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pov. Jungkook

Müde und total fertig saß ich mit Jimin in seiner kleinen Küche. Nach gestern Nacht hatte ich keine Lust gehabt nach Hause zu gehen oder irgendeiner meiner Stiefbrüder oder Seokjin zu treffen. Ich hatte schon fast Angst ihnen zu begegnen, vor allem Taehyung. Er hatte gestern einen Menschen getötet, ihn einfach totgeschlagen und ich hatte zugesehen. Es war wirklich traumatisierend, das ganze Blut, was wortwörtlich an seinen Hemden klebte, wirkte fast schon surreal.

Ich lag sicher die ganze Nacht über wach. Während Jimin relativ müde neben mir in seinem großen Bett eingeschlafen war, habe ich kein Auge zugetan. Das Geschehen des Kampfes huschte sofort an meinem inneren Auge vorbei, sobald ich die Augen schloss, in der Hoffnung endlich etwas Ruhe und Entspannung zu finden.

Es war ungefähr 13Uhr, Sonntag. Das hieß heute würden mein Vater Sucher zu Hause sein und ich machte mir jetzt schon Gedanken, ob ich ihm von allem erzählen sollte, denn ich hatte wirklich Angst.

"Willst du noch?", fragte Jimin leise und schob mir die Schüssel mit Chicken-Nuggets zu, welche wir uns ganz gesund zum 'Frühstück' gemacht hatten. Ich nickte leicht und griff einen der knusprigen Dinger, um ihn dann in den Ketchup zu denken, welcher mich sofort wieder an das Blut erinnerte, was gestern Nacht durch den ganzen Ring gespritzt war.

"Ich kann nicht aufhören an diese scheiße zu denken..", seufzte ich leise und raufte meine Haare. Das machte mich einfach alles so fertig, ich wollte am liebsten schlafen und für Tage nicht aufwachen.

Jimin atmete einmal stark durch, bevor er sich noch einen Nuggets zwischen die Lippen stopfte.

"Dann reden wir jetzt über etwas, um uns beide abzulenken, mir geistert das alles auch immer noch im Kopf herum", sprach er und grinste dann leicht, lehnte sich auf dem schwarzen Lederstuhl, die in seiner hellen, mit Pflanzen vollgestellten Küche, am Esstisch standen.

"Wo hast du vorher gelebt?"

"Ich komme eigentlich aus Busan, aber mein Vater und ich mussten da wirklich raus, nach der Trennung von meiner Mutter", erklärte ich ihm und wieder einmal kam ein nicht toller Gedanke in meinem Kopf, nämlich einer an meine Schlampe von Mutter.

"Echt? Ich habe auch dort gewohnt", kichert Jimin auf einmal, wobei ich verblüfft meine Augenbraue hochzog. Warum kannte ich Jimin denn dann nicht von früher oder so?

"Ich hab mit meiner Mutter da gelebt, bis sie sich umgebracht hat..", nickte Jimin mir entgegen, wobei sein Ausdruck etwas trauriger wurde. Wir hatten wohl beide kein Glück mit unseren Müttern gehabt..

Ich rückte mit meinem Stuhl zu Jimin ran und legte meinen Arm um seine Schulter um ihm etwas geistigen Beistand zu geben.

"Na dann erzähl mal Chim", lächelte ich, da er so aussah als würde er drüber reden wollen und als er begann zu erzählen, wusste ich das ich mit meiner Vermutung wohl richtig lag.

"Sie hat mir die Schuld in ihrem ach so netten Abschiedsbrief gegeben. Danach bin ich hier hingezogen, zu meinem Vater, den ich bis dahin gar nicht gekannt hatte, weil ich wohl ziemlich ungewollt war. Na ja er lebt jetzt mit seiner neuen Freundin und meinem Halbbruder in einem schönen großen Haus und ich habe zu meinem siebzehnten die Wohnung von ihm bekommen, damit er mich nicht länger am Hals hat. Unsere Vater-Sohn Beziehung ist okay.. Würde ich mal sagen. Wenigstens will er mich nicht aufschlitzten wie meine gestörte Mutter", beendete Jimin seine Geschichte und zog seinen Hoodieärmel hoch, wobei eine lange dünne Narbe an seinem Oberarm zum Vorschein kam, welche von einzelnen Tattoos bedeckt wurde.

Ich drückte ihn sofort enger an mich und sagte einfach gar nichts. Mitleid wäre hier sicher sehr fehl am Platz. Ich strich langsam über die dünne Narbe, die zum Glück die einzige an seinem Arm war. Sie war mir schon als wir shoppen waren aufgefallen, aber ich wollte Jimin da nicht drauf ansprechen, da wir beide echt gute Laune gehabt hatten.

Jimin zuckte leicht mit den Schultern und sah zu mir auf. "Jetzt kennst du meine Geschichte. Wie ist deine?", fragte er und legte seinen Kopf dann aufmerksam auf meine Schulter.

Ich brauchte ein paar Minuten und saß einfach nur stumm da. Ich hatte noch keinen meiner alten Freunde wirklich alles erzählt, weil die Freundschaften eher oberflächlich und in der Schule präsent waren, aber bei Jimin fühlte ich mich wohl und Ich wollte mich ihm öffnen, so wie er es auch gerade getan hatte. Ich vertraute ihm.

"Na ja.. Ich denke meine ist gar nicht so krass. Meine Mutter war halt ne ziemliche Schlampe und hatte neben meinen Vater zehntausend Beziehungen am Laufen. Ich war nicht mal ihr einziges Kind. Ich hatte aber schon immer das Gefühl, dass ich ihr gar nicht so wichtig war, deswegen war es nicht so eine Überraschung als alles rauskam, aber mein Vater hat es sehr belastet. Für mich war es gar nicht so schlimm das meine Mutter dann abgehauen ist, mir hat es aber wirklich weh getan meinen Vater so zerstört zu sehen. Er war immer mein Held und so unfassbar stark..und dann saß er auf einmal jede Nacht weinend im Wohnzimmer.."

"Oh Mann..das ist wirklich scheiße", murmelte Jimin und strich mir vorsichtig über meine Wange, an der immer noch eine kleine Narbe von meiner Mutter war, als sie mich wie immer mit ihren vielen Ringen an der Hand geschlagen hatte, aber das musste ich Jimin ja nicht unbedingt erzählen.

"Aber du verstehst dich doch min Jieun gut, oder? Und dein Vater ist doch auch glücklich mit ihr nicht?", fragte Jimin nun und sofort nickte ich.

"Ja Jieun ist wirklich eine super liebe Person und jetzt schon eine bessere Mutter, als meine eigene je war. Auch wenn es für mich eine Riesen Umstellung war das mein Vater auf einmal mit einer anderen Frau ankam, die durch ihre aufgedrehte Art irgendwie sehr verrückt wirkte, habe ich sie echt schnell liebgewonnen. Mein Vater liebt sie und wünscht sich das wir alle eine Familie werden..aber ich hab keine Ahnung wie das nach Gesten noch gut gehen kann.."

Jimin verdrehte leicht lachend die Augen. Stand dann auf. "Das wird schon Kookie. Ich wünsche dir auch echt eine normale Familie. Es wird sicher schwer mit so Stiefbrüdern, aber vielleicht war das...ja gestern alles nur ein Missverständnis", meinte er, wobei ich ihn nur mit einem 'dein Ernst Blick' ansah, was ihm nur wieder ein leichtes Lachen entnahm.

Gerne würde ich glauben können, dass das gestern alles gar nicht so schlimm war wie es aussah, aber ich konnte es einfach nicht. Es waren zu viele Komponenten die mir einfach nur Angst und sorgen machten. Vor allem hatte ich ein schlechtes Gewissen meinem Vater gegenüber, welcher wohl von nichts wusste.

Die Sorgen wurden größer,als plötzlich mein Handy klingelte und der Name meines Vaters auf denBildschirm erschien. Ja Super..

ꜱᴘɪᴛᴇꜰᴜʟ ʟᴜꜱᴛ || taekookWo Geschichten leben. Entdecke jetzt