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Oh Mann - 13:34 schon, wo bleibt sie denn nur?
Ich zappelte von einem Bein auf das andere.
Ihr Flieger ist bereits vor über 40 Minuten gelandet. So langsam wurde ich nervös. Andererseits konnte sie ja nicht weit sein. Hoffentlich ist sie überhaupt in die Maschine gestiegen - zischte es mir durch den Kopf.
Aber warum sollte sie auch nicht?
Schließlich hatte sie mir einen Tag zuvor noch geschrieben, wie sehr sie sich auf mich und ihr neues Leben hier freute.

Hier mit mir - in London.

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Meine beste Freundin und ich hatten schon so einiges in der Vergangenheit zusammen erlebt...

Lou und ich kannten uns aus der Schule in unserem britischen Heimatdorf. In den ersten Jahren dort hatten wir eher wenig Kontakt, obwohl wir uns schon damals mochten.
Als dann in der Oberstufe Kurse eingeteilt wurden, saßen wir in fast allen Fächern zusammen - außer in Mathe. Damals schon unser absolutes Hassfach. Es war kein Problem, dass wir diesen einen Kurs nicht zusammen hatten - hier hätte eh keine von der Anderen abschreiben können, so mies waren sowohl ihre als auch meine Noten.

Als Lou Nachhilfe bekam, wurden ihre Mathezensuren allerdings noch schlechter.

Tja, ihr fragt euch warum?

Statt ihre Augen auf die Zahlen zu richten, blieben diese nämlich schon am ersten Tag an Nachhilfelehrer Tim kleben. Man kann sich ja denken, dass dieser „Unterricht" dann nicht mehr viel mit der Lehre der Mathematik zu tun hatte...

Nach einer weiteren 5 rastete Lou's Mutter Carol dann komplett aus und besorgte ihr einen neuen Nachhilfelehrer - einen pensionierten Mathematik- und Physikprofessor - da sie der Auffassung war, der bisherige tauge nichts.
Das sah Lou natürlich ganz anders, denn Tim hatte laut ihrer zahlreichen und detaillierten Erzählungen diverse, vor allem aber körperliche Qualitäten. Wenn ihr versteht...

Ich schloss mich den Stunden mit Herrn McAdams an und Lou und ich verbesserten unsere Noten auf überwiegend 3en und legten kurz darauf gute Abiturzeugnisse ab.

Wenige Monate später hatte das geheime Treiben zwischen Lou und Tim ein jähes Ende genommen und meine beste Freundin jammerte und weinte sich einige Wochen beinahe täglich bei mir aus.

Ich begann eine Ausbildung im Dorf und sie zog in eine 1,5 Std. Fahrt entfernte Stadt um dort zu studieren.
Dort ergaben sich selbstverständlich zahlreiche Gelegenheiten die Wochenenden mit Parties, Clubbesuchen und Barabenden zu füllen und unser Leben mit Anfang 20 gebührend auszukosten.

Natürlich lernten wir dabei auch den ein oder anderen Jungen kennen. Beziehungsweise Lou, die mit ihrer offenen Art Jeden binnen Minuten in ihren Bann zog.

Ich dagegen liebte es zwar, mich am Wochenende hübsch zu machen und rauszugehen, doch ich hatte immer Probleme, mich beim Feiern einfach mal fallen zu lassen und komplett abzuschalten.
Ständig musste ich an die Blicke, Gesten und Verhaltensweisen der Unbekannten um mich herum denken und das wurde auch mit der Zeit leider nicht besser.

Doch, mein Herz stand sofort in Flammen, als ich in einer Bar in Lou's Studentenstadt das erste Mal auf Aaron traf. Er war optisch ganz anders als alle, die mir zuvor begegneten. Ich kann bis heute nicht genau beschreiben warum.
Lou zwang mich sofort, mich mit ihr neben ihn zu setzen, als ihr meine Blicke verrieten, dass ich schlagartig für ihn zu brennen begann, ohne auch nur ein Wort mit ihm gewechselt zu haben.

Und siehe da: Ihr Plan ging auf.
Ich wurde die Freundin des Jungen, in den ich mich auf den ersten Blick verliebte, als ich ihn in der Bar sitzen sah.

Anfangs führten Aaron und ich eine Wochenendbeziehung, später sahen wir uns 3-4 Tage in der Woche, da er immer öfter im Homeoffice arbeiten konnte. Ich war mehr als glücklich über mein Leben mit ihm.

LondonboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt