Kapitel 6

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Vom Rathaus zum Bahnhof war es ein weiter Weg, da der Bahnhof sich auf der anderen Seite des Distriktes befand.

Ich wurde mit einem Auto dorthin gebracht, es war meine erste Fahrt in einem Auto, denn normalerweise legte man solche Strecken zu Fuß zurück, obwohl mein Distrikt eher zu den größeren gehörte.

Der Motor schnurrte leise wie eine Katze, der man den Bauch kraulte und wir glitten ein letztes Mal am Meer vorbei. Schon wieder wurde mir bewusst, das es das letzte Mal sein würde, das ich das Meer sah. Doch ich schob den Gedanken wieder schnell beiseite, ich hatte Annie geschworen zurück zu kommen, also würde ich es auch versuchen.

Am Bahnhof angekommen warteten schon die Reporter mit ihren großen Kameras auf uns. Wie die Geier hockten sie dort auf ihren Plätzen und warteten auf ihre Beute, auf uns.

Ich sah, das Lynn neben mir ebenfalls aus ihrem Auto stieg, wie erwartet hatte Sie natürlich nicht geweint, doch die Kameras blieben immer noch auf mir hängen, sie hefteten sich an mein Gesicht und schwenkten nicht einmal kurz zu ihr herüber. Ich blickte nach oben auf einen dort angebrachten Bildschirm.

Mein Gesicht war groß dort abgebildet. Mit dem Anflug einen Lächeln stellte ich fest, dass mein geheimnisvolles Lächeln immer noch perfekt saß.

Wir mussten ein paar Minuten lang noch auf der Schwelle stehen bleiben und wurden von dem Blitzlichtgewitter der Kameras geblendet, dann, durften wir endlich einsteigen und die Türen schlossen sich gnädig hinter uns. Es wurde wieder still.

Charles tänzelte zu uns und zeigte jedem sein eigens Abteil. Der Zug war riesig und schnell, 380 Stundenkilometer. Mit dieser Geschwindigkeit würden wir das Kapitol so gegen Abend hin erreichen.

Das Kapitol lag von Bergen umgeben im Nord-Westen Panems an einem Ort, der früher die Rockies genannt wurde. Distrikt 4 war der am südlichst gelegene Distrikt, er lag am Golf von Mexiko, und wir hatten eine dementsprechende lange Reise.

Charles brachte mich also in mein Zimmer, in dem ich mich die Zeit über aufhalten konnte. Er sagte mir, das ich zum Abendessen in den Speisewagen kommen sollte, da würden wir dann das erste mal mit unseren Mentoren sprechen können, ich war gespannt wer es werden würde, dieses Jahr waren es Mags Cohen und Librae Ogilvy, soweit ich wusste. Mags war die erste Gewinnerin bin Distrikt 4 und Librae die Letzte.

Ich schaute mich erst einmal in meinem Abteil um. Es war groß und geräumig mit einem großen Bett in der Mitte. Eine zweite Tür grenzte wahrscheinlich an ein separates Badezimmer.

Ich war müde und erschöpft von den Ereignissen des Tages und wollte mich am liebsten irgendwo verkriechen um dem was da noch komme zu entgehen. Ich schälte mich aus meiner Ernte-Kleidung und legte mich in das weiche Bett. Man hatte mir mein Mittagessen auf mein Zimmer gebracht, doch ich konnte und wollte nichts essen. Ich würdigte den Speisen dort auf dem Tablett nicht auch nur einen Blick. Ich verkroch mich unter der Bettdecke und versuchte die Augen ein wenig zu zu machen, doch der Schlaf gewollte sich nicht einstellen. Ich wälzte mich unruhig hin und her, doch obwohl ich vor lauter Erschöpfung die Augen kaum noch offen halten konnte, konnte ich nicht schlafen.

Ich schlüpfte aus dem Bett und ging uns Bad. Es war nicht gerade klein, fast schon größer als mein Zimmer zu Hause.

Zu Hause.

Wehmütig dachte ich an meine Eltern, was sie jetzt wohl machten und wie es ihnen ging, an Annie. Die Anderen würden sie wohl in ihrer Mitte aufnehmen und sich um sie kümmern, ihnen etwas abgeben, sie ablenken, bis in ein paar Tagen die Spiele anfangen würden. Dann würde es kein zurück mehr geben. Ich wollte mir nicht vorstellen, was passieren würde wenn sie meinen Tod auf den Bildschirmen in Distrikt live miterleben mussten.

Finnick Odair - The Hunger Games (Die Tribute von Panem)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt