Erklärungen

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Lilly Smith
Ich hatte Lucius erst perplex angesehen, als er mich umarmte und mir zuflüstere, er liebe mich noch. Ich war mir sicher gewesen, ich könnte ihn hassen dafür, dass er unschuldige Seelen in Phiolen eimgesperrt und hat und ihnen das Leben genommen hat. Doch ich kann es einfach nicht.
,,Aber es wird niemals mehr so sein wie zuvor, oder?" , frage ich ihn. ,,Es wird besser als zuvor. Wir können unser Leben wieder anfangen! Wir können wie früher..." Lucius scheint in Erinnerungen zu schwelgen.
,,Vielleicht.", sage ich und stehe wackelig auf. Lucius stützt mich zu der Tür. ,,Ich will, dass du siehst, wo ich arbeite." Lucius meint es sicherlich als Angebot, aber trotzdem hört es sich wie ein Befehl an. Ich lächle leicht und nicke kurz. Ich würde ihn begleiten.
Wir überqueren das Schulgelände der Elite Akademie Argun. Früher war es ein Rathaus gewesen, dass an einer Kirche anknüpfte. Jetzt ist es eine Schule für Schüler, die mit exzellenten Abschluss wieder zurück nach Hause kommen.
Lucius führt mich zu seinem Büro. Ich spüre, dass Lucius Aufregung mir alles zu zeigen real ist. Doch was, wenn es doch alles gespielt ist? Ich verwerfe den Gedanken. Nein. Später kann ich über Lucius nachdenken. Doch jetzt sollte ich alles genießen. Oder?
,,Das ist mein Büro.", unterbricht er meine Gedanken. Ich lasse meinen Blick über den Raum schweifen. Ein Samt-roter Sessel steht abseits von allen Möbeln neben einer hölzernen Türbogen. Eine Schlange wendet sich über dem Bogen und Ranken bahnten sich wie sie den Weg nach unten bis zum Ende der Holztäfelung.
,,Was ist dort?", frage ich Lucius.
,,Die Bibliothek.", antwortet er mir und übernimmt die Führung in den nächsten Raum hinein.
Ich staune. ,,Der Raum ist mit einem...", fängt Lucius neben mir an, doch ich beende den Satz fasziniert: 
,,Räumlichkeitszauber vergrößert worden." ,,Woher..." Ich lächele leicht. ,,Ich hatte viel Zeit zu lesen und mich einzugewöhnen als... Magierin."
In meinen Gedanken fügte ich noch hinzu: ,Weil du nicht gekommen bist.'
Ich schüttele den Gedanken ab und streiche über die Buchrücken. Er hat soviel gesammelt... ,Ohne mich.', flüstert mir eine Stimme in meinen Kopf zu um das schöne Gefühl zu zerstören.
Ich schaue mich weiter um. Früher, als alles noch wie immer war, wollten wir eines Tages eine Bibliothek eröffnen. Jeder sollte willkommen geheißen werden. Doch das... Waren nur vergangene Ereignisse...
,,Dort sind Mythen und Geschichten über die Vergangenheit.", weist mich Lucius weiter ein und zeigt auf ein Bücherregal in meiner Nähe. Neugierig nähere ich mich und nehme eines der Bücher heraus.
,,Seelenräuber...", lese ich laut vor und beobachte Lucius angespannt. Er sollte sich nicht mehr erinnern...
,,Sie sind ausgerottet.", sagt Lucius. Ich kann es nicht mehr aushalten und konfrontiere ihn über sein früheres Leben: ,,Du warst ein Seelenräuber und stahlst Menschen und Magiern ihre Seele! Was glaubst du macht dich das?" Ich flüstere den letzten Satz nur noch.
,,Ich konnte nicht anders.", antwortet Lucius tonlos. ,,Du erinnerst dich?", frage ich verwundert.
Lucius lachte kurz auf. ,,Ob ich mich erinnere? Normalerweise nicht. Wenn die letzte  Seele die ich stahl nicht eine verfluchte gewesen wäre, würde ich mich an nichts erinnern. Denkst du ich will in die Zeit zurück?" Er starrt mich verletzt an. Er bereut es? Er bereut es, tausende, unschuldige Seelen gestohlen zu haben? ,,Man nannte mich dem Grim Reaper. Auf jeden Fall in englischsprachigen Ländereien. In Deutschland Seelendieb und in Frankreich débiteur."
Ich kann ihn nur weiter anstarren.
,,Wieso... Bereust du es?", hake ich nochmal nach. Lucius scheint sich wie ein Kind zu fühlen, das beim stehlen ertappt worden war. ,,Weil wir uns auch ohne Fähigkeiten verliebt hätten. Oder?" Er guckt mich schuldbewusst an. ,,Ja. Ich denke schon.", presse ich hervor. Ich weiß nicht, wie ich reagieren sollte. Mit einem räuspern zwänge ich mich aus der erdrückenden Situation heraus und spüre Lucius gekränkten Blick auf mir haften. Vorsichtig drehe ich mich um. Ich fühle mich, wie als hätten wir unser erstes Treffen gehabt. Wie ich mit durcheinander gewirbelten Gefühlen auf Lucius am Brunnen gewartet hatte und er meine Hand genommen hatte. Wie unser erstes Kuss stattgefunden hatte. Wie wir uns in die Augen geschaut - Und verliebt hatten.
Lucius nimmt meine Hand und drückt sie fester. ,,Ich brauche nur etwas Zeit, denke ich.", murmele ich ihm zu und er nickt langsam. ,,Ja. Ich auch." Wir wechseln noch unsichere Blicke, dann lässt Lucius meine Hand los. Die vertraute Wärme verschwindet. Sowie auch Lucius aus meinem Blickfeld.

Deadline for HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt