Rosie stand zitternd vor dem Wandspiegel in ihrem Zimmer. Sie hatte ihre Bluse nach oben gekrempelt und starrte seitlich auf die geschwollenen Markierungen, die sich durch die weiße, verbrannte Haut vom restlichen, rot angelaufenen Rücken abzeichneten. Sie hatte keine Ahnung, wie sie es überhaupt aufbrachte auf ihren beiden Beinen zu stehen, ohne dass ihr schwarz vor Augen wurde. Die Neugier schien sie irgendwie dazu zu drängen...
Ein zitterndes Schluchzen ließ ein Beben durch ihren Körper fahren, als sie ihre neuen Brandmale anstarrte, die unter den schon vorhandenen Verheilten an ihrem Rücken kläfften. Eine faustgroße römische drei, deren Ziffern sich in ihre davor noch zarte, helle haut gebrannt hatten... Und ihre zweite römische zwei, die aussah als würde sie der ersten Konkurrenz machen wollen. Mit zitternden Händen versuchte Rosie hinzugreifen. Kaum hatte ihre Hand die verbrannte Haut berührt, breitete sich ein höllischer Schmerz von ihrem Rücken aus und zuckte durch ihren ganzen Körper, bis in ihre Fingerspitzen. Rosies Hand fuhr sofort zurück, ebenso schnell, wie ihr wieder neue Tränen in die Augen schossen.
Sie hatte nicht aufgehört zu weinen, seit sie wieder in ihrem Zimmer war. Nachdem ihr Vater sie mit der zweiten Brandnarbe gezeichnet hatte, hatten er, Edward und ihre Mutter den Raum verlassen und Rosie auf dem Hocker liegend zurückgelassen. Die Hauselfen hatten sie ohne Worte zurück in ihr Schafzimmer gebracht. Aber sie wusste nicht mehr wie lange das her war, geschweige denn, wie lange sie bereits vor dem Spiegel stand. Was sie wusste war, dass ihr ganzer Körper brannte, als hätte sie auf jeden einzelnen Fleck ihrer Haut eine Brandnarbe bekommen.
Rosie ließ vorsichtig wieder ihre Bluse über die Verbrennungen fallen. Selbst die kleinste Berührung des zarten Stoffes erzeugte eine neue Schmerzwelle. Mit winzigen Schritten ging sie auf ihr Bett zu. Jede einzelne Bewegung tat weh. Doch nichts von alldem tat so weh wie der Gedanke daran, dass sie von Edward verraten worden war. Edward, ihrem Bruder, der ihr ein Versprechen gegeben hatte. Sie hatte gedacht, sie könnte sich auf ihn verlassen. Sie hatte gedacht, sie könnte ihm vertrauen. Und dennoch hatte sie ihm in die Augen blicken müssen mit dem Gewissen, dass er das glühende Metall auf ihrer Haut zu verantworten hatte.
Kraftlos ließ sie sich in ihr Bett fallen. Sie krallte ihre Finger in ihr Kopfkissen und ließ zu, dass ihre Tränen es völlig durchweichten. Ihr Atem wurde immer unkontrollierter als schließlich der Zeitpunkt eintraf, an welchem man vor lauter Tränen kaum mehr richtig Luft bekam. Und durch ihre laute Schnappatmung hörte sie gar nicht, dass die Tür zu ihrem Zimmer sich öffnete und wieder schloss. Sie merkte erst, dass jemand in ihr Zimmer gekommen war, als die Matratze ihres Bettes durch das Gewicht der Person nach unten drückte.
,,Rosemary..." hauchte Edwards Stimme ganz leise, als er seine Hand auf ihre Wade legte. Die Stimme ihres Bruders zu hören sorgte nur dafür, dass ihr Herz sich noch weiter verkrampfte. Ihr Schluchzen wurde lauter als sie verzweifelt ihre Augen zukniff und hoffte, er würde wieder gehen.
Als Edward keine Reaktion von ihr bekam, wanderte sein Blick hinunter zu ihrem Rücken. Instinktiv griff er zu ihrer Bluse, um sie ein wenig hinaufzuziehen. Er hob den Stoff nur ein wenig zur Seite, ehe er sofort die geschwollene, verbrannte Haut erkennen konnte. Völlig erschrocken ließ er die Bluse wieder los und schlug sich seine Hand vor den Mund.
,,Merlin... Was hab' ich getan..." murmelte er mehr sich selbst zu, während ihm wieder eine Ladung Tränen über sein Gesicht lief.
,,Rosemary, bitte..."
Verwundert horchte sie auf, als sie sich einbildete ein deutliches Zittern in seiner Stimme zu hören. Sie versuchte sich mit ihren Armen leicht aufzustützen und drehte sich zu Edward um, um kurz darauf in sein Tränenüberströmtes Gesicht zu blicken.
,,Es tut mir so leid..." schluchzte Edward bitterlich. Ein Wunder, dass er überhaupt ein Wort herausbrachte. Doch ihn jetzt so aufgelöst zu sehen, bereitete Rosie nur noch mehr Kummer.
DU LIEST GERADE
Rosemary (HP/Rumtreiber FF)
Fanfiction„Du kannst noch so viele wunderschöne Blumen malen, Romy... Die schönste von allen, wirst immer du bleiben!" ------------------------------ Hinter den Mauern des eindrucksvollen Osbern-Manor geschieht kaum etwas, das nicht hinter den geschlossenen T...