Kapitel 24

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Chads Gesicht war zu einer Maske verzerrt, als versuche er zu Lachen und gleichzeitig böse auszusehen.

Da stand er vor mir, ebenfalls mit einem Speer in der Hand, nur war er viel kürzer und mit Widerhaken besetzt, mein Magen knurrte. Chads Mundwinkel zuckten kurz nach oben.

Dann griff er an.

Ich hatte keine Chance, wie viel älter war er? Zwei Jahre? Drei?

Wie viele Köpfe war er größer? Einen bestimmt.

Wie viel schwerer war er? 50 Kilo? 60?

Was hatte ich?

Ich war kleiner, wendiger, dünner und leichter. Aufgeben kannte ich nicht, es kam nicht einmal in meinem Wortschatz vor, auch wenn ich einige Male kurz davor gestanden hatte. Jetzt nicht.

Doch - ich konnte ihn schlagen.

Als ich sah, wie Chad den Speer hob, wie dessen mit Haken besetzte Spitze matt im fahlen Mondlicht funkelte, wusste ich aus unerklärlichen Gründen was zu tun war. Ich war nie zuvor in solch einer Situation gewesen, auch wenn ich es beim Training ausprobiert hatte, war das etwas ganz anderes. Adrenalin strömte durch meine Adern, immer mehr und immer wieder, in jede noch so kleine Faser meines Körpers, ich war wie unter Strom.

den ersten Angriff wich ich aus. Hörte wie der Speer an meinem rechten Ohr vorbei sauste, spürte die Verwirbelung der Luft, ich konnte nicht ahnen wie kurz dieser Kampf werden würde.

Schnell zog ich den Speer aus der trockenen Erde, ohne den Blick auch nur eine Sekunde von Chad zu lassen.

"Willst einen fairen Kampf was Vier?", er spuckte auf den Boden.

"Finnick", flüsterte Ich und hoffte es klang bedrohlich.

"Was?", grunzte Chad. Er sah mich kalt an, fast schon als wäre er gelangweilt.

"Ich heiße Finnick Odair", etwas lauter. Noch so ein Grunzen von Chad. Dann lachte er. Wo waren die anderen Karrieros?

Plötzlich hörte ich ein Brummen, ein Hovercraft kam um den eben verstorbenen Tribut abzuholen, die Blätter raschelten und bewegten sich als er direkt über uns flog, keine hundert Meter entfernt ging der Greifarm zu Boden, hob die Leiche auf.

Da fiel mir auf das Ich die Hovercrafts gar nicht gehört hatte, als Sie die Tribute von der Eröffnungsfeier eingesammelt hatten.

Oder doch? Es schien schon ewig her zu sein.

Für kurze Zeit waren wir beide von den Hovercrafts abgelenkt gewesen.

"Finnick ja? Bitte wehre dich nicht so doll okay? Dann wird's auch nicht so schmerzhaft", fieses Grinsen. Er holte wieder aus, doch ich war vorbereitet, riss den Speer herum und parierte wenige Zentimeter vor meinem Gesicht.

Puh! Ganz schön knapp.

Dann schien sich die Zeit auf einmal zu verlangsamen.

Spürte mich einen Schritt nach vorne machen, den Speer auf seinen unverletzten Arm gerichtet, Ich konnte ihn nicht töten, nicht einfach so.

Aber er schon.

Noch während Ich den Schritt machte flog der kleine Speer ein weiteres mal auf mich zu ... und traf sein Ziel.

Dann verwandelte sich die Zeit zurück, von Sirup in Wasser, wurde wieder flüssig. Ich starrte auf meine linke Schulter, sah die Hälfte der mit Widerhaken besetzte Spitze in ihr stecken. Mein Mund ging auf und zu, dann zog Chad ihn einfach heraus, mit einem schnellen festen Ruck.

Er sah mich neugierig an, wie ein Experiment.

Als hätte man ein Ventil aufgedreht, floss das Blut heraus, färbte mein frisch gewaschenes Hemd wieder rot, doch dieses mal mit meinem Blut.

Finnick Odair - The Hunger Games (Die Tribute von Panem)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt