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Maddies Sicht:

Obwohl mein Kopf voller Gedanken war, schaffte ich es erstaunlicherweise doch, sofort einzuschlafen. Dieser absurde Tag hatte sehr an meinen Nerven gezerrt und viel von mir abverlangt.

Nachdem ich ungefähr zwei Stunden im Land der Träume verbracht hatte, wurde ich plötzlich wieder wach und starrte direkt auf die digitale Anzeige meines Weckers.

In meinem Zimmer stank es extrem nach Alkohol und der unangenehme Geruch hatte sich in meine Nasenschleimhäute eingebrannt. So sehr, dass ich anscheinend deshalb wachgeworden war.

Mit gerümpfter Nase hatte ich mich aufrecht ins Bett gesetzt und vor mich hin geschnuppert, um herauszufinden, was genau so nach Hochprozentigem roch und mir den Schlaf raubte.

Doch ich hatte keine Ahnung wo dieser Gestank herkam. Ich dachte mir, dass Lou vielleicht wieder einen über den Durst getrunken hatte und in meinem Zimmer gewesen war, als ich im Atelier gearbeitet hatte. Nicht ausgeschlossen, da sie ja auch bis spät in die Nacht unterwegs gewesen war.

Ohne ein echtes Ergebnis bekommen zu haben, ließ ich meinen Körper zurück auf die Matratze sinken, drehte mich auf die Seite und kuschelte mich wieder in meine Bettdecke ein, die ich mir bis unter die Nase gezogen hatte. Sie roch nach Waschpulver und ich musste lächeln, als ich den herrlichen Duft einzog, der den Alkoholgeruch überdeckte.

Als ich langsam dabei war, erneut ins Traumland abzudriften, hörte ich plötzlich ein leises, stimmloses Seufzen von der anderen Seite meines Bettes und riss erschrocken die Augen auf, während ich mich weigerte weiterzuatmen.

Niemals! Das konnte nicht sein! Hier war doch keiner! Ich musste mich verhört haben.

Doch kurz darauf hörte ich es zum zweiten Mal und nahm wahr, dass sich meine andere Bettdecke neben mir zu bewegen begann. Das Rascheln des Stoffes war nicht zu überhören.

In Schockstarre lauschte ich dem Geschehen, bis es wieder totenstill war.

Neben mir lag tatsächlich jemand! Und ich hatte es ganze zwei Stunden lang nicht bemerkt.

Doch Angst verspürte ich nicht wirklich, denn dieser Jemand konnte ja nur meine beste Freundin sein. Bestimmt hatte ich mit meiner Vermutung recht und Lou hatte gestern wieder mal zu tief ins Glas geschaut und sich dann in mein Bett gelegt - ob jetzt mit Absicht, oder nur aus Verwirrtheit, war mir allerdings unklar.

„Lou...?", flüsterte ich.

Doch statt einer Antwort auf meine Frage, hörte ich nur ein langes Ausatmen und, dass sie sich nur noch tiefer in die Decke einzuwickeln schien.

Okay, scheinbar war sie so betrunken, dass sie mir nicht einmal mehr antworten konnte. Dabei hatte sie mir doch nach der letzten Eskapade hoch und heilig versprochen, dass sie sich nie wieder so abschießen würde.
Das hat ja super geklappt, dachte ich mir und schloss die Augen, um nun endlich bis zum Morgen durchschlafen zu können.

-

Als ich wach wurde, blendete mich das Licht, das durch die Ritzen der Jalousien fiel. Die Sonne schien hell und der Himmel strahlte in wunderschönem Blau.

Nachdem ich einige Male geblinzelt hatte, sah ich auf die Uhr und stellte fest, dass es bereits nach halb 11 war und fragte mich, wann ich zuletzt so lange geschlafen hatte.

Und dann bemerkte ich auf einmal eine Hand an meinem Bauch.

Der Arm dazu hatte sich auf meine Taille gelegt und umschlang sie fest.

Huch!

Lou muss ja immer noch ganz schön dicht sein, dachte ich mir. Dass wir uns in den Arm nahmen kam ja täglich vor, aber diese Berührung fand ich dann doch irgendwie ... ungewohnt.

LondonboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt