er genau das beabsichtigt hatte, das wusste nur er.

Zusammen gingen wir runter, unten war alles leer und ruhig. James hatte Brote geschmiert und einen griechischen Salat gemacht, welcher schon in zwei kleinen Schüsseln aufgeteilt wurden war. Von den anderen war nichts zu sehen, auch schien niemand in der Küche zu sein. Ich musste gar nicht fragen, um wissen zu wollen, wo sie waren. Sie alle befanden sich im Keller. James ließ mich platz nehmen, doch bevor er sich setzten konnte, klingelte es an der Tür. James ging sie öffnen. Ich wartete, sah stur auf den Tisch. Wer das war interessierte mich nicht. Plötzlich pfiff der Exhäftling, was mich zusammenzucken ließ. Bewegung war im Haus zu hören und nun sah ich doch auf. Die drei Kämpfer kamen die Treppe runtergelaufen. Irgendwas wurde gesagt und dann war es wieder still. Man hörte noch nicht einmal wie die Tür sich schloss.

Ich wollte nichts dazu sagen. Traute mich gar nicht. James setzte sich neben mich und fing in ruhe an zu essen. Ich fühlte mich unwohl neben ihn und wollte am liebsten weg, doch ich tat es nicht, fing einfach stumm an zu essen. Es dauerte etwas, bis ich alles runterbekommen hatte. Mir war zu übel, als dass ich alles eigentlich hätte essen können. Ich glaube, wenn ich noch was essen würde, müsste ich mich übergeben. Der Exhäftling stand auf und ich half ihn beim abräumen. Als wir fertig waren ging er vorraus nach oben. In laufen zog er sich schon seinen Hoddie aus. Ich musste ja nichts mehr ausziehen. Ich trug ja schließlich nichts.

Im Bad angekommen zog James sich aus. Ich konnte ihn mir nicht ansehen. Wollte es nicht. Ich sah einfach stur an James vorbei. Erst als er wieder auf mich zukam, sah ich in sein Gesicht. So wie die letzten male, hob er mich hoch, sodass ich mich an ihn krallen konnte. Meine Beine zitterten jedoch, als ich sie um seinen Körper schlang und ich hatte das Gefühl kaum einen Halt mit ihnen zu besitzen. James merkte es, hielt mich fest und betrat dann die Dusche. Mein Herz raste, ich merkte, sie wachsam ich wurde. James stellte was ein und nach wenigen Sekunden, prasselte warmes Wasser auf und hinab. Ich zitterte stärker, vergrub mein Gesicht in seiner Schulter und ließ die Tränen laufen. Mal wieder lobte James mich und beruhigte mich mit seinen Worten, doch ich konnte mich nicht entspannen. Immernoch nichts. Wie lange das so gehen würde, wusste ich nicht.

Nach dem Duschen trockneten wir uns ab und James gab mir eine Boxershort für die Nacht und schickte mich dann schon ins Bett, da er den Sklaven noch Wasser für die Nacht brachte. Ich wartete also. Lag da, wo ich vergewaltigt wurde und in der Decke eingewickelt. Ich sah auf, als sich nach zehn Minuten die Tür öffnete. James musste leicht schmunzeln, als er mich in der Decke eingewickelt sah. Es war arschkalt in dem Zimmer. Verstand nicht, wie er immer in Boxershort schlafen konnte. Der volltättoowierte zog die Jogginghose aus und griff nach seinem Handy.

"Ich verstehe von der Allgemeinheit her, wieso man abhauen will. Aber bei dir, frage ich mich wirklich, wieso." Begann er.

Er wollte reden und ich wusste nicht, ob ich für das Gespräch bereit war. Aber gab es sowas überhaupt? Hieß es denn nicht eigentlich nur, dass man nicht etwas anderes wissen wollte.

"Ich will halt zu meiner Familie zurück." Sagte ich leise.

"Du willst zurück ins normale Leben? Wirklich?" Er legte das Handy weg und sah mich an.

Ich nickte. Was sollte man dazu denn noch sagen?

"Du willst also deinen Abschluss machen, eine Ausbildung oder ein Studium anfangen, eine Berufsrichtung wählen, erwachsen werden und Verantwortung übernehmen?" Hinterfragte er.

Ich reagierte nicht. Er kannte die Antwort, ich hatte es ihn ja wärend er noch im Gefängnis war gesagt gehabt.

"Sina, mein Engel, ich kenne dich doch gut genug um zu wissen, dass du es nicht willst. Aber du akzeptierst es, weil es ein Teil des Lebens ist. Ein Teil des Lebens, dass du geführt hast." Er machte eine Pause, wieso war mir unklar.

Er trat ans Bett und sah auf mich herab. Noch immer rührte ich mich nicht. Er hatte recht. Natürlich hatte er das. Es war James, er merkte sich sowas natürlich und es abzutreten wäre eine Lüge.

"Ich gebe dir die Möglichkeit es nicht zu müssen." Ich sah zu ihn auf, in seine Augen, dessen Farbe man nicht zuordnen konnte.

"Solange du bei mir bist, werde ich sämtliche Verantwortung übernehmen, du brauchst dir keine Gedanken um deine Zukunft zu machen. Ich werde dafür sorgen können, dass du nicht erwachsen werden musst. Ich kann dafür sorgen, dass dieser Druck nicht auf dir lastet. Dafür musst du dein altes Leben hinter dir lassen und meine Lebensart akzeptieren, für Außenstehende eine Sklavin sein, doch wenn wir untereinander sind, werde ich dich auf Händen tragen können. Denk darüber nach, bevor du ein weiteren Fluchtversuch startest." Er klang so ruhig, so sanft, fast sogar, als würde er mit seiner Stimme einen hypnotisieren wollen.

Ich hatte Tränen in den Augen. Wollte es nicht, konnte es nicht. Wie sollte ich die Personen, die mir am wichtigsten waren, hinter mir lassen? Wie sollte das bitte funktionieren?

Just ask me, little one IIIWo Geschichten leben. Entdecke jetzt