Wieso

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Neno
Ich weiß nicht, wieso der Habling mich nicht verraten hatte. Mein Nein war eine Lüge gewesen. Und er hatte ebenfalls gelogen. Ich hatte gespürt, dass sein Geist in mich gedrungen ist. Vielleicht hat er sich an seine Eltern erinnert und mich mit Red gesehen? Vielleicht hatte ihn die Beziehung von Red mit mir erregt?
Ich fuhr mir nachdenklich durch mein Haar und traf meinen Freund auf dem Gang. ,,Wie war's?" Fragte er zögerlich. ,,Okay." antwortete ich.
,,Komm, wir fliegen eine Runde ums Schulgebäude rum." Schlug er vor und ich bejahte seine Vorschlag.
Über dem Schulgebäude kreisend, wie ein lauernder Geier, machte mein Freund einen urplötzlichen Sturzflug. In seinem Profilkurs F.K/A hatte er auch noch diese angeberische Pirouette mitten im Sturzflug gelernt. In meinem Profilkurs A/K.S.S lernten wir so etwas nicht. Man konzentrierte sich da eher auf die Gestalt, in die man sich am besten verwandeln kann.
Ich verfolgte den Seekopfadler bis er knapp vor dem Boden sich wieder in die Lüfte schwang und kehlig lachte.
,,Das macht immer wieder Spaß." Freut er sich und ich zeige ihm ein paar Kunststücke. Aber sie würden niemals seine übertreffen, da war ich mir sicher. ,,Also erzähl mal... Was ist genau passiert?" Warf mein Freund wieder ein. ,,Also... Du weißt ja schon, dass ich mich in einen Menschen verliebt habe oder?" Fing ich an und der Seekopfadler versuchte ein nicken nachzuahmen. Ich schüttelte mich vor Lachen. Und erzählte ihm alles.
,,Sie heißt Red? Einfach nur Red?" Fragte er, nachdem ich beendet hatte.
,,Ja." Ich landete und verwandelte mich in einen Luchs. Das tat ich immer, wenn ich nachdachte.
Mein Freund glitt neben mir her.
,,Okay. Triff sie." Schlug mein Freund vor und wäre er in dem Moment ein Mensch gewesen, hätte er auffordernd gegrinst. Ich ließ den Kopf hängen, bevor ich ihm ergeben in die Augen guckte. ,,Gut. Aber niemand darf davon wissen, verstanden?" Ich knurrte zum besseren Verständnis.
,,Klar." Mein Freund verwandelte sich entspannt wieder zurück und ich tat es ihm nach. ,,Gut. Falls jemand heute Abend nach mir fragt..." ,,Erfinde ich eine Ausrede, schon verstanden Neno."
Als ich am Abend in den Wald ging, wartete schon ein Feuer auf mich.
,,Hey." Begrüßte ich sie und Red zuckte zusammen. ,,Ich bin es nur." Beschwichtigte ich und kam näher.
Für längere Zeit starrten wir nur in die Flammen, ab und zu warf Red einen Stock rein...
Irgendwann hielt ich es nicht mehr aus.
,,Also... Ich habe dir was mitgebracht." Verkündete ich stolz.
Ihre Augen leuchteten, was in mir ein kribbeln verursachte. Langsam zog ich das eingepackte Geschenk aus dem Schatten der Nacht hervor und zeigte es ihr. Aufgeregt packte sie es aus.
Ein breites Lächeln auf ihren Lippen drehte sie sich zu mir um und hielt den Pullover wie ein wertvoller Schatz in die Höhe. Sie schien sprachlos zu sein. Red kam näher, meine Wangen brannten wie echtes Feuer. Ihr Gesicht war nah, Ich konnte sogar ihren Atem hören.
Mein ganzer Kopf rief nach einem Kuss, aber es kam nicht so wie ich es mir vorgestellt hatte: Sie umarmte mich fest. ,,Danke." Ich war noch immer überrumpelt, dass sie mich erstens nicht geküsst hatte und zweitens Danke sagte. ,,Gern...Gern geschehen." Stotterte ich. Sie packte weiter aus und entdeckte die Kette, die ich ihr noch schnell gekauft hatte.
,,Der grüne Anhänger verändert seine Farbe. Wenn er dunkelrot leuchtet, ist ein Magier in der Nähe. So hast du genügend Zeit um wegzulaufen oder so." Erklärte ich. ,,Und der da?" Fragte Red neugierig. Neben dem Anhänger gab es noch ein Silber Medallion, das man leicht öffnen konnte.
,,Schau rein." Red öffnete das Medallion. Dort drinnen befand sich ein Tiger der sein Maul öffnete und mit einem Menschen verschmolz.
,,Was bedeutet das?" Fuhr Red mit ihren Fragen fort. ,,Sagen wir mal so: Es soll dich daran erinnern, dass du stark bleibst." Umschrieb ich es, um ja nicht zu erwähnen, dass der Tiger meine Hauptgestalt in meiner Verwandlung war und ich er war. Sie war der Mensch, der mit ihm verschmolz.
Red hob ihre Haare hoch, damit ich ihr die Kette um den Hals legen konnte. Sie lächelte mich glücklich an.
,,Du bist wirklich anders Neno." Ich erwiderte Ihre Worte mit einem Lächeln und rückte näher an sie. Wie lehnten einander und ich vergaß alles um mich herum. ,,Neno?" Flüsterte sie durch die Dunkelheit. ,,Ja?" ,,Kannst du kurz bleiben?" Bat sie mich. Ich nickte stumm. Wieso kam es es hierzu? Wie kam es hierzu? Bin ich wirklich verliebt? Werde ich noch sterben, weil ich das tue? Wird Red sterben?
Mit diesen Fragen drehte ich meinen Kopf zu ihr. Ihr Atem ging ruhig.
Sie war eingeschlafen...
Ich wachte durch die Sonnenstrahlen auf, die durch die Blätter schienen.
Red war anscheinend schon wach, weil ich alleine auf dem Boden lag. Nun müsste es Samstag sein.
,,Neno!" Hörte ich jemanden rufen und sofort war ich hellwach. Mein Freund ging auf mich zu und half mir auf. ,,Und wie war dein Date?" Flüsterte er mir verschwörerisch zu und ich verließ mit ihm zügig die Lichtung, bevor ich antwortete: ,,Toll." Er lachte kurz, dann fuhr er mich zurück zur Schule.
Wir sehen uns noch Red. Und meine Sorgen werden schon nicht in Erfüllung gehen...

Deadline for HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt