Minax
Ich stolperte und ignorierte die hasserfüllten Blicke der Magier. Es war ein Glück, dass ich die Tochter von einem Magier war, der mich duldete.
Andere Halblinge hätten schon längst ihre letzten Sekunden zählen können.
Ich bin ein Halbling.
Meine Mutter war ein Mensch und mein Vater verliebte sich in sie. Sie sich ebenfalls in ihn. Sie waren glücklich und gebaren mich. Ich wurde als Halbling geboren.
Doch als man davon erfuhr, drohte man meinem Vater. Wenn er meine Mutter nicht töten würde, würden sie mich umbringen. Nicht nur das. Er würde mir großer Wahrscheinlichkeit auch sterben.
Ich war ein Jahr alt, als ich mich also hilflos an der Hose meines Vaters klammerte und zusah, wie meine Mutter zu Eis zerfror. Magier hatten geklatscht. Und ich hatte geweint.
Nach diesem Ereignis wurde mein Vater kalt. Er wurde erbarmungslos und abweisend.
Er wurde wie SIE.
Mein Vater behielt mich, zog mich aber gehässig groß. Er kümmerte sich nicht, wenn ich fast zu Tode geprügelt wurde oder beschützte mich nicht, wenn ich als Halbling beschimpft wurde.
Und dann, mit sechzehn, werde ich am Leben gelassen, aber wie eine Sklavin behandelt. Mein Vater zieht sich zurück, ich bekomme ihn kaum noch zu Gesicht. Es ist als hätte er eine Mauer aufgebaut, die ich nicht brechen kann. Jeden Tag muss ich mit dem gleichen Schmerz leben.
Ich lief weiter, um den Boden zu schrubben. Eine junge Frau kam vorbei, betrachtete mich abschätzig und fragte wahrscheinlich, wer oder was ich war. Ein Halbling! Hätte ich fast geschrien, aber mein Mund blieb geschlossen. Es würde eh keinen Sinn machen. Ich starrte die Frau an, die hinauslief und Erde vor mir verteilte. Danach spuckte sie vor meine Füße und stolzierte davon.
Ich knirschte mit den Zähnen. Am liebsten hätte ich sie in die Luft gehoben und zugesehen, wie sie schmerzhaft zurück auf den Boden fällt. Doch das darf ich nicht...
Ich muss hier weg! Ist der Gedanke, den ich wieder mal hegte. Ich schaute sehnsüchtig auf das Tor. Wie gerne würde ich als Magierin rausgehen und nie mehr zurückkommen. Doch ich bin ein Halbling. Aber irgendwie kam mir dieser Gedanke gerade nicht in den Sinn. Ich rutschte vom Dach herunter, wo ich drauf gesessen hatte und lief los.
Mit meiner Halbling Telikenese Fähigkeit hob ich mich selber in die Luft und landete unsanft auf der anderen Seite.
Ich blickte nicht mehr zurück. Die Liebe zu meinem Vater war schon lange gestorben. Und so wie es sich all die Jahre angefühlt hatte, liebte er mich auch nicht mehr.
Ich wusste nicht wie lange ich gelaufen war, aber die Sonne verschwand langsam hinter dem Horizont und ich keuchte vor Erschöpfung.
Plötzlich sah ich einen Wagen in der Ferne. Mein einziger Gedanke war: Lauf weg! Doch ich bewegte mich nicht. Es war als hätte Magie mich am Boden festgehalten.
Meine Beine fühlten sich auch immer schwerer an. Es war, als würden Gewichte mich zu Boden ziehen.
Hatte vielleicht doch ein Magier seine Fäden am Spiel und ich war sein hilfloses Opfer?
Schweiß rann mir den Rücken hinunter. Der Wagen war nur noch Meter entfernt.
,,Hey!" Riefen mir Jungen in meinem Alter zu. Ich antwortete nicht. Würden sie mit dem ersten Blick herausfinden, dass ich ein Halbling war?
,,Wer bist du?" Fragten sie fröhlich weiter. ,,Niemand." Krächzte Ich leise.
,,Steig auf." Bot mir einer mit einem grinsen an und ließ kleine Funken auf seiner Hand tanzen.
,,Also... Du bist ,Niemand', richtig?" Fuhr der Junge der fuhr fort. Ich nickte kurz. ,,Und was machst du hier?" Ich starrte ihn an.
Ein anderer Junge klopfte meinen Befrager auf die Schulter. ,,Lass sie. Das kannst du für dich behalten. Willst du mitfahren?" Mein Körper reagierte ohne Kontrolle und nickte stürmisch.
Als wir ankamen, wurden wir von Kindern begrüßt und einem alten Mann. Er hatte nur noch wenige Zähne und kam gebückt auf uns zu.
,,Da seid ihr ja wieder!" Flüsterte er schwach und hob den Finger. Er zeigte auf mich. Er schien erfahren zu sein. Würde er erkennen, dass ich...
,,Wen habt ihr denn da mitgebracht?" Sprach er heiser weiter.
,,Sie heißt Niemand. Wir haben sie am Rand des Weges gefunden." Erklärte der Junge mit den Funken. Ich hatte gar nicht bedacht, dass ich mit einem Feuermagier und bestimmt anderen Magiern eingestiegen war.
Langsam spürte ich den Tod, der sich in meine Gedanken frass und mir nicht mehr aus dem Kopf ging.
,,Komm mal her Kind." Befahl der Alte. Ich gehorchte automatisch. Er tat seine zittrige Hand auf meine Stirn und ich fühlte angenehme Wärme. So als ob ich vor einem Kamin Feuer säße.
,,Du hast viel Wut und Trauer in dir... Du bist eine Magierin. Aber auch nicht... Du hast Angst..." Murmelte der Mann vor sich hin und ließ seine Hand sinken. ,,Du hast deine wahren Kräfte noch nicht erkannt Halbling. Und ich werde dich beschützen." Hauchte er, sodass nur ich es hörte. Danach sagte er so laut er konnte: ,,Sie ist eine Magierin, aber hat noch ihre Kräfte nicht entdeckt." Ich sog erleichtert Luft ein. Er war ein Mann, der akzeptierte, wer ich war. Und er wusste, dass ich nicht wollte, dass niemand von meiner wahren Natur erfuhr. Wahrscheinlich wusste er sogar.den Schmerz, den ich gefühlt hatte. Er wollte mich einfach beschützen, dass niemand erfährt wer ich bin. Er wollte mich also wie sein eigenes Kind behandeln.
Und alle grölten vor Jubel laut auf. Ich lächelte das erste Mal seit all den quälenden Jahren und schloss mich ihrer Freude an.
DU LIEST GERADE
Deadline for Humans
FantasyDie Ära der Menschen ist vorbei: Magier erheben sich wieder und rächen sich für die Opfer der Hexenverbrennung. Der Anführer: Lucius Mainheart. Ob er gestürzt werden kann und das Gleichgewicht der Welt wiederhergestellt werden kann? Niemand kann es...