Kapitel 21

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Mein Gehirn hatte sich ausgeschaltet und Ich rannte, direkt auf das Füllhorn zu, sah die anderen Tribute aus dem Augenwinkel hinter, vor oder neben mir her rennen.
Mein Ziel waren die Kisten, lange hatte Ich überlegen müssen, ob es ein kluger Schachzug war, sich in das Gemetzel, die große Schlacht direkt am Anfang zu werfen.
Es gab definitiv mehr Gründe für ein klares nein, als für ein überzeugendes ja, aber Ich rannte trotzdem auf die glänzenden Kisten zu.

Dann hörte ich den ersten lauten Schlag.

Bumm!

Ich hörte einige Tribute leise auf keuchen und wieder andere blieben wie angewurzelt stehen, als hätten sie den Grund für ihren Sprint vergessen.

Der erste Tote also, nein der zweite, doch zweifellos auf der anderen Seite, denn hier lag kein Toter im Kornfeld.

Dann war ich auch schon da, und rannte suchend zwischen den Kisten umher, was sollte ich nur mitnehmen? Essen gab es nicht, keine Zelte, Seile oder vielleicht Decken wie in anderen, bereits vergangenen Spielen.

Doch ich musste mich beeilen, denn ich war nicht der einzige Tribut der bereits zwischen den Kisten angelangt war und in ihnen wühlte, andere waren schon im Wald verschwunden, hatten sich nur eine der herum liegenden Stoffbeutel geschnappt, oder waren ganz ohne Proviant davon gelaufen, vielleicht gar keine so schlechte Idee.

Ich stand noch relativ weit vorne, während sich andere Tribute, wie das Mädchen aus 1, Goldy, oder der Junge aus 2 weiter in das Füllhorn hinein gewagt hatten, niemand wollte ihnen zu nahe kommen. Natürlich waren sie Verbündete.

Apropos Verbündete, ich musste Luke finden, unbedingt, oder war er vielleicht schon tot? Ein Kloß bildete sich in meinem Hals, bitte nicht! Er war erst zwölf.

Ich erinnerte mich an seine ersten Worte zu mir,

Diese Karrieros verspeisen mich doch zum Frühstück...

Gott sei Dank war es Mittag.

Man was für ein schlechter Witz Finnick, doch er ließ mich unwillkürlich schmunzeln, was die Nervosität nur aus einem machte.

Bumm!

Die Kinder um mich herum sahen ängstlich aus, einige zwar entschlossen, doch man sah ihnen an, wie gerne sie einfach nur zu Hause, in ihrem armen schmutzigen Distrikt gehaust hatten.

Zu Hause.

Der wahrlich schönste Ort auf der ganzen weiten Welt.

Aber ich durfte da jetzt nicht dran denken, mich nicht ablenken lassen, ich musste mich unbedingt konzentrieren.

Bumm!

Ich musste hier weg, unbedingt, ganz schnell. Wild entschlossen nicht zu sterben und ohne wirklich hin zu sehen schnappte ich mir einen der Beutel aus den Kisten, die Kiste stand ziemlich weit vorne, wahrscheinlich keine Gute Beute, aber besser als nichts.

Schnell wandte ich mich um, wollte in den Wald laufen und riss einen Speer von den umliegenden Kisten zu mir, er war fast größer als ich, doch besser als nichts, da passierte es.

Vor mir, mit erhobener Hand und einem fiesen Grinsen im Gesicht stand vor mir der gruselige Junge aus Distrikt 6. In seinen Händen hielt er zwei große Messer und kam damit auf mich zu, unwillkürlich wich ich zurück und stellte mir bildlich vor wie alle aus meinem Team und vor allem Mags vor Angst die Luft anhielten.

Irgendwann merkte ich die Kiste, welche sich in meinen Rücken bohrte. Ich schaute mich um, eine Menge Tribute um mich herum, doch niemand sah zu uns herüber, warum auch? Sie wollten alle ihr Leben retten.

Finnick Odair - The Hunger Games (Die Tribute von Panem)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt