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„Und du bist dir wirklich sicher, dass du ihn nicht wiedersehen willst?", fragte mich Lou und blickte mit hochgezogenen Augenbrauen scharf über ihre Brillengläser nachdem sie ihren Laptop zugeklappt hatte.

Es war Freitagabend und wir saßen gemeinsam im Atelier. Ich hatte in den letzten Tagen unheimlich viel zu tun und war froh darüber, dass mich die Arbeit etwas von meinem nicht vorhandenen Liebesleben ablenken konnte.

„Lou, das hat doch alles keinen Sinn!
Er ist ein Promi, steht im Rampenlicht, ist mega erfolgreich, sieht unfassbar gut aus, hatte mit zahlreichen Topmodels was am laufen und das Schlimmste an der Sache: Die ganze Welt interessiert sich für sein Privatleben!
Ich will das alles nicht. Diese Aufmerksamkeit würde mich fertigmachen...
Glaub mir - es ist besser so.
Auch wenn es bestimmt seine Zeit dauern wird: Ich werde darüber hinwegkommen. Über ihn ... hinwegkommen ... spätestens wenn ich Fotos von ihm mit seiner neusten Eroberung in der Klatschpresse sehe..."

Kaum hatte ich den letzten Satz laut ausgesprochen spürte ich, wie sich leichte Übelkeit in mir breit machte. Eigentlich hoffte ich inständig, dass diese Situation nie eintreffen würde.
Lange hatte ich über alles nachgedacht.
Aber mein Entschluss war der einzig vernünftige. Das wusste ich. Das wusste mein Hirn - und mein Herz und mein Körper würden es hoffentlich irgendwann auch verstehen.

Gott! Ich musste mich auf meine Arbeit konzentrieren.

Lou nickte mit zusammengepressten Lippen und verstaute einen Ordner im Schrank, bevor sie aufstand und ihre Tasche schulterte.
„Ich kann dich schon verstehen Süße. Ich möchte einfach, dass du glücklich bist."

„Awww! Das ist lieb von dir." Ich grinste.
„Das wünsche ich mir für dich auch. Dein Date morgen mit Dan wird sicherlich super.
Kannst du mir noch versprechen ihm nichts über mich und Hayden zu erzählen? Ich ... möchte die ganze Sache einfach vergessen und wenn Dan wüsste, dass ich Hayden kenne ..."

„Jaja, ich versteh schon Mads", unterbrach Lou mich hastig. „Ich schweige wie ein Grab."

„Danke!
Und jetzt: Lass und hier endlich Schluss machen und ab nach Hause."

„Sehr guter Plan", lachte meine beste Freundin.

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Da Lou am Samstagnachmittag zu ihrem Date aufgebrochen war, saß ich am nächsten Tag allein im Atelier und kümmerte mich um die Bestellungen der letzten Tage - unter anderem auch um die von Emily.

„Uuuuuund fertig für den Postkasten", murmelte ich zufrieden vor mich hin, als ich das letzte Päckchen beschriftet hatte und blickte zur Uhr.

Schon wieder schien ich bei der Arbeit komplett die Zeit vergessen zu haben. Es war bereits seit geraumer Zeit dunkel und die Läden um mein Atelier herum hatten schon geschlossen.

Ich beschloss mir noch etwas zu Essen auf dem Weg nach Hause zu besorgen und steckte die Päckchen in meine große Tasche.

Nachdem ich alle Lichter gelöscht hatte trat ich - vollgeladen wie ein Packesel - vor die Tür und kramte nach meinem Schlüssel.

Oh nein, so ein Mist, er musste noch auf meinem Schreibtisch liegen. Wie konnte ich den dort nur vergessen?, schoss es mir durch den Kopf.

Ohne das Licht wieder anzuknipsen lief ich zurück in das dunkle Atelier und tastete auf meinem Schreibtisch nach dem Schlüsselbund.
Doch leider ohne Erfolg.

„Na dann kann er ja nur im Materialraum liegen", sagte ich zu mir selbst und hastete eine Tür weiter.

Nach einigen Sekunden, in denen ich ein paar Kisten mit dem Fuß aus dem Weg geschoben hatte, sah ich ihn.
Durch das Fenster im Materialraum schien der Mond und sein Licht fiel auf meinen Schlüsselbund, der neben den Schachteln mit den Perlen lag.

„Volltreffer".
Ich griff nach meinen Schlüsseln.

Als ich gerade wieder den Raum verlassen wollte, zuckte ich plötzlich wie vom Blitz getroffen zusammen.

Was war mit mir los?

Ich erstarrte und traute mich kaum zu atmen.

Obwohl ich nichts gehört hatte, hatte ich schlagartig das Gefühl, jemand stünde in meinem Laden.

Es war, als spürte ich die Anwesenheit eines weiteren schlagenden Herzens in unmittelbarer Nähe.

Ich schluckte kräftig und hielt die Luft an.
Mein Herz klopfte wie wild und ich konnte fühlen, wie sich Schweißperlen auf meiner Stirn bildeten.

Im Zeitlupentempo und ohne ein Geräusch zu verursachen drehte ich mich um.

Doch hinter mir stand niemand. Gott sein Dank!

Lautlos versuchte ich meine Atmung wieder in Gang zu setzen.

Mit langsamen Schritten näherte ich mich der offenen Materialraumtür und wollte einen vorsichtigen Blick um die Ecke wagen.

Tausend Gedanken schossen mir durch den Kopf.

Wollte mich jemand ausrauben und hatte nur darauf gewartet dass ich das Licht löschte? Wollte mich jemand vergewaltigen oder entführen?
Oder etwa gleich umbringen?
Oder war niemand im Atelier und ich hatte mir alles nur eingebildet?

Noch nie zuvor in meinem Leben hatte ich solche Angst.
Meine Knie waren weich wie Brei, mein Herz raste und mein gesamter Körper war schweißnass. Obwohl ich mich nicht sehen konnte, war ich mir sicher, dass mein Gesicht kreidebleich gewesen sein musste.

Als mein Blick in den Hauptraum des Ateliers fiel, jagte mir augenblicklich ein gewaltiger Schauer über den Rücken.

Nein - es war keine Einbildung, kein Hirngespinst.

Jemand stand in meinem Laden!

Die Eingangstür war noch geöffnet - genauso wie ich sie hatte stehen lassen. Das war mir noch nie passiert!

Er trug schwarz - von Kopf bis Fuß.

Obwohl es recht dunkel war, ließ das Mondlicht zu, dass ich das erkennen konnte.
Seine Kapuze hatte er tief ins Gesicht gezogen.
Sein muskulöser Brustkorb hob und senkte sich ruhig, seine Atmung schien gleichmäßig.

Er machte einen Schritt auf mich zu.

Seine linke Hand hatte er zu einer Faust geballt, die rechte hob er plötzlich an.

Oh Gott! Was passierte hier? Was hatte er vor?

Ich konnte mich nicht bewegen.

****

So ihr Lieben, das ist Kapitel 8.

Was wird der Einbrecher wohl tun?
Raubt er Maddie aus? Tut er ihr weh?
Was meint ihr?

Ich drücke euch - F. 😊

LondonboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt