ꜱᴘɪᴛᴇꜰᴜʟ ʟᴜꜱᴛ || taekook

-04-

pov. Jungkook

Nach dem Essen, was sich wirklich viel zu lang gezogen hatte, war ich ganz schnell in meinem Zimmer verschwunden. Zum Glück konnte ich mich vor dem Abräumen drücken, denn das war wirklich eine Tätigkeit, die ich noch nie gerne gemacht hatte.

Das Essen war eigentlich ganz gemütlich verlaufen. Namjoon und Jin hatten viel von ihrer Beziehung erzählt und waren dabei ganz stolz, dass sie sogar Namjoons Auslandsjahr überlebt hatte. Mein Vater war sehr interessiert daran und auch Jieun erzählte viel von der Zeit in der Jin, vor dem Auslandsjahr bei ihnen eingezogen war, da seine Eltern wohl wirklich schlimm sein mussten. Taehyung und ich sagten die ganze Zeit nicht wirklich was dazu, kommentierten nur manchmal was mit einem kleinen aufgesetzten Lächeln, aber sonst hatten wir nur stumm dagesessen und uns dumme Blickduelle geleistet, die aber im Endeffekt zu nichts geführt hatten.

Jetzt lag ich hier wie ein Seestern auf meinem, endlich fertig zusammen gebauten Bett und versuchte verzweifelt das Bettlaken um die Matratze zu Schlingen. Als Hausfrau hätte ich es wirklich nicht drauf.
Ich drehte mich auf den Rücken und sah genervt raus auf den Balkon. Ich hatte die Glastür geöffnet, damit die kalte Sommerluft ins Zimmer ziehen konnte, sodass ich gleich gut schlafen könnte. Nur leider roch es nicht nach angenehmer Abendluft, sondern nach... Gras?

Verwirrt zog ich meine Brauen zusammen und stand genervt auf um zu der Balkontür zu laufen. Ich schaute um die Ecke und sah Taehyung dort sitzen, welcher einen Joint zwischen seinen Fingern hielt.

Ich musste wieder schlucken. Auch wenn er mich nicht bemerkte, hatte seine Aura jetzt schon wieder auf mich übergegriffen. Aber wie auch nicht, wenn er da in seinem weißen Tanktop saß und den Kopf in den Nacken, an die weiße Hauswand gelehnt hatte und rauchte. Es war wohl für jeden schwulen und jedes Mädchen ein Anblick für die Götter, wie seine tätowierten Arme sich bei jeder Bewegung anspannten.

"Hör auf mich anzustarren Jungkook, komm her, wenn du was abhaben willst", kam es auf einmal von dem Lockenkopf, welcher seinen Kopf zu mir drehte, wobei ich stark zusammenzuckte und fast auf den Balkon fiel, da ich mich nicht mehr an der Wand abstützen konnte.

"T-tut mir leid..", murmelte ich leicht unbeholfen und trat langsam zu Taehyung heran, ließ mich dann neben ihm auf dem Holzboden des großen Balkons nieder. Wieder hatte sich ein leichter rosa Schleier auf meine Wangen gelegt, sodass ich mein Gesicht schnell hinter meinen Händen versteckte, was Taehyung nur rau lachend musterte.

"Du bist wirklich ungeschickt Jungkook, hier nimm", sagte er und hielt mir dann den glühenden Joint vors Gesicht.

Es war nicht so das ich noch nie geraucht oder gekifft hatte, aber mit Taehyung zusammen war es doch irgendwie etwas anders. In meiner alten Stadt war ich oft auf Partys und hatte viele Freunde, gehörte sogar mit zu den 'beliebten' und kiffte oder rauchte fast auf jeder Party, denn nur so konnte ich meine betrunkene Freundin ertragen, die immer übertrieb. Aber anders als hier hatte ich mich in dem Kreis meiner Freunde wohl und sicher gefühlt und so gut fühlte ich mich bei Taehyung noch nicht. Allein sein Blick der gerade auf mir lag, ließ mich wieder erzittern und verunsicherte mich.

Ich wurde immer nervöser und nahm dann einfach den Glimmstängel aus Taes Fingern. Schon lange hatte ich nicht mehr gekifft, weswegen ich sofort nach dem ersten tiefen Zug begann etwas zu husten, was dazu, führte das, Taehyung mich auslachte. War ja klar. Arschloch.

"L-lach nicht so..ich hab schon gekifft, ist nur länger her", murrte ich leicht, als mein Husten langsam abklang und zog ein weiteres Mal an dem Joint. Taehyung zog eine Augenbraue hoch. Er hatte wohl nicht gedacht das ich nicht so unschuldig war wie ich wirkte.

"Das hätte ich nicht erwartet Jeon, gut ab"

Ich verdrehte auf diese Worte hin, nur die Augen und gab Taehyung den Joint, nach einem dritten Zug wieder.

"Ich bin kein unschuldiges Kind. Ich bin 17 Jahre alt und war schon auf viel zu vielen Partys."

Taehyung zuckte mit den Schultern und nahm die letzten Züge von dem Joint. Ich merkte jetzt schon, dass ich etwas chilliger wurde und die Anspannung, die ich wegen Taehyung hatte, klang langsam ab.

"Ich dachte, du wärst so eine elendige schwule Jungfrau mit nem Stock im Arsch!"

Mit offenem Mund starrte ich den Schwarzhaarigen an. Ich hatte Leute, mit einer so offenen Art, nicht oft um mich, je nachdem war das gerade ziemlich neu für mich. Und eine schwule Jungfrau? Sowas sah er in mir?

"Ich bin nicht schwul und auch keine Jungfrau! Ich bin seit einem Jahr in einer Beziehung Idiot", murrte ich und drehte beleidigt meinen Kopf von Taehyung weg.

Mein Körper bebte, als ich Taehyung raues Lachen vernahm. Dieser Junge löste irgendwie etwas in mir aus, was sich eigentlich gut anfühlte, aber ich hatte eher Angst vor diesem Gefühl. Es war einfach komisch.

"Nicht schwul? So wie du mich den Tag über angestarrt hast, dachte ich, du würdest mich in jeder freien Sekunde am liebsten anspringen und um meinen Schwanz betteln~"

Entgeistert riss ich meinen Kopf zu ihm rum und schüttelte stark mit diesem, während mein Herz dolle gegen meine Brust klopfte. Was sagte dieser Typ nur. Was ist falsch bei ihm? Seine Worte ließen mich wirklich sehr unwohl fühlen, weswegen ich mich mit verschränkten Armen aufrichtete.

"Ich bin ganz sicher nicht schwul! Bilde dir so viel ein wie du willst, aber lass mich aus deinen ekelhaften Gedanken raus", zickte ich und stampfte dann von dem Balkon und zog meine Glastüre zu.

Sofort griff ich nach der Fernbedienung der Jalousien, für die großen Fenster und ließ sie herunterfahren. Wie dieser Typ mich aufregte. Wir kannten uns nicht mal einen Tag und dann redete er so über mich. Was dachte er sich?! Ich war wirklich sauer. Eigentlich wollte ich heute ganz entspannt ins Bett gehen, aber Taehyung hatte es mir versaut.

"Er ist wirklich ein Arsch Coco..", begann ich mal wieder mit meinem Kaninchen zu reden, welches in der Ecke rechts von meinem Bett neben dem kleinen Panorama Fenster meines Zimmers, in seinem großen Stall saß und seine Karotte mümmelte.

"Ich hoffe das..sich das hier irgendwie ändert, sonst ziehen wir aus..", murmelte ich und strampelte meine Jeans von meinen Beinen, ehe ich mich auf das weiße Laken legte und die dunkelgraue übergroße Decke über mich zog.

Als ich meinen Kopf in die Kissen gekuschelt hatte, checkte ich noch schnell mein Handy und stellte mir einen Wecker. Neben den vielen Nachrichten von meinen Freunden, die fragten wie ich angekommen war, antwortete ich auch noch Yuna, welche ich vergessen hatte anzurufen, ehe ich mein Handy auch schon weglegte und an die weiße, schön verzierte Decke meines Zimmers starrte.

Irgendwie versuchte ich einzuschlafen, aber die Bedenken an meine neue Schule waren zu groß. Ich überdachte wieder alles viel zu viel. Namjoon, Jin und auch Taehyung gingen ja schon länger auf die Schule, also wäre ich der einzige Neue und dazu kam ich auch noch an einem Donnerstag neu dazu. Also mitten in der Woche.

Ich hatte wirklich das große Los gezogen..