Gruppe 1

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Neno
Ich lief mit der Gruppe 1 in den Wald. Ich war ausgewählt worden! Hinter mir keuchte aber auch Tim. Wieso war dieser Waschlappen mit dabei?
,,Mach mal schneller." Forderte ich ihn auf. ,,Kann nich..." Keuchte er zurück.
Ich seufzte genervt und beschleunigte meinen Schritt. Gespräche mit Losern konnte ich nicht gebrauchen...
Als ich mit Tim, der trotz dem Aufruf verschiedene Wege zu gehen bei mir blieb durch den Wald lief, hörte ich ein rascheln. Ein Lebewesen.
Vielleicht einer aus der Gruppe? Ich schlich dem Geräusch nach. Tim folgte mir. Scheiße. Der würde alles verderben. Plötzlich spürte ich einen Luftzug. ,,Ein Pfeil!" Alarmierte Ich Tim automatisch und duckte mich. Tim schaffte es nicht. ,,Geh ohne mich." Ächzte er nun auf dem Waldboden.
Ich war verwirrt. Gefühle wirbelten in mir herum. Ich machte mir Sorgen um ihn. Und ich hatte keine Heilkräfte.
Angespannt versuchte ich den Angreifer auszumachen. Doch ich konnte nichts entdecken.
Zur Recherche zog ich den Pfeil aus Tims Körper heraus und inspizierte ihn. Ein Giftpfeil. Die Spitze war voller Gift und bohrte sich gleichzeitig tief in den Feind. Tims Wunde war in der Nähe des Herzens. Sein Hemd war schon Blut durchtränkt und ich hörte seine schweren Atemzüge.
Ich sollte kein Mitleid haben. Meinen Kameraden liegen lassen. Mit dem Pfeil in der Hand rannte ich davon, Tränen in den Augen, die als ich stoppte, zum Glück versiegten.
Ich hatte gesehen wie jemand vor meinen Augen veblutete und starb. Ich verfluchte mich selbst. Und nahm etwas wahr. Das Etwas war ein Mensch. Bald würde es ein Abschaum weniger sein.
Doch bevor ich angreifen konnte, drehte der Mensch sich um. Nein. Es war Red. Ihr Gesicht zeigte blanke Angst und Entsetzen.
,,Was ist los?" Fragte ich sie. ,,Lauf." Hauchte sie fast nur und ich machte einen Entschluss. Bestimmt verfolgte sie jemand aus der Gruppe.
Also verwandelte ich mich in ein Pferd und Knickste, damit sie es einfacher hatte. Hektisch stieg sie auf und ich trabte los. Ihr erleichtertes Lächeln brachte mich zum wiehern.
Red legte nach gefühlten Stunden ihren Kopf auf meinen Hals und strich durch meine Mähne. ,,Du bist wunderschön." Bemerkte sie und ich schnaubte glücklich. Aber sicherlich meinte Red das nur in meiner Tiergestalt.
Meine Pferdeohren fingen an hin und her zu zucken. Jemand folgte uns. Das beliebteste Mädchen des Internates.
Ein Pfeil flog haarscharf an Red's Schläfe vorbei. Sie duckte sich beim nächsten. Aus ihrer Tasche holte sie die Pistole und drückte ab.
Ein Schuss ertönte, dann Stille. Keine Pfeile folgten. Anscheinend war sie tot.
Red lächelte aufmunternd und ich wurde im Inneren tomatenrot.
Irgendwann hielt ich an und sie stieg ab. ,,Danke Neno." Murmelte mein Schwarm. Schwarm? Neno, reiß dich zusammen! Ich verwandelte mich zurück und ließ mich auf den blätterbedeckten Boden fallen.
,,Komm." Bot ich ihr einen Platz neben mir an. Erst schaute sie nachdenklich, Red war es ja gewöhnt jeden Tag hinterhältige Tricks durchschauen zu müssen. Als Mensch.
Doch dann setzte sie sich neben mich.
,,Bist du alleine hier?" Fragte ich Red.
,,Ja. Ihr habt meine Familie getötet."
Als sie das sagte, dachte ich, mein Herz würde stehenbleiben.
,,Sorry." Murmelte ich leise und sie zupfte an ihren dreckigen und nassen Klamotten. Ihr. Wir Magier hatten ihre Familie ausgelöscht. Eleminiert. Getötet und Ermordet. Und sie hatte überlebt.
,,Gibt es mehr von euch?" Rutschte es mir unabsichtlich raus und sie zog sich langsam zurück.
,,Was?" ,,Vergiss es. Bitte." Versuchte ich es wieder zu vergessen, aber sie rappelte sich auf und rannte los. Ich tat es ihr gleich.
Aber das 'Adrenalin' der Menschen gab ihr die Beschleunigung die so brauchte. Der Abstand wurde größer.
Ich verwandelte mich in einen Gepard und preschte Red hinterher.
Ich sah sie laufen. Etwas brodelte in mir. Ich fühlte mich plötzlich stark. Und wollte töten. Wollte meine Beute zerfetzen. Ihr den Rest geben und die Mahlzeit genießen.
Killer Instinkt, hatte mein Lehrer gesagt. Sie wollten, unseren Killer Instinkt wecken. Damit wir gnadenlos werden. Und nicht zögern...
Ich machte mich zum Angriff bereit. Jeder Muskel war angespannt. Und ich sprang. Wir kugelten einen Hang runter, ich auf Red drauf, meine Krallen waren tief in ihrem Fleisch. Eine Blutspur folgte uns bis nach unten.
Wir standen beide gleichzeitig in unserer 'normalen' Gestalt auf und traten voneinander weg.
,,Wieso habe ich dir vertraut?!" Stellte Red laut in Frage. ,,Es ist nicht so..."
,,Ja ja, sag das doch mal den Elementebändigern, die meinen Bruder, meinen Vater und meine Mutter umgebracht haben!" Brüllte Red mit letzter Kraft.
Als sie zusammenbrach, weil der Blutverlust zu groß war, blickte ich in ihr Gesicht. Enttäuschung.
Sie war enttäuscht, von sich und von mir, da sie mir vertraut hatte.
Ich hielt ihren kraftlosen Körper nun in meinen Händen und bekam Angst. Was würde Tim tun?
Blutung stoppen. Mund zu Mund Beatmung. Stand auf jeden Fall so in den Büchern der Menschen.
Ich legte Red auf das Gras und riss mein T-Shirt auf. Kurze Zeit später färbte es sich auf den Wunden rot.
Ich platzierte meinen Kopf ungeschickt über ihren und berührte mit meinen Lippen den Mund.
Gerade war keine Zeit für dumme Gedanken, aber der Gedanke an einen Kuss ließ sich nicht abwimmeln.
Ich schüttelte den Kopf als ich nach Luft schnappte und den Vorgang wiederholte.
Scheiße war ich schlecht! Was wenn sie nicht wieder aufwachen würde? Sterben würde? Nein. Das durfte ich nicht zulassen. Irgendwas musste ich tun können verdammt!
Ich nahm meinen ganzen Mut zusammen und holte aus.
Meine Faust landete genau auf ihren Brustkorb. Das täte bestimmt weh... Schwitzend beobachtete ich Reds Brustkorb. Los! Heb und senk dich!
Wütend und müde legte ich mich neben sie. Hätte ich Red nur in unserer ersten Begegnung getötet. Dann wäre all das nie passiert.
Und in diesem Moment fing Red an zu Husten. Speichel verteilte sich auf ihren Klamotten.
Ich verzog mein Gesicht zu einer Grimasse, um nicht überglücklich und wie ein Honigkuchenpferd zu lachen.
,,Du lebst." ,,Ich... Ja." ,, Frieden?" Fragte ich hoffnungsvoll.
,,Okay." Flüsterte Red. ,,Okay." Wiedetrholte ich.
Eine Trompete unterbrach uns. ,,Ich muss los." ,,Morgen." Sagte Red und zwang sich zu einem flüchtigen Lächeln. ,,Morgen."

Deadline for HumansWo Geschichten leben. Entdecke jetzt