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Mit wackeligen Beinen und weichen Knien schritt ich aus dem Lift heraus, ging aber dennoch gespielt selbstsicher auf Hayden zu.
Er durfte mir bloß nicht anmerken, wie aufgeregt ich eigentlich war und wie schwer und groß die imaginäre Maske, die ich für diesen Abend aufgesetzt hatte.

„Dankeschön", entgegnete ich, als ich direkt vor ihm stand und hörte, wie sich die Türen des Fahrstuhls hinter mir schlossen.

„Hi Hayden."
Ich legte meine Hände auf seine Schultern und begrüßte ihn dann auf die französische Art mit drei Wangenberührungen inklusive Luftküsschen. Hayden umfasste dabei meine Taille.

Leugnen konnte ich nicht, dass ich diesen engen  Körperkontakt unglaublich gut fand.

„Schön, dass du da bist. Lass mich dich in den Wohnbereich führen." Dann nahm er mich bei der Hand.

Küche, Ess- und Wohnzimmer gehörten zu einem offenen Konzept und ließen die Wohnung durch die Fensterfront mit bodentiefem Glas riesig aussehen.

Alles wirkte modern, clean und schick, die wenigen schwarzen und anthrazitfarbenen Möbel passten perfekt zu ihm und das indirekte Licht gab dem Ganzen eine eigene Note.

In etwa einer halben Stunde würde die Dämmerung beginnen und ich konnte kaum abwarten zu sehen, wie die Nachtlichter Londons durch die Fenster fallen würden.

„Wirklich beeindruckend", sagte ich zu Hayden, während ich mich mit großen Augen umschaute und meinen Kopf dabei einige Male in den Nacken legen musste.

Hayden grinste bloß halbseitig, bevor er mich dann aufforderte, mich auf sein riesiges, schwarzes Ledersofa zu setzen.

Es sah zwar nicht auf den ersten Blick danach aus, fühlte sich aber unglaublich weich an und umhüllte mich fast, als ich mich darauf setzte.

Hayden ging zur dunkelgrauen, glänzenden Kücheninsel und öffnete eine Flasche Champagner, die auf ihr stand und befüllte zwei Gläser, ehe er sich langsam neben mich setzte und mir eins davon überreichte.

„Auf dein Wohl, Madison."

„Und auf deins, Hayden. Danke für die Einladung."

Die Gläser klirrten, während wir uns tief in die Augen sahen.

Ein blitzartiges Ziehen durchfuhr meine Magengegend bei dem Anblick seiner grünen Iriden und den geweiteten Pupillen.

Der kühle Champagner tat meinem trockenen Hals gut und ich nahm gleich mehrere Schlücke hintereinander. Immerhin machte er mich nicht nur lockerer, sondern schmeckte tatsächlich auch.

Beinah gleichzeitig stellten wir unsere Gläser auf den Wohnzimmertisch.

Hayden rutschte ein Stück näher zu mir.

Mein Puls verschnellerte sich sofort.

„Schön, dass du gekommen bist, obwohl mein Verhalten in den letzten Tagen nicht das Beste gewesen ist."

Sein Gesichtsausdruck verriet mir, dass er auch gemeint, was er gesagt hatte. Er bereute es anscheinend wirklich.

„Du hast dich dafür entschuldigt und das rechne ich dir an. Deine Einsicht ist mir viel wert."

„Es hat gut getan, deine Sicht der Dinge einmal klar und deutlich zu hören.
Sehr selten widerspricht mir jemand oder weist mich in die Schranken. Doch das scheint manchmal nötig zu sein."

Sprachlos ließ ich meine Augen über seinen Mund fahren, während er redete.

Alles. Einfach alles gefiel mir.
Der Inhalt seiner Worte, und auch der Anblick seiner Lippen, während er sie formte.

LondonboyWo Geschichten leben. Entdecke jetzt