Kapitel 44

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Ich konnte gewinnen.

Ich konnte es schaffen.

Während ich durch das hohe, stachelige Gras des Dschungels lief gingen mir diese beiden Sätze einfach nicht mehr aus dem Kopf.

Es war noch keine Stunde vergangen seit Chads Leiche vom Hovercraft abgeholt worden war.

Die Klaue hatte alles mitgenommen, alle meine Messer und auch das selbstgeknüpfte Netz. Mir bleiben jetzt nur noch mein Dreizack und das Messer, welches Chad mir in den Rücken geworfen hatte.

Ich suchte mir erst einmal einen Baum an den ich mich anlehnen konnte. Die Wunde an meiner Schulter pochte schmerzhaft und mit einem erschöpften Aufkeuchen zog ich mir das mittlerweile von Blut durchnässte Hemd über den Kopf. Jetzt hätte ich die Salbe von Mags gut gebrauchen können.

Aber ich hatte nichts mehr. Nicht einmal die Wasserflaschen.

Ich hatte sie leer getrunken und dann in der Hektik und Aufregung sie irgendwo vergessen. Und zurück wollte ich auf gar keinen Fall.

Also war da nur noch ich mit meinem Dreizack und all meinem Können.

Ich sah der Sonne beim wandern zu und nickte irgendwann weg. Das glaubte ich zumindest als ich erschrocken aufschreckte während die affenähnlichen Mutationen über mich hinweg jagten.

Mein Rücken fühlte sich an als hätte ich ein Schlamm Bad genommen und die nasse Erde dann trocken lassen. Das Blut aus meiner Schulterwunde war angetrocknet.

Daher war es noch umso schmerzhafter sich die Arme auf den Rücken zu drehen und die Wunde zu nähen. Dafür benutzte ich einen Faden den ich aus meinem Hemd gerissen hatte und eine angespitztes Stück Holz. Natürlich ein ganz kleines und ich betete das es nicht zwischendurch abbrechen würde.

Ich schloss die Augen und versuchte mir vorzustellen wie ich die Wunde nähte. Leider war das keine gute Idee, denn sobald ich mich versuchte zu konzentrieren waren da diese Bilder.

Troian, wie sie mit verdrehten Gliedmaßen unter unseren Baum im Gras lag.

Luke, der in seinem eigenen Blut starb.

Der 11 Punkte Typ, der halb verbrannt mit meinem Dreizack in der Brust auf dem trockenen Boden lag.

Und Chad, wie er leise etwas flüsterte nachdem ich ihn meinen Dreizack ebenfalls in die Brust gerammt hatte und kurz darauf starb.

Sie alle waren tot, nur noch ein Schatten - und warum? - alles nur wegen mir. Es war meine Schuld das sie nicht mehr zu ihren Familien zurückkehren würden. Nicht mehr zu ihren Freunden und nicht mehr zu ihren Geschwistern.

Ich beendete das verarzten, das ohnehin nicht wirklich etwas brachte, außer Schmerzen, da meine Hände zitterten wie verrückt und ich völlig erschöpft da saß und suchte nach den beiden Kästchen die ich vom Festmahl hatte mitgehen lassen.

In all der Aufregung hatte ich das beinahe vergessen. Aber eben nur beinahe.

Die beiden Kästchen waren sich völlig identisch, mal davon abgesehen das das eine schwerer als das andere. Außerdem raschelte das leichte, als wären darin Murmeln.

Zuerst öffnete ich dann doch das schwerere Päckchen. Mir war sofort klar das es sich um meins handelte, denn es enthielt dünne, durchsichtige Drähte, die ordentlich zusammen gelegt um ein kleines Fläschchen mit einer schwarzen Flüssigkeit gelegt war.

Ich holte es aus dem Kästchen, drehte den silbrigen Deckel auf und roch erst einmal daran, misstrauisch und gleichzeitig auch neugierig.

Es roch nach Salz, nach Meersalz, nach zu Hause und ich hätte die Flasche beinahe fallen gelassen. Noch mehr Bilder rauschten durch meinen Kopf.

Annie und ich, lachend im Sand vor unserem Haus.

Mein Vater zusammen mit mir auf dem kleinen Ruderboot das ich damals zum Geburtstag bekommen hatte, wobei dabei waren die gefangen Fische ins Boot zu ziehen.

Oder meine Mutter mit ihren Muschelketten, die sie immer trug und von denen sie dann immer nach Meer roch.

Ich kippte ein bisschen der zähen Flüssigkeit auf meine Handfläche und zerrieb sie mit den Fingern. Sie war glatt und schmierig und ich hatte das Gefühl sie trinken zu müssen.

Zuerst drehte ich dennoch die Flasche wieder zu und steckte sie in eine der vielen Hosentaschen, denn ich hatte einfach keine Ahnung warum sie in meinem Kästchen hinterlegt wurde. Wofür die Schnur da war war mir natürlich sofort klar. Meine Idee der Netze kam beim Publikum wohl ganz gut an.

Das wurde ebenfalls verstaut und um nicht noch mehr Spuren als nötig da zu lassen versuchte ich das Kästchen in der sandigen Erde zu vergraben.

Dann war Lynns an der Reihe.

Ich fand eine silberne Dose mit kleinen, ebenfalls silbern glänzenden, Tabletten darin. Elf Stück waren es genau an der Zahl.

Ich kannte diese Pillen. Es waren welche gegen Schlaf.

Mein Ziel war es jetzt zu gewinnen und ich würde alles versuchen um dieses Ziel möglichst schnell zu erreichen. Kurzerhand kippte ich alle elf auf einmal hinunter.

Ich würde die Augen in dieser Arena niemals wieder schließen. Jedenfalls nicht um zu schlafen.

Und dann, sobald ich die Drogen geschluckt hatte, meldete sich das erste mal seit langer, sehr langer Zeit mein Gewissen wieder.

Annie, meine Eltern. Eigentlich sogar mein gesamter Distrikt. Was um alles in der Welt hielten sie von mir, von ihrem Liebling, vielleicht jetzt ihrem ehemaligen Liebling?Ich fing kurz wieder an zu zweifeln, mich zu hassen.

Aber nein.

Ich schaute auf meine Hände. Sie zitterten nicht mehr, ich stand wie unter Strom.

Kopfschüttelnd, um dumme Gedanken zu vertreiben stand ich wieder auf. Wischte mit den Händen das Blut von meinem Dreizack und machte mich auf die Suche nach den restlichen Lebenden.

Wer lebte überhaupt noch? Ich war mir nicht sicher, nicht mal richtig wer schon gestorben war. Aber fast alle Karrieros lebten noch und die waren meine nächste Beute. Ich holte die Drähte hervor und machte mich direkt als Werk.

Nach Chad und nach den Pillen fühlte ich mich plötzlich unbesiegbar.

Hallöchen ihr Lüeben!
Ja tut mir leid das erst jetzt wieder was kommt, aaaber zu meiner Verteidigung: ich hab diese Woche beide LK Klausuren geschrieben, bin also völlig in meiner Klausuren Phase😑 und in den Ferien mache ich im Block Unterricht meine Führerschein. Seit mir also bitte nicht böse wenns bis zum nächsten Kapitel ein Bisschen braucht, darum ist dieses Kapitel auch etwas kürzer💕
Kritik und Sterne freuen mich natürlich immer sehr & ich hab euch alle lieb
Eure Jana

Finnick Odair - The Hunger Games (Die Tribute von Panem)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt