Der Slytherin-Gemeinschaftsraum war menschenleer als Rosie mitten in der Nacht einen Fuß aus ihrem Schlafsaal setzte und sich bereit machte, ein weiteres Mal durch die Gänge hinauf zum Astronomieturm zu schleichen. Rachel, Judith und Kat schliefen tief und fest. Sie hatte sich versichert, keine von ihnen geweckt zu haben.
So schlimmes Herzklopfen wie heute Nacht, hatte Rosie noch nie gehabt. Sie hatte sich einige Stunden zuvor aufgeschrieben, was sie Sirius alles sagen wollte. Immerhin war heute die letzte Chance dazu. Danach würde sie ihn nie wieder treffen. Der Gedanke daran verursachte ein seltsames Gefühl in ihrem Magen. Sie konnte es nicht wirklich zuordnen, denn sowas Ähnliches hatte sie noch nie gefühlt. Eine eigenartige Mischung aus Furcht, Trauer und Übelkeit.
Die Korridore von Hogwarts waren wie sonst auch immer gespenstisch leer. Es war so still, dass sie das schnelle Klopfen ihres Herzens sogar lauter hören konnte, als ihre eigenen Schritte auf dem steinernen Untergrund. Je weiter sie sich ihrem Ziel näherte, desto nervöser wurde sie. Vor allem machte sie sich Gedanken darüber, was Sirius ihr wohl sagen würde. Sie malte sich das Allerschlimmste aus und während sie die Treppen zum Astronomieturm hinaufstieg hatte sie Angst, ihre Beine könnten nach jedem Schritt wie zwei Zahnstocher zusammenbrechen.
Als Rosie vor der hölzernen Eingangstür ankam, blieb sie stehen. Sie griff mit ihrer zitternden Hand auf die Türklinke. Doch ehe sie diese hinunterdrückte zählte sie bis drei... zumindest nahm sie sich das vor. In Wirklichkeit stand sie sicher noch gute zwanzig Sekunden vor der Tür ehe sie den Mut aufbrachte und sie öffnete. Der Luftzug, der ihr entgegenströmte, ließ sie kurz erschaudern. Doch dieses Gefühl dauerte nur ganz kurz an. Denn im nächsten Moment erblickte sie einen großen, in einer schwarzen Lederjacke gekleideten jungen Mann, der mit dem Rücken zu ihr am Geländer stand.
Rosie stieß einen zitternden Atemzug aus. Durch das Quietschen, welches die Tür beim Öffnen verursacht hatte, war Sirius auf sie aufmerksam geworden. Hoffnungsvoll wirbelte er herum... und erblickte sie. Wie sie dastand, in ihren langen Mantel gekleidet, ihre Locken zu einem Dutt zusammengefangen. Mit glasigen Augen und geröteten Wangen.
,,Du bist hier..." hauchte er und starrte sie ungläubig an. Er hatte um ehrlich zu sein nicht geglaubt, dass sie kommen würde. Doch jetzt stand sie vor ihm. Rosie brachte kein einziges Wort heraus. Sie versuchte irgendetwas zu sagen, doch es war, als würde ihr jemand mit einem unsichtbaren Faden die Kehle zuschnüren. Sie starrte Sirius an, während die beiden Meter von einander entfernt standen.
,,Sirius..." begann sie mit ganz leiser, brüchiger Stimme. Doch sie kam gar nicht dazu weiterzusprechen, als sie sah, wie Sirius auf einmal mit großen, schnellen Schritten zu ihr kam. Instinktiv wich sie ein Stück zurück und schnappte erschrocken nach Luft. Aber Sirius blieb nicht stehen. Er kam weiterhin auf sie zu.
,,Sirius!" sagte sie noch einmal, doch mehr als seinen Namen konnte sie nicht sagen. Denn kaum war er bei ihr angelangt hatte er ihr Gesicht in seine Hände genommen, sie zu sich gezogen und sie geküsst.
Rosie wusste gar nicht wie ihr geschah. Sie merkte, wie ihr sofort Tränen in die Augen schossen... Andererseits spürte sie, wie eine irrsinnige Last von ihr abfiel. Als hätte sich ein faustgroßer Felsbrocken von ihrem Herzen gelöst, der es Wochenlang belagert und beschwert hatte, und es nun wieder uneingeschränkt schlagen ließ. Doch jeder einzelne Herzschlag verursachte einen schmerzhaften Stich.
Sirius löste sich langsam von ihr. Er hatte seine Augen noch geschlossen und drückte seine Stirn an die von Rosie. In seinen Händen hielt er noch immer ihren Kopf. Er spürte ihren flachen, warmen Atem an seinem Kinn. Doch er traute sich kaum seine Augen aufzumachen. Er hatte zu große Angst sie weinen zu sehen.
,,Ich hab dich so vermisst, Romy..." flüsterte er ihr ganz leise zu.
,,Wie verrückt..."
Die erste Antwort, die er von ihr bekam, war ein Schluchzen. Nun konnte er gar nicht anders, er musste seine Augen öffnen. Er beugte sich hinunter und blickte ihr ins Gesicht, direkt in ihre strahlenden, blauen Augen, die ihm gerötet entgegen sahen. Ihre Nasenspitze war ebenfalls rot und ihre Tränen hatten sich über ihre gesamten Wangen verschmiert. Kurz befürchtete er, sie würden ihre Sommersprossen wegwaschen, bis ihm einfiel, dass diese ja gar nicht aufgemalt waren, so wie er es als kleiner Junge immer gedacht hatte.
DU LIEST GERADE
Rosemary (HP/Rumtreiber FF)
Fanfikce„Du kannst noch so viele wunderschöne Blumen malen, Romy... Die schönste von allen, wirst immer du bleiben!" ------------------------------ Hinter den Mauern des eindrucksvollen Osbern-Manor geschieht kaum etwas, das nicht hinter den geschlossenen T...