Kapitel 31

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Verschlafen öffnete ich die Augen. Ja - tatsächlich verschlafen. Ich hatte gut geschlafen - durch geschlafen - und Tag drei in der Arena war angebrochen.

Mein Schlaf musste tief gewesen sein, verhältnismäßig tief, denn es war eine Meisterleistung in der Arena durchschlafen zu können. Trotzdem hatte mich etwas geweckt, als Ich mich wohl nur noch im Handschlaf befunden hatte.

Direkt neben mir lag Troian, Sie schlief auf der Seite und hatte einen ihrer Arme um mich gelegt. Ihre Augen waren fest geschlossen und Ich vernahm das leise rasselnde Geräusch, wenn sich ihre Lungen immer zu mit der heißen und stickigen Luft füllten.

Noch etwas schlaftrunken richtete Ich mich auf. Die Sonne war noch nicht ganz aufgegangen und der Himmel färbte sich rot orange, wie immer zu bei mir zu Hause in Distrikt 4. Bei jedem noch so kleinen Gedanken an meine Familie und meine Freunde (vor allem Annie) verkrampfte sich alles, am liebsten würde ich mich verkriechen und den viel zu weit angestauten Tränen freien lauf lassen.

Aber das ging nicht, natürlich nicht, die Arena war über und über mit Kameras bestückt um jeden noch so kleinen Augenblick, jede Millisekunden, festhalten zu können. Ich durfte keine Schwächen zeigen.

Also stand Ich auf und legte vorsichtig Troians Arm neben Sie. Wenn Sie schlief sah Sie Annie noch ähnlicher und das war fast ein schlimmeres Gefühl, als wenn ich an Mum und Dad dachte.

Ich kletterte den Baum hinunter, bloß nicht nach unten sehen Finnick, aber natürlich tat ich es doch und das war ein ziemlich schwerer Fehler, denn Ich hatte das Gefühl erneut meinen Magen leeren zu müssen.

Gefühlt dauerte es eine halbe Ewigkeit bis Ich endlich wieder festen Boden unter den Füßen spürte. Das schummerige Gefühl in der Magengegend verschwand allmählich und Ich fühlte mich gleich viel besser. Ich war erleichtert und stellte fest das es auch daran lag endlich weg von Troian zu sein - und von Luke. Ich mochte es Leute um mich zu haben, normalerweise, aber in diesem Moment wusste Ich dass es einfacher war allein zu sein, vor allem da diese Zusammenschlüsse nie lange Bestand hatten. Außerdem war das alles hier alles andere als normal.

Der Himmel färbte sich von orange nach blass rosa und Ich stand immer noch im Schatten des hölzernen Riesen. Aber dennoch wollte Ich nicht weg, es gefiel mir - mehr noch: Ich fühlte mich immer noch so wohlig und sicher wie gestern Nacht.

Und zum allerersten mal kam mir der Gedanke, das Ich das hier gewinnen könnte und in diesem Moment waren mir Troian und Luke so ziemlich egal.

Ich setzte ein geheimnisvolles Lächeln auf, welches auch schon bei der Ernte zum Einsatz gekommen war. Ich fühlte mich zurück versetzt zurück zu jenem Tag, der noch gar nicht in allzu weiter Ferne lag. Der Tag an dem mein Leben eine katastrophale Wendung genommen hatte.

Und ich hatte versucht mysteriös und selbstbewusst zu erscheinen - ich musste mein Image wahren, denn es war mir bei all der Aufregung, der Gefahr, der Angst hier in der Arena völlig entfallen.

Auch dachte Ich unentwegt an meine Familie, an Annie, aber was war mit Mags? Hatte ich nicht gerade ihr zu verdanken, dass Ich noch unter den lebenden weilte? Natürlich. Und Ich hatte nie so wirklich daran gedacht.

Würde Mags noch weitere Sponsoren für mich finden? Wollte mich überhaupt irgend jemand sponsern?

Ich sah den Fluss, oder eher das, was noch von ihm übrig war. Der Ausläufer den mir Troian gestern noch als tief und ruhig beschrieben hatte erinnerte eher an einen schlammigen, gammeligen alten Tümpel, auf den zu lange zu viel Sonne schien.

Trotzdem brauchte ich Wasser - und ein Bad. Mein letztes lag zwei Tage zurück und bei diesen Temperaturen war Ich jetzt schon wider völlig nass geschwitzt und mein Hemd klebte unangenehm an meinem Körper.

Finnick Odair - The Hunger Games (Die Tribute von Panem)Wo Geschichten leben. Entdecke jetzt