Kapitel 32

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Zuerst war Ich viel zu verdattert um auch nur irgendwie zu reagieren.

In meinem Gehirn schwebten nur zwei Aussagen, die meine Lage und Gedanken perfekt wieder spiegelten.

Halleluja!

und

Hier sind überall Kameras!

Und im Nachhinein hätte Ich doch vielleicht anders reagieren sollen, anders als Troian entgeistert von mir zu schieben und dann hastig und leicht angeekelt den Mund abzuwischen als hätte mich so eben ein Hund abgeschleckt - ein stark sabbernder Hund.

Dem entsprechend begeistert war ihr Gesichtsausdruck.

Ich versuchte mich aufzurappeln ohne noch mehr Aufsehen zu erregen, obwohl man uns nicht nur zweifelsfrei überall gehört hatte und leises Verhalten eigentlich so was von unnötig war.

Um ehrlich zu sein hatte ich keine Ahnung wie ich reagieren sollte. So tun als wäre nichts? Oder einfach alles überspielen und dann so tun als wäre nichts? Mich hatte noch nie ein Mädchen geküsst.

Und dann, vielleicht wegen einem schlechtem Gewissen, dachte ich an Annie. Wir waren immerhin Freunde - beste Freunde - und nicht mehr, das könnte ich mir gar nicht vorstellen. Doch zweifellos hatte das hier jeder, jeder in ganz Panem gesehen und ich stellte mir die spät abendlichen Zusammenfassungen vor wo ... das immer und immer wieder wiederholt wurde.

Fast sofort schoss mir das Blut ins Gesicht und ich hätte schwören können ich sah aus wie eine Tomate. Nachdem ich Troian aufgeholfen hatte und wir und eine Weile, wenn auch nur sehr kurz, peinlich berührt angestarrt hatten (Gott sei Dank stellte ich fest das sie ebenfalls rot im Gesicht war), machten wir uns auf den weg zurück zu unserem Versteck.

Die Sonne stand fast schon ganz hoch am Himmel, es war vielleicht 10 Uhr, aber das konnte doch nicht sein?

Das erste mal fragte ich mich wie viele Tage ich in der wirklichen Welt  schon hier drin war. Vielleicht zwei? Oder nur einen einzigen? Für mich jedenfalls waren es jedenfalls schon drei.

Troian stampfte hinter mir her, ich wollte sie ermahnen, anschreien was das sollte, doch ich wollte nicht. Plötzlich war es mir wieder egal wenn  sie sterben würde - ihre Schuld - ich müsste mich nicht einmal schlecht fühlen.

Was ist los mit dir Finnick? Schrie mich in diesem Moment mein Unterbewusstsein an. Das war nicht das erste mal das ich so dachte, aber kurz darauf änderte sich diese Meinung auch meistens. Das war wohl normal wenn man in der Arena langsam, aber sicher verrückt wurde.

Ich hörte das Gelächter als unser sicheres Ziel schon in Sichtweite lag.

Hämisches Gelächter.

Das waren die Karrieros, ohne Zweifel. Gekonnt verdrehte ich die Augen, war ja klar das sie uns gehört hatten. Innerlich hätte ich Troian dafür eine reinhauen können.

Sie blieb sogleich auch wie festgewachsen stehen.

"Finnick", flüsterte sie und ich bemerkte das Zittern in ihrer Stimme. Anscheinend wurde ihr jetzt erst bewusst was sie Dummes angestellt hatte.

Es war mitten am Tag, und weit und breit gab es nur einen Fluss, einen Baum, der zufälliger Weise unser Versteck war und sonst - von den höchstens kniehohen Gestrüpp mal abgesehen - nichts aber auch rein gar nichts was uns irgendwie Schutz bieten könnte. Ich spürte die Angst und meine Knie zitterten, fühlten sich an wie Pudding.

Troian neben mir griff nach meiner Hand, zerquetschte sie und quietschte wie ein ängstliches kleines Kind, was sie im Grunde genommen ja auch noch war. Der Gedanke ließ meine Herz noch einmal doppelt so schnell gegen meine Kehle schlagen und ich fühlte mich schlecht.

Finnick Odair - The Hunger Games (Die Tribute von Panem)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt