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Müde und mit seinen Nerven komplett am Ende, lief der Weißhaarige über die Terrasse. In seiner rechten Hand eine Taschenlampe. 

Jungkook war bereits gegangen als es noch hell war. Er meinte, er würde direkt am Flughafen auf die Eltern warten, doch hatte er sich seither nichtmehr gemeldet. Von seinen Eltern hatte Yoongi ebenfalls kein Lebenszeichen erhalten. 

"Wo bist du? Komm schon, zeig dich." - verzweifelt hockte er sich hin. Ein Ring war nunmal leider kein Haustier, was man beim Namen rief und anschließend wieder zurück kam. Anders gesehen musste man ihn auch nicht füttern. - "Ich weiß doch, dass du hier hingelegt wurdest!" 

Von Minute zu Minute kam er sich dümmer vor. Es war nicht das erste Mal, dass Yoongi Selbstgespräche führte, doch normalerweise tat er es nur mit seiner Wand und nicht mit einem Ring, welcher nichtmal vor ihm lag. Im Entengang begann er erneut Stück für Stück, Platte für Platte, die Terrasse abzusuchen. 

"Ringi, wo bist du?" - damit er sich selbst nicht ganz so einsam und alleine, unter dem schwarzen Nachthimmel, fühlte begann er diesmal mit einem Kosenamen nach dem Ring zu suchen. Es war ihm bewusst, dass er keine Antwort bekommen würde, doch war es schon gruselig ganz alleine in dem großen Garten, welcher an den Wald angrenzte, zu sein. 

Die Dunkelheit war ihm ja nicht fremd, doch gab es ihm all die Jahre Sicherheit zu wissen, dass jemand im Haus war. Aktuell war es leer. Namjoon war gegangen, Jungkook war gegangen, seine Eltern kamen bis jetzt nicht nach Hause und seine Schwester ... Naja darüber wollte er nicht nachdenken. Der rote Fleck, im Flur, hatte ihm gereicht, sodass er sich übergeben musste. 

Immer wieder redete er sich ein, dass Yuri es doch verdient hatte und doch tat es ihm weh. Der Weißhaarige konnte nicht sagen, ob er getauscht hätte, doch gerecht fand er den Tod auch nicht. 

"Ringi? Weißt du, der Tod ist gemein. Klar werden wir alle mal sterben, doch vielleicht hätte sie sich noch geändert ... Vielleicht wäre sie irgendwann lieb zu mir geworden." - mit großen Augen richtete Yoongi seinen Blick in den Himmel, ließ sich selber dabei nach hinten, auf seinen Po, fallen. 

Seufzend ließ er seinen Blick durch den großen Garten schweifen. In seinem Kopf kamen die ganzen Bilder, welche seine Mutter von Geburtstagsfeiern gemacht hatte hoch. Wie seine Ältere Schwester so glücklich ausgesehen hatte, während er alleine in seinem Zimmer war. Es waren alles Events, an welchen er nie teilnehmen konnte, geschweige denn welche er selber hatte.

Seine Geburtstage waren nie etwas besonderes. Er hatte sie alleine verbracht. Seine Familie war schlafen gegangen, bevor er aufgewacht war und aufgestanden, nachdem er vor Müdigkeit eingeschlafen war. Die einzige Sache, wo ihm bewusst wurde, dass es ein 'besonderer' Tag war, war die, dass Namjoon an diesem Tag nie kam. Er bekam an dem Tag kein Unterricht, was seinen Geburtstag nur noch trostloser machte. Jeder würde sich freuen nichts lernen zu müssen, doch sah Yoongi somit keinen an diesem Datum. Er verbrachte ihn alleine. 

Immerhin bekam er in der darauffolgenden Nacht immer etwas von Namjoon. 

Die aufsteigenden Tränen wegblinzelnd und das Ziehen in seiner Brust ignorierend stützte der Weißhaarige sich leicht auf, um aufzustehen und weitersuchen zu können. In seinem Inneren redete er sich ein nicht traurig sein zu dürfen. Jetzt würde alles besser werden, er hatte seinen Keksi und mehr brauchte er nicht. Wer brauchte schon eine Geburtstagsfeier, wenn die Person, welche man liebt, seine liebe erwiderte?

Durch ein leichtes Stechen, in seinem linken Handballen, wurde Yoongi von seiner Träumerei wieder zurück, in die Gegenwart, geholt. Er war durch seine halbe Selbstpredigt in seinem Vorhaben, aufzustehen, erstarrt. Eine zeitlang hatte er sich einfach nur abgestützt, woraufhin sich nun etwas in seine Hand bohrte. 

𝕄𝕠𝕠𝕟𝕝𝕚𝕘𝕙𝕥 ℂ𝕙𝕚𝕝𝕕 /ʸᵒᵒⁿᵏᵒᵒᵏ/Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt