Kapitel 16

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Als der Fahrstuhl sich öffnete, war das Appartement leer.

Ich hatte damit gerechnet wenigstens von Mags empfangen zu werden, doch es lies sich keiner blicken. Der Aufzug schloss sich wieder leise hinter mir. Ich trat in den Flur und hörte Stimmen aus dem Esszimmer.

Dort saßen sie alle, Librae, Mags, Lynn, Charles und sogar James und Lynns Stylistin waren da.

Sie amüsierten sich gerade wunderbar über einen wie auch immer gearteten Witz, Lynn lächelte grimmig und nur Mags hatte den Mund zusammen gekniffen.

Doch als sie mich sahen verstummten Sie augenblicklich und es trat eine unangenehme, peinliche Stille ein. James konnte mir nicht in die Augen sehen und Charles schien ein sehr großen Interesse an die vor ihm aufgereihten Erdbeertörtchen zu haben. Lynn hingegen lächelte noch immer diabolisch.

Hier wurde also gerade über niemand anderen gelacht, als mich.

"Schön das ihr euch amüsiert", sagte ich trocken und ließ mich neben Mags auf einen der Glasstühle plumpsen.

Unelegant.

Charles rümpfte die Nase. Doch das war mir egal. Anfangs noch beflügelt von den Ereignissen beim Einzeltraining, wich es jetzt dem Argwohn und vielleicht sogar etwas Trauer.

Vor meinem geistigen Auge zerfiel die Projektion wieder in tausende kleine Würfel.

Das in aller Eile zusammen geknüpfte Netz, das langsam und bedächtig zu Boden segelte. Und nicht zu vergessen, der Dreizack der bestimmt zwanzig Meter durch die Luft schoss.

Die sich windende Holoprojektion die auf mich zu stürmte und dann durchbohrt wurde. Doch jetzt kam es mir gar nicht mehr so besonders vor.

Der Rest des Mittagessen verlief eher still und bedrückt, Lynn prahlte natürlich ununterbrochen damit, wie sie die einzelnen Puppen zerhack-stückelt, erdolcht, mit Pfeil und Bogen erschossen und sonst wie zerstört hatte.

Ich versuchte demonstrativ weg zuhören. Stattdessen dachte ich über die eingelegten Matjes nach, die vor mir auf dem Teller lagen, ich hatte sie bis jetzt noch nicht angerührt. Zu Hause hatte meine Mutter sie mir manchmal genauso eingelegt und ich musste unwillkürlich daran denken, wie es ihnen wohl gerade ging und an Annie.

Schließlich schaffte es Charles dennoch zu fragen was ich denn gemacht hatte, aber mehr als ein unverständliches Gemurmel bekam er nicht zu hören. Dann ließ er mich auch wieder in Ruhe.

Nach dem Essen wechselten wir in das Wohnzimmer, wo uns von zwei Avox ebenfalls wieder alle möglichen Leckereien aufgetischt wurden. Ich schnappte mir blindlings ein Stück Sushi und kaute etwas gelangweilt darauf herum. Trotzdem stellte ich fest, das es so viel besser schmeckte, als das was man bei uns auf dem Markt bekam. Auch wenn ich es erst nicht ganz glauben wollte.

Lynn hatte sich neben mich gesetzt, auf der anderen Seite saß Mags. Ein kurzer Seitenblick und ich sah sie immer noch diabolisch Lächeln. Charles schaltete den Fernseher ein, wo der Moderator bereits dabei war die Punkte zu verteilen. Gerade erschien die Visage von Chad auf dem Bildschirm und nach ein paar Kommentare von Seiten des Moderator entstand neben Chad aus vielen kleinen Würfeln, wie die Holoprojektion, eine Zahl. 10.

Dann folgte Distrikt 2, das Mädchen und der Junge. Beide mitbringen sehr hohen Punktzahl, zwischen 8 und 10, so wie es bei den Karrieros fast immer der Fall war. Der Rest bekam meistens so um die 5 Punkte. Dann erschien endlich Lynn Gesicht, ich schaute noch einmal zu ihr herüber. Immer noch dieses Grinsen.

Der Mann sagte wieder etwas, doch ich passte nicht wirklich auf, und dann erschien neben Lynn eine... 9! Eine 9! Ich schaute wieder schnell zu ihr herüber und sah gerade noch wie ihr Lächeln in sich zusammen viel. Jetzt war es an mir leicht zu Grinsen. Sie hatte ohne Zweifel eine höhere Punktzahl erwartet.

Finnick Odair - The Hunger Games (Die Tribute von Panem)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt